OB Ude über die Löwen und die Arena: "Es gibt keinen Ausweg"

Münchens Oberbürgermeister und 1860-Aufsichtsrat Christian Ude erklärt, warum Sechzig in der bei manchen Löwen-Fans unbeliebten Allianz Arena bleiben muss - und warum er Spielraum nur beim Catering sieht.
von  Abendzeitung
Bei vielen Löwen eine unbeliebte Heimstätte: Die Allianz Arena.
Bei vielen Löwen eine unbeliebte Heimstätte: Die Allianz Arena. © ap

Münchens Oberbürgermeister und 1860-Aufsichtsrat Christian Ude erklärt, warum Sechzig in der bei manchen Löwen-Fans unbeliebten Allianz Arena bleiben muss - und warum er Spielraum nur beim Catering sieht.

AZ: Beim TSV 1860 geht es derzeit vor allem um ein Thema: Die hohen Kosten an der Allianz Arena – und der Wunsch vieler Löwen-Fans, aus diesem Mietvertrag auszusteigen. Herr Ude, gibt's Hoffnung für die blaue Seele?

CHRISTIAN UDE: Nein, das ist absolut unrealistisch. Der Verein kommt aus diesem Stadion-Vertrag nicht raus – auch nicht mit moralischem Druck. Die Realität ist, dass ein langfristiger Vertrag (bis 2025, d. Red.) geschlossen wurde, da kann auch eine Delegierten-Mehrheit des TSV 1860 nicht sagen: „So, wir wollen da jetzt raus!“ Das geht nicht. Es gibt keinen Ausweg.

Die Löwen zerbrechen womöglich an diesen Kosten, pro Jahr zwischen fünf und sechs Millionen Euro.

Bevor diese Arena gebaut wurde, habe ich fünf Jahre davor gewarnt – vor allem die damaligen 1860-Verantwortlichen (Ex-Präsident Wildmoser, d. Red.) vor