Schock und Sieg für die Löwen
MÜNCHEN - Der TSV 1860 München hat seine Mini-Krise in der 2. Fußball-Bundesliga beendet. Die „Löwen“ unter Trainer Ewald Lienen bezwangen im bayerischen Derby die SpVgg Greuther Fürth. Doch ein Sechzger musste gleich in der Anfangsphase schwer verletzt vom Platz.
Feierstimmung in der Allianz Arena. „Der TSV ist wieder da“, dröhnte aus den Lautsprechern und die Spieler tanzten auf dem Rasen im Kreis. Vor der Nordkurve ballte Ewald Lienen immer wieder die Fäuste, winkte den hüpfenden und singenden Fans zu. Mit 3:1 haben die Löwen Greuther Fürth geschlagen und damit nach drei sieglosen Spielen einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Platz sieben in der Tabelle belegen sie nun. Der Rückstand auf Spitzenreiter Kaiserslautern beträgt vier Punkte. Die Tendenz geht endlich wieder nach oben.
Hin und wieder musste sich Lienen während der Jubelarien mit den Fans den Schweiß von der Stirn wischen, denn hinter ihm und seiner Mannschaft lagen 90 aufregende Minuten – die mit einem Schock begonnen hatten. In der 5. Minute lag Florin Lovin mit schmerzverzerrtem Gesicht am eigenen Strafraum. Bei einem Pressschlag mit Mokhtari hatte er sich am linken Knie verletzt, musste sofort raus. Die Diagnose: Vorderes Kreuzband und Innenband sind gerissen, am Sonntag wird der Rumäne operiert. Es drohen sechs Monate Pause.
Die Löwen, die giftig in die Partie gegangen waren, verloren nach Lovins Ausfall völlig den Faden. Lienen gestikulierte am Spielfeldrand, zeigte seiner Mannschaft immer wieder an, dass sie ruhiger spielen soll. Vor allem Aleksandar Ignojvski bemühte sich gemeinsam mit dem eingewechselten Mathieu Beda darum, das Spiel im defensiven Mittelfeld zu ordnen. Die Fürther hatten dennoch einige gute Torchancen, während bei Sechzig nach vorne wenig lief.
Die erste wirklich gefährliche Aktion bekamen die Löwen-Fans in der 39. Minute zusehen. Bedas Flachschuss aus 20 Metern strich knapp am rechten Pfosten vorbei. Für Cooper brachte Lienen zur Halbzeit Camdal, der auf der linken Seite wirbeln sollte. Die Erlösung für die Sechziger kam jedoch über rechts: Ludwig brachte eine Ecke herein – und Jose Holebas war in der 51. Minute per Kopf zur Stelle. Auf dem Weg zur Außenlinie schien der ganze Ballast der letzten Wochen von dem Außenverteidiger abzufallen. Es folgte ein Tänzchen mit Ersatzkeeper Philipp Tschauner. Und Manager Micky Stevic ließ es sich nicht nehmen, seinen Torschützen zärtlich im Gesicht zu tätscheln. „Es war unglaublich wichtig in Führung zu gehen“, sagte Lienen nach dem Spiel, „und gerade Jose hat sich den Treffer verdient. Durch seine Leistung heute – und auch unter der Woche im Training“.
Wie im Training lief nach der Führung auch das Spiel der Löwen. Die Mannschaft wirkte wie befreit, ließ den Ball laufen, agierte plötzlich selbsbewusster. Die Gäste mussten nun offensiver werden, dadurch ergaben sich Chancen zum Kontern, vor allem nachdem der Fürther Hrgovic nach einer Tätlichkeit an Rukavina in der 63. Minute auch noch rot sah. Knapp zehn Minuten später nutzte Sechzig schließlich die Überzahl – und wie: Rukavina spielte einen langen Ball in den Fürther Strafraum, Biliskov verlängerte unfreiwillig auf Lauth und der mogelte das Leder mit dem Rücken zum Torwart stehend per Außenrist ins Netz. Eleganter kann man es nicht machen. Ein Kandidat für das Tor des Monats.
Kurz darauf hätte Charilaos Pappas beinahe noch auf 3:0 erhöht, er traf vom Sechzehnereck aber nur den Pfosten. Der Fürther Haas machte es mit seinem Anschlusstreffer in der 89. Minute noch einmal kurz spannend. Doch Alexander Ludwig machte in der Nachspielzeit per Elfmeter nach einem Foul an Ignjovski alles klar.
Alex Neumann