Philipp Maier kämpft um Stammplatz: Flexibilität als Fluch und Segen

Der ehemalige Hoffnungsträger Philipp Maier muss bei seinem Herzensklub TSV 1860 weiter auf einen Stammplatz warten. Unter Glöckner außen läuft es auch unter dessen Nachfolger Kauczinski nicht besser - aktuell macht ihm sogar eine besondere Qualität das Leben schwer
Ruben Stark
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Mit großen Erwartungen wurde Philipp Maier im letzten Winter aus Ulm geholt: Die Erwartungen haben sich für ihn und die Löwen bislang aber noch nicht erfüllt.
Mit großen Erwartungen wurde Philipp Maier im letzten Winter aus Ulm geholt: Die Erwartungen haben sich für ihn und die Löwen bislang aber noch nicht erfüllt. © IMAGO/Ulrich Wagner

Philipp Maier hat aus Löwen-Sicht das Herz am richtigen Fleck. Zum TSV 1860 zu wechseln war für den variablen Defensivspieler daher die Erfüllung eines Kindheitstraums. Ist zehn Monate und einige Enttäuschungen später aus dem Traum von Giesing ein Albtraum geworden? So weit geht die Ernüchterung wahrscheinlich nicht, aber gewiss ist, dass der 31-Jährige sich vor allem die laufende Saison ganz anders vorgestellt hat.

Einsätze unter Kauczinski

Zwei magere Kurzeinsätze (Mannheim, Wiesbaden) standen vor dem Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg in den Büchern. Beide erhielt der Oberbayer nach der Trennung von Ex-Trainer Patrick Glöckner – ein Zufall ist das wohl nicht. Unter Markus Kauczinski hat Maier zumindest wieder regelmäßig Aussichten auf Einsätze, der Weg zu einem Stammplatz ist freilich immer noch weit.

Gekommen war Maier im Januar dieses Jahres als einer der Retter im Abstiegskampf. Er sollte mit seiner Präsenz, seiner Zweikampfstärke und auch seiner Löwenliebe helfen, die Sechzger vor dem Absturz zu bewahren. Als filigraner Mittelfelddirigent war er nicht mit Sack und Pack über die A8 aus Ulm nach München gefahren. "Ich bin eher ein Mann fürs Grobe", hatte Maier freimütig erzählt. Ein Fußball-Arbeiter, einer, der sich für keine Aufgabe zu schade oder zu fein ist. "Was in der Dritten Liga nicht verhandelbar ist", sagte er, "das sind Einsatz, Leidenschaft und Wille. Das ist auch das Minimum, was ich bringen kann und bringen will."

Verlorene Stammposition

Diese Attribute waren zunächst auch noch bei Glöckner gefragt, zudem holt man einen Zweitligaspieler, der Maier zu der Zeit war, nicht, um ihn auf die Bank zu setzen. "Mit ihm stabilisieren wir unser Mittelfeld und haben gleichzeitig einen Spieler, der Torgefahr ausstrahlt", kommentierte der damalige Sportchef Christian Werner den Transfer.

Der erste Monat lief nach Plan. Maier spielte regelmäßig, die erhoffte Stabilität stellte sich ein und Sechzig war mit ihm auf dem Rasen zumeist erfolgreich. Die Torgefahr fehlte zwar noch, aber geschenkt. Knackpunkt war dann das S-Bahn-Derby gegen Unterhaching (2:1), bei dem der gebürtige Chiemgauer zur Pause ausgewechselt wurde. Fortan hatte Maier bei Glöckner seine Stammposition im zentral-defensiven Mittelfeld eingebüßt.

Der Coach hat die Entwicklung im Blick: "Er ist näher herangerückt und macht insgesamt Schritte nach vorne", sagt Markus Kauczinski über Philipp Maier.
Der Coach hat die Entwicklung im Blick: "Er ist näher herangerückt und macht insgesamt Schritte nach vorne", sagt Markus Kauczinski über Philipp Maier. © IMAGO/Ulrich Wagner

Sportliche Degradierung

In den folgenden neun Liga-Partien bis Saisonende spielte er einmal länger als eine Halbzeit, war dreimal ohne Einsatz im Kader, saß eine Gelbsperre ab und kam bei vier Kurzauftritten auf insgesamt 52 Minuten Spielzeit. So sieht eine sportliche Degradierung aus und die Perspektive trübte sich für Maier weiter ein, denn Glöckner hatte nach AZ-Informationen wenig Verwendung für den defensiven Mittelfeldspieler. Nur dreimal stand Maier in der laufenden Saison überhaupt im Kader bis zur Demission Glöckners, fünfmal fand er nicht einmal dafür Berücksichtigung.

Hoffnung unter neuem Trainer

Der Schluss liegt nahe, zu vermuten, dass Maier nicht unglücklich über die Entwicklung auf dem Trainerposten gewesen ist. Unter Kauczinski fiel sein Name, als es darum ging, den gesperrten Tunay Deniz in Mannheim (1:3) zu ersetzen – und er fiel erneut, nachdem sich Deniz gegen Cottbus (3:0) schwer am Knie verletzt hatte. Den Zuschlag erhielt aber erst einmal Max Christiansen, auch weil der über jene Spielpraxis verfügt, die Maier aktuell fehlt.

Und zudem – da wird ihm seine flexible Einsetzbarkeit zum Verhängnis –, weil er in Regensburg aufgrund der Personalnot in der Abwehr als Ersatz parat stand, falls in der Dreierkette Max Reinthaler, Sean Dulic und Siemen Voet etwas passieren sollte. Fluch und Segen der heutzutage als Polyvalenz bezeichneten Qualität. Aber, und das gibt Maier womöglich Hoffnung, Kauczinski lobt seine Entwicklung.

Positive Entwicklung

"Er ist näher herangerückt und macht insgesamt Schritte nach vorne, auch in der Dynamik, in der Intensität", sagte der Löwen-Coach zu dessen Startelf-Aussichten. So wie Kauczinski bisher aufgetreten ist, sind das keine taktischen Äußerungen, sondern die Überzeugung des 55-Jährigen. Und Maier wäre nicht der Erste, dessen über Monate ausweglos erscheinende Situation sich im schnelllebigen Profibusiness komplett wandelt. An der Bereitschaft wird es nicht scheitern.

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