Deutsche Kultband und der Fußball: Ein Bekenntnis zu einer ganz besonderen München-Liebe

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AZ: Lieber Roy Bianco, lieber Abbrunzati Boys, schön, dass ihr euch während eurer Tour Zeit nehmt, um über eines eurer Lieblingsthemen zu sprechen: Fußball. Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr die beiden neuen Trikots eurer Lieblingsklubs, Roy beim FC Augsburg und Zanti beim TSV 1860, vorgestellt habt?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Der TSV 1860 München hat mich kontaktiert. Und als das dann zustande gekommen ist, hat der FC Augsburg bei Roy Bianco nachgezogen.
Boy Bianco: "Es passieren viele Dinge, die wir uns als Band nicht hätten vorstellen können"
ROY BIANCO: Genau, der FC Augsburg hat mich über Social Media kontaktiert und dann hat alles seinen Lauf genommen. Es ist eine riesige Ehre für mich, das Trikot meines Lieblingsvereins präsentieren zu dürfen. Gerade wenn man nicht so der Leistungssportler ist wie die Spieler, die sonst das Trikot tragen, ist es schon eine sehr besondere und schöne Geschichte für mich. Das hätte ich mir nie im Leben vorstellen können, dass mal eine solche Anfrage kommt. Aber es passieren gerade ohnehin viele Dinge, die wir uns als Band nie hätten vorstellen können. Dass man die Möglichkeit bekommt, so schillernd das Trikot eines Bundesligisten präsentieren zu dürfen, ist eine ganz tolle Sache für mich.
DIE ABBRUNZATI BOYS: Für mich auch. Wer mich kennt, der weiß, dass ich seit meiner Kindheit Sechzig-Fan durch und durch bin. Und als dann die Anfrage aus Giesing kam, musste ich nicht lange überlegen. Da war sofort klar, dass ich das mache und das neue Trikot präsentieren möchte. Ich bin eng verwurzelt mit dem Verein. Es war ein toller Tag auf Giesings Höhen, als wir die Aufnahmen zum neuen Trikot gemacht haben.
"Ich übernehme gerne die Rolle des Prinzen von München"
Wie waren denn die Reaktionen der Fans auf euer "Bekenntnis" zu den Löwen und zum FC Augsburg? Man kann sich vorstellen, dass es bei den Fans eurer Band auch Anhänger von anderen Klubs wie Bayern oder Dortmund gibt ...
ROY BIANCO: Viele waren gut gelaunt, manche vielleicht auch enttäuscht. Aber das ist ja immer so, wenn man sich zu einer Sache bekennt. Wir haben das lange Zeit nicht gemacht, es ist eher unter dem Radar gelaufen, auch wenn es kein riesiges Geheimnis war, für wen unser Fan-Herz schlägt. Grundsätzlich ist es sehr gut aufgenommen worden. Viele haben sich gefreut, dass wir uns endlich mal zu unseren Vereinsfarben bekennen.

Wie lange seid ihr denn schon Fans eurer Klubs?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Abgesehen davon, dass wir als Band ja ursprünglich aus Sirmione am Gardasee kommen, schlagen unsere Herzen natürlich für diese beiden Städte: Roy ist der Augsburger in unserer Band, und ich übernehme dann gerne die Rolle des Prinzen von München. Wir haben die Brücke ja schon seit jeher geschlagen im deutschsprachigen Raum, dass Augsburg und München wie die beiden Herzen von Roy Bianco und die Abbrunzati Boys schlagen. Und so sind wir eben auch zu unseren Fußballvereinen gekommen. Wenn man etwas mit einer Stadt zu tun hat, dann hat man meistens auch etwas mit einem Fußballverein zu tun. Bei mir konnten es nur die Löwen sein. Bei einer echten Arbeiter-Band kannst du dir nur einen echten Arbeiter-Verein aussuchen (lacht).
Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys sind manchmal im Stadion
Wie verfolgt ihr die Partien von Sechzig und Augsburg? Seid ihr auch regelmäßig im Stadion?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Wir haben nicht immer die Möglichkeit, die Spiele zu schauen, weil wir viel unterwegs sind und teilweise parallel auf der Bühne stehen und ein Konzert geben. Aber wenn es der Terminplan zulässt, verfolgen wir die Partien nebenbei auf dem Smartphone oder Tablet. Und man sieht uns schon auch das eine oder andere Mal im Stadion. Wenn es ganz gut läuft, bekommen wir sogar während unserer Shows einen Live-Ticker geliefert aufs Ohr. Dann bekommen wir mit, wenn ein Tor fällt.
Was erwartet ihr denn von euren Teams in dieser Saison? Beim FC Augsburg ist die Euphorie durch den neuen Trainer Sandro Wagner riesig – und bei Sechzig träumt man dank starker Neuzugänge wie Kevin Volland und Florian Niederlechner mal wieder vom Aufstieg.
ROY BIANCO: Ich finde Euphorie immer positiv. Gerade in Augsburg haben neue Trainer-Anstellungen in der Vergangenheit für positive Impulse gesorgt. Ich erhoffe mir von Sandro Wagner, dass er dieses Feuer, das er in sich trägt und das er auch bei Nationalmannschaft gezeigt hat, auf die Spieler übertragen kann, dass er die Mannschaft zum Brennen bringen kann. Ich hoffe, dass sich der FCA am Ende der Saison in der oberen Tabellenhälfte wiederfindet. Die Mannschaft hat das Zeug dazu.

