Pokalsieger 1860: „Das war überwältigend“

Die Löwen-Legende Manni Wagner erinnert sich an den Triumph vor 50 Jahren – und spricht über die aktuelle Situation des Vereins
Ludwig Vaitl |
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ARCHIV - Die Bildcombo vom 14.06.1964 zeigt den begeisterten Empfang, den die Münchner dem DFB-Pokalsieger München 1860 bei seiner Rückkehr aus Stuttgart bereiten, wo die Löwen das Endspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 2:0 gewannen und zum zweitenmal Pokalsieger wurden. Bild oben: Oberbürgermeister Dr. Hans Jochen Vogel (l) begrüßt die Spieler auf dem Marienplatz. Zu sehen sind (v.l.): Peter Grosser, Berti Kraus, Löwen-Präsident Adalbert Wetzel Hans Auernhammer, Rudi Brunnenmeier, Petar Radenkovic und Otto Luttrop. Bild unten: Beim Autocorso stehen im Wagen (v.l.): Adalbert Wetzel, Kapitän Brunnenmeier und Trainer Max Merkel.
dpa ARCHIV - Die Bildcombo vom 14.06.1964 zeigt den begeisterten Empfang, den die Münchner dem DFB-Pokalsieger München 1860 bei seiner Rückkehr aus Stuttgart bereiten, wo die Löwen das Endspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 2:0 gewannen und zum zweitenmal Pokalsieger wurden. Bild oben: Oberbürgermeister Dr. Hans Jochen Vogel (l) begrüßt die Spieler auf dem Marienplatz. Zu sehen sind (v.l.): Peter Grosser, Berti Kraus, Löwen-Präsident Adalbert Wetzel Hans Auernhammer, Rudi Brunnenmeier, Petar Radenkovic und Otto Luttrop. Bild unten: Beim Autocorso stehen im Wagen (v.l.): Adalbert Wetzel, Kapitän Brunnenmeier und Trainer Max Merkel.

München - Vor genau 50 Jahren haben die Löwen zuletzt den DFB-Pokal gewonnen. Beim Fanfest am Sonntag werden die alten Legenden am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße geehrt - mit einem neuen Duplikat des Henkelpokals.

Verteidiger Manfred Wagner hat die goldenen Zeiten der Löwen mitgeprägt. Der 75- jährige hat mit den Löwen Meisterschaft und Pokal gewonnen und war auch beim Europapokalendspiel gegen West Ham United mit dabei. Wagner verbrachte seine gesamte Karriere bei den Löwen, von 1958 bis 1971.

Die Löwen-Legende im Interview:

AZ: Herr Wagner, 50 Jahre ist der Pokalsieg der Löwen jetzt her. Welche Erinnerungen haben sie an den 13. Juni 1964?


MANNI WAGNER: Es war eine unheimliche Hitze damals in Stuttgart. Wir sind Tage vorher schon in der Stadt gewesen und haben uns auf das Spiel vorbereitet. Wir waren zwar nicht unbedingt der Favorit, weil Frankfurt seit sechs Monaten kein Spiel mehr verloren hatte und in der Tabelle vor uns war. Aber wir waren topvorbereitet und hatten unseren Trainer, Max Merkel.


War die gute Vorbereitung das Erfolgsrezept?


Ja, aber wir hatten auch außergewöhnliche Spieler und eine unheimliche Kondition und waren läuferisch schon damals wahnsinnig stark. Wer schon mal bei Max Merkel mittrainiert hatte, der kam automatisch in eine gute Kondition rein.


Heute spricht man von einem verdienten Pokalsieg, wie lief es damals im Finale?


Das war ein sehr verdienter Sieg, wobei wir nach kurzer Zeit mit Rudi Steiner schon einen Leichtverletzten hatten. Damals durfte man nicht auswechseln, deshalb spielte Steiner Linksaußen und Fredie Heiß rückte auf die linke Verteidigerposition. Spielerisch waren die Frankfurter sicher auch gut, aber es war ein verdienter Sieg. Wir hatten auch noch einen Lattenschuss.


Wie hat die Mannschaft den Pokalsieg gefeiert?


Das war überwältigend. 15 000 Münchner waren im ausverkauften Stadion. Nach dem Sieg sind alle Dämme gebrochen – und dann ist natürlich gefeiert worden. Anschließend sind wir mit dem Zug nach München gefahren und am Hauptbahnhof empfangen worden. Das war ein unheimlicher Empfang. Die ganze Stadt war voll. Das war unser erster großer Erfolg. Mit den offenen Autos sind wir zum Marienplatz gezogen. Ich hab sowas nur gekannt von 1954, als Deutschland Weltmeister geworden war. Das habe ich als Junge angeschaut, da war sogar noch ein bisschen mehr los.


Für das Löwen-Fanfest am Sonntag an der Grünwalder Straße wurde extra ein neues Pokal-Duplikat angefertigt. Welche Legenden sind da?


Ich freue mich. Auch, weil Petar Radenkovic kommt, er ist ja nur noch selten in München. Sogar noch ein paar Spieler von der Meistermannschaft werden dabei sein. Ein paar Spieler wie Rudi Brunnenmeier sind ja bereits verstorben.


Meisterschaft oder Pokalsieg – was hat für Sie den höheren Stellenwert?


Der Pokalsieg, das war der zweitwichtigste Tag in meinem Fußballerleben. Am wichtigsten war die deutsche Meisterschaft 1966 und dann der deutsche Pokalsieg 1964, als drittes das Europapokalspiel in London gegen West Ham United.


Verfolgen Sie heute noch regelmäßig die Spiele der Löwen?


Bei den Heimspielen bekommen wir vom Verein VIP-Karten und haben einen Tisch im Business Club. Da kommen dann immer noch viele Spieler von damals, zumindest die, die noch in München leben.


Zur neuen Saison gab es einen großen Umbruch. Was halten sie vom neuen Weg?


Ich stehe dem offen gegenüber. Ich hoffe, dass er von Erfolg gekrönt ist. Es ist eine schwierige Sache, mal was ganz Neues in allen Bereichen. Manchmal ist das schon so, dass man sich Gedanken macht, aber vielleicht klappt es ja. Vom Präsidium angefangen bis weit drunter ist alles anders als früher. Man muss dem positiv gegenüberstehen. Wenn es nicht klappt, müssen halt andere Wege gefunden werden, um wieder zurückzusteuern.


Der neue Trainer Ricardo Moniz gilt als Schleifer. Gibt es Parallelen zu Max Merkel?


Moniz legt sehr viel Wert darauf, dass die Spieler laufen, rennen und kämpfen. Und das will auch der Fan. Der Fan verzeiht, wenn die Mannschaft verliert, aber bis zum Letzten gerannt ist, und sagt: Okay, die Mannschaft war halt besser. Wobei die Kondition nur ein Teil ist, da kommt ja auch die Klasse der Spieler hinzu. Außerdem muss man mit dem Herzen dabei sein. Grundvoraussetzung ist die Kondition, aber das man mit dem Herzen dabei ist, ist das Wichtigste. Wir hatten damals beides.


Was ist drin für die Löwen in der neuen Saison?


Ich lasse mich überraschen und will keinen Tipp abgeben. Es wird schwer werden, weil heuer sehr viele Mannschaften das Zeug zum Aufstieg haben.


Kann man einem 18-Jährigen Julian Weigl die Kapitänsbinde geben?


Es ist ungewöhnlich, aber es kann klappen. Vielleicht schafft Julian Weigl es ja. Als Kapitän muss er Top-Leistungen bringen. Wenn er ein gereifter Charakter ist, dann kann er das schon machen.

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