Poschner schmeißt hin – Ende eines großen Fehlers

Ohne Absprache mit 1860 geht Sportchef Gerhard Poschner mit seinem Rücktritt an die Öffentlichkeit. Interimspräsident Schneider: "Hätte mir gewünscht, dass er früher gegangen wäre."
Matthias Eicher |
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Geschichte beim TSV 1860: Gerhard Poschner.
Rauchensteiner/Augenklick Geschichte beim TSV 1860: Gerhard Poschner.

München - Donnerstag, 30. Juli. Das Löwen-Training ist planmäßig um 10 Uhr angesetzt. Die Spieler und Trainer Torsten Fröhling trotten aber erst um 10.30 Uhr aus der Kabine. Denn zuvor ereignete sich ein Löwen-Beben, wovon die Sechziger unterrichtet werden mussten: Sportchef Gerhard Poschner hat gekündigt! Fristlos! Und zu diesem Zeitpunkt völlig überraschend.

„Liebe Medienvertreter, nachstehend darf ich Sie informieren, dass ich meinen Vertrag mit dem TSV 1860 außerordentlich fristlos gekündigt habe. Die Gründe sind der Geschäftsleitung bekannt“, schrieb Poschner in einer E-Mail, die die AZ um 11.31 Uhr erreichte: „Ich habe aufgrund der Vorkommnisse in den letzten Wochen und der belasteten Beziehung zur Vereinsführung, die nicht von mir zu vertreten ist, endgültig die Gewissheit erlangt, dass meine Bemühungen letztlich ohne jede Chance auf Erfolg sein werden.

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Viele Dinge sind vorbereitet und müssen teilweise nur noch umgesetzt werden“, schrieb Poschner, der bisher erst drei Neuzugänge holte. Er bedankte sich bei „allen Mitarbeitern, Mannschaft und Trainerteam für ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit“. Für die Löwen-Bosse hatte er eine Spitze parat: „Ich wünsche dem Verein, vor allem der Mannschaft und dem Trainerteam, viel Glück und jene Strukturen, die ein professionelles und erfolgsorientiertes Arbeiten ermöglichen, zum Wohle der unglaublichen Fans.“

Kurios an Poschners Abgang: Seine E-Mail landete ohne Absprache mit den Löwen in den Posteingängen der Medien. „Es ist immer überraschend, wenn jemand unabgestimmt eine Pressemitteilung herausgibt“, sagte Interimspräsident Sigi Schneider zur AZ.

Poschners Rücktritt zu seinen ureigenen Bedingungen. Die Pressemitteilung der Löwen folgte gegen Mittag daher äußerst knapp und ohne jeden Dank an den Sportdirektor, der seit April 2014 amtierte und seit der Mitgliederversammlung am 12. Juli vom Geschäftsführer Sport zum Sportdirektor degradiert worden war. Nebst der Info, dass die Löwen und Poschner ihre Zusammenarbeit beenden und der bisherige Scout Necat Aygün seine Aufgaben „bis auf Weiteres“ übernehmen werde, stand dort nur: „Damit ist eine Entscheidung gefallen. Wir machen einen Punkt hinter diese Angelegenheit“, werden die beiden Löwen-Gesellschafter zitiert.

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Und die beiden Geschäftsführer Noor Basha und Markus Rejek – ersterer wohl der letzte Poschner-Unterstützer – nahmen dazu gar nicht erst Stellung. Die Spieler sowieso nicht, sie hatten einen „Maulkorb“ erhalten. Die Stille der Löwen. Dafür äußerte sich Schneider umso deutlicher. Er, der Poschner schon nach der vergangenen Saison öffentlich zum Rücktritt aufgefordert hatte: „Ich hätte mir gewünscht, dass er schon vor sechs, acht Wochen zurückgetreten wäre, wie ich gesagt habe.“

1860 und Poschner, es war ein großes Missverständnis: 13 Spieler hat der frühere Akteur von Stuttgart, Dortmund und Sechzig an die Grünwalder Straße geholt, dafür bekamen Identifikationsfiguren wie Benny Lauth und Daniel Bierofka keine neuen Verträge. Mit dem übermütigen Trainer Ricardo Moniz sollte der Aufstieg her. Weil die als künftige Bundesliga-Stars angepriesenen Spanier Edu Bedia und Ilie Sanchez wie die meisten Einkäufe nicht funktionierten, ging’s schnell bergab. Moniz musste gehen, Nachfolger Markus von Ahlen ging schnell hinterher. Erst Torsten Fröhling rettete die Löwen in letzter (Relegations-)Minute. Der wollte übrigens auch nichts sagen, antwortete nur auf die Frage, ob Poschners Rauswurf überraschend kam: „Hm, nicht so ganz.“ Der einzig richtige Weg für ihn: sich auf den nächsten Gegner fokussieren, Tabellenführer SC Freiburg. Denn der wäre auch ohne Löwen-Chaos schwer genug.

 

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