Scheitert die Löwen-Rettung?

Hasan Ismaik, der mögliche Löwen-Investor, will maximal  5 Mio. Euro an Altlasten übernehmen. Skepsis nach Banken-Treffen.
von  Filippo Cataldo
Hasan Ismaik, hier in der Mitte mit Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider (l.), möchte beim TSV 1860 viel Macht.
Hasan Ismaik, hier in der Mitte mit Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider (l.), möchte beim TSV 1860 viel Macht. © Sofianos Wagner

München - Just als die Spieler Dienstagvormittag die Kabine verließen, zog der Regen an. Ein heftiger Schauer und eisiger Wind peitschten über das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114. „Ach, es gibt Schlimmeres“, sagte Reiner Maurer im Vorbeigehen. Er lachte.

Wieso sollte der Trainer sich auch von den Unabwägbarkeiten des Wetters die Laune vermiesen lassen? Jetzt, wo bei den Löwen endlich wieder Aufbruchstimmung herrscht? Jetzt, wo Maurer auch den Machtkampf mit Miki Stevic gewonnen hat? Zugegeben, Maurer würde nie sagen, dass es einen Machtkampf zwischen ihm und Stevic gegeben hätte. Dafür ist er zu loyal. Und tatsächlich war er es ja auch nicht er gewesen, der kurz vor Weihnachten das unterkühlte Verhältnis zwischen Trainer und Sportdirektor offenbart hatte. Stevic hatte Maurer damals mangelndes Kommunikationsvermögen vorgehalten.

Wie auch immer: Stevic wird nächste Saison nicht mehr bei 1860 tätig sein, Maurers Verbleib dagegen scheint sicher. Der Coach darf mit an der Löwen-Zukunft basteln.
Wenn es denn noch eine gibt.

Die finanzielle Rettung des Klubs entwickelt sich seit Dienstag wieder wieder zäher als von Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider noch am Wochenende erhofft.

Der wahrscheinliche Investor Hasan Ismaik hatte in der „SZ“ als Bedingung für seinen Einstieg einen teilweisen Forderungsverzicht der Gläubiger von rund 60 Prozent genannt. „Maximal vier bis fünf Millionen Euro“ der rund 14 Millionen Euro hohen Altlasten wolle er mit seinem Geld übernehmen, legte Ismaik nun in der „SZ“ nach. Das sei „keine Verhandlungsbasis, sondern eine Bedingung.“


Das Problem ist den Löwen bewusst, den ganzen Dienstag fanden darum an der Grünwalder Straße Treffen mit Bankenvertretern und Großgläubigern statt. Einen Durchbruch erzielten die Löwen dabei dem Vernehmen nach nicht. „Katastrophal“ sei das Treffen gar verlaufen, sagte einer, der mit am Tisch saß, der AZ. Vor allem eine der Hausbanken könne sich auch einen teilweisen Verzicht der Forderungen nicht leisten – oder möchte es nicht.

Den Löwenbossen droht nun wieder mal ein kräftezehrender Poker mit den Gläubigern. Zumal sie in Zeitnot sind. Bis Freitag soll die Betriebsprüfung abgeschlossen sein, danach wollten die Löwen und Ismaik eigentlich die Verträge aufsetzen – wenn das Problem mit den Altlasten gelöst ist.

Auch den eigenen Funktionären schuldet der Klub Geld. Allein Präsident Dieter Schneider soll dem Klub insgesamt rund eine halbe Million Euro geliehen haben. „Ja, ich hab’ halt ein bisschen was gegeben“, sagte Schneider dazu in seiner typischen nonchalanten Art. Und weiter: „Ich habe das im Griff. Meine komplette Altersvorsorge ist dafür nicht dafür draufgegangen“. Aber will er auf das Geld verzichten?


 

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