Platzt der Investoren-Deal?

Der Jordanier Ismaik beklagt das Stocken der Verhandlungen mit 1860 und droht, sein Geld anderweitig auszugeben. Die Löwen-Bosse glauben jedoch weiter ans Geschäft.
von  Jochen Schlosser, Marco Plein

Der Jordanier Ismaik beklagt das Stocken der Verhandlungen mit 1860 und droht, sein Geld anderweitig auszugeben. Die Löwen-Bosse glauben jedoch weiter ans Geschäft: „Wir liegen im Zeitplan.”

MÜNCHEN - Was war das für eine Euphorie. Hasan Ismaik, zuvor im Privatjet eingeflogen, stand mit löwenblauer Krawatte, 1860-Fanschal und Dauergrinsen im Gesicht auf der Ehrentribüne der Allianz Arena und klatschte beim 5:1 gegen Cottbus mit den Löwen-Bossen ab. Vor gut zwei Wochen schien es, als sei der Einstieg des jordanischen Investors quasi fix, die Rettung nah. Danach herrschte Ruhe – eine trügerische. Denn nun macht der Geschäftsmann Druck. Droht der Investoren-Deal – Ismaik will für rund 13 Millionen Euro 49 Prozent der Anteile erwerben und in den nächsten Jahren insgesamt 30 bis 35 Millionen Euro ausgeben – zu platzen?

Ismaik behauptet, dass die Verhandlungen „teilweise ins Stocken geraten” und baut eine Drohkulisse auf, die darin gipfelt, dass er sein Geld bei einem anderen deutschen Klub investieren könnte. „Wir sind von der jetzigen Zurückhaltung des Vereins irritiert und können nur hoffen, dass die Führung entweder eine andere Lösung oder eine bessere Alternative hat”, ließ der 34-Jährige via „SZ” verlauten. „Mir kommt es so vor, als ob man noch nicht erkannt hat, dass der Verein kurz vor der Insolvenz steht.” Der Jordanier weiter: „Zuletzt sind sogar schon deutsche Klubs auf mich zugekommen.”

Erstaunlich gelassen fallen die Reaktionen von 1860-Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer aus. Beide nehmen die Aussagen Ismaiks als sportliche Herausforderung. „Dass er Druck macht, ist als Verhandlungstaktik zu sehen”, sagt Schäfer zur AZ, „er will das Optimale für sich rausholen und unsere Aufgabe ist es, das Optimale für den Verein herauszuholen.” Schneider ergänzt: „Es ist logisch, dass auch andere notleidende Zweitligisten an einem Mann interessiert sind, der 13 Millionen Euro im Geldbeutel hat.” Dennoch habe er „keine Angst davor, dass ein anderer Verein ihn uns wegschnappt”. Schneider weiter: „Ich sehe es als Teil der Verhandlung an, seine Interessen möglichst hart durchboxen zu wollen.”

Weder Schäfer noch Schneider werden konkret, welche Interessen dies sind. Klar ist: Ismaik will alle Macht, die sich mit den Regularien der DFL vereinbaren lässt. Hierfür müsse der Verein auch bereit sein, seine Statuten zu ändern. Heißt: Ismaik will über Personalentscheidungen informiert werden, er will Personen seines Vertrauens im Klub verankert wissen.

Es geht also nicht nur um die Übernahme der Altschulden – Ismaik will nur fünf von 14 Millionen übernehmen –, sondern auch um Personen. Während der Jordanier die Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Reiner Maurer (bis 2012) goutiert, ist er verwundert, dass die Löwen-Chefs diese Woche Ex-Profi Florian Hinterberger (52) als neuen Sportkoordinator installieren wollen. Er selbst will nämlich auf „erfahrene Macher” setzen. Hinterberger leitete zuletzt das Nachwuchszentrums des 1.FC Nürnberg. Hierzu sagt Schäfer: „Wir nehmen das zum Anlass, dies mit Herrn Ismaik zu besprechen.” Und verzichten auf Hinterberger? „Ich sehe nichts”, so Schäfer, „was seinem Engagement entgegen stehen müsste.”

Dass der gesamte Deal an einer Personalie scheitert, glauben die 1860-Bosse nicht. Schneider gibt zwar zu: „Wenn Herr Ismaik eine harte Linie mit direkten Aussagen in der Öffentlichkeit fährt, dann nehmen wir das ernst, wir lassen uns davon aber auch nicht verrückt machen.” Auch Schäfer denkt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Ismaik-Deal klappt, jetzt höher ist als zum Zeitpunkt des Cottbus-Spiels: „Da haben sich alle nur Freude, dass wir einen Scheich haben, aber wir müssen ja auch einen für die Liga konformen Vertrag hinbekommen.”

Zudem muss 1860 im Rahmen der Lizenzierung, dies wurde gestern bekannt, bis Anfang Juni noch Auflagen erfüllen. Dies habe man aber bereits gewusst. Entsprechend optimistisch kündigt Präsident Schneider an: „Wir sind jetzt so weit, dass wir den Vertragsentwurf in dieser Woche zur DFL schicken wollen, um ihn schon mal prüfen zu lassen.” Und Schäfer sagt: „Wir liegen mit Herrn Ismaik im Zeitplan.” Wenn alles ausverhandelt sei, könne Ismaik jederzeit einfliegen, um den Kaufvertrag zu unterzeichnen: „Da ist er flexibel. Wie wir alle wissen, muss er ja keinen Flug buchen.”

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