"Beim TSV 1860 muss der Aufstieg das Ziel sein"
DIE ABBRUNZATI BOYS: Das ist aber optimistisch ...
Und bei Sechzig?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Wenn man sich nur das Sportliche anschaut, kann es bei Sechzig in keine andere Richtung gehen. Da muss der Aufstieg das Ziel sein. Auf dem Platz ist das qualitativ das Beste seit vielen Jahren mit Volland und Niederlechner. Aber leider ist Sechzig immer eine Wundertüte bei allem, was rund um den Verein passiert. Das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Daher hoffe ich als Fan des Vereins, dass es von außen ruhig bleibt, dass man sich aufs Sportliche konzentrieren kann und alle fit bleiben. Dann traue ich den Jungs zu, dass es endlich mal wieder nach oben geht.
ROY BIANCO: (lacht) Schaun mer mal. . .
Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Konzerten und Fußballspielen
Gibt es eigentlich Parallelen, wenn man als Fan ins Fußballstadion geht und zu einem Konzert?
ROY BIANCO: Absolut. Wir nennen unsere Fans ja nicht umsonst "Tifosi". Nein im Ernst: Menschen, die gerne ins Stadion gehen oder zu einem Konzert, lassen sich einfach gerne begeistern von Menschen, die auf der Bühne stehen oder sich das Trikot zerreißen für einen Klub. Auf dem Platz geht es um eine Ballsportart, auf der Bühne geht es um das Spiel mit Theater, mit Drama, mit Musik und den Geschichten drumherum. Ein gutes Match ist wie ein gutes Konzert. Es gibt unvorhersehbare Wendungen, beides ist popkulturell, niederschwellig, unterhaltend.
Was bedeutet es euch, wenn sich eure "Tifosi", die unterschiedliche Fußballklubs unterstützen, bei euren Konzerten zusammenkommen und sich auf eure Musik einigen, sodass etwas Gemeinsames entsteht?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Das ist ein großartiges Gefühl. Letztendlich bleibt ja der Fußball auch der Fußball – und für die Sache des Italo-Schlagers kann man als Fan von Roy Bianco und die Abbrunzati Boys auch mal sein Fan-Dress ablegen und einfach der Hochkultur von uns frönen. Da muss es nicht immer um irgendwelche Vereinszugehörigkeiten gehen. Auf "Bella Napoli" und die SSC Neapel können sich alle unserer Tifosi einigen. In den Farben getrennt, in der Musik vereint – das kann man schon so lyrisch sagen als unser Motto.

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys leben in "perfect harmony"
Wie sieht es beim Rest der Band aus, seid ihr alle Fußballfans?
ROY BIANCO: Teils, teils. Sie kommen gerne mal mit ins Stadion, wenn sich die Gelegenheit ergibt, weil sie das Event sehr schätzen. Aber so richtig eng verfolgen vor allem wir beide den Fußball.
DIE ABBRUNZATI BOYS: Die Fußballgeschichte darf dann auch mal Privatsache sein. In der Band ist das nicht so eine Riesengeschichte, wie sie gerade vielleicht aufgebauscht wird.
ROY BIANCO: Wir leben in "perfect harmony" zusammen, wie es damals Stevie Wonder und Paul McCartney zusammen gesungen haben (lacht).
Löwen-Spieler wollen "in Ruhe ein Bierchen trinken"
Habt ihr eigentlich auch bekannte Fußballer als Fans, die eure Musik hören und zu den Konzerten kommen?
ROY BIANCO: Es kommen immer mal wieder Spieler vorbei. FCA-Verteidiger Raphael Framberger war ein paar Mal da.
DIE ABBRUNZATI BOYS: Und auch schon einige Löwen-Spieler. Uns wird ja nicht immer erzählt, wer alles im Publikum steht. Aber da gibt es schon einige Überschneidungen mit dem Fußballzirkus.
Welche Löwen-Spieler waren denn da?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Das werde ich leider nicht verraten können, weil ich mit den Jungs auch in Zukunft in Ruhe ein Bierchen trinken möchte (lacht).

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys träumen von WM-Auftritt
Zum Abschluss: Habt ihr einen musikalischen Traum für die kommenden Jahre?
DIE ABBRUNZATI BOYS: Wenn wir schon beim Thema Fußball sind, könnte ich mir gut vorstellen, mal bei einer Weltmeisterschaft aufzutreten. Es muss auch gar nicht die Herren-WM sein, es könnte auch die Frauen-WM sein.
ROY BIANCO: Das ist auf jeden Fall ein sehr hoch gestecktes, ambitioniertes Ziel – aber dafür sind wir ja bekannt. Deshalb schwöre ich mich auch mal darauf ein. Vielleicht geht es sich ja aus - entweder in den USA (Männer-WM 2026, d.Red.) oder in Brasilien (Frauen-WM 2027, d.Red.) zu spielen.
DIE ABBRUNZATI BOYS: Brasilien würde ja sehr gut zu uns passen aufgrund unserer Band-Geschichte an der Copacabana. Das wär’s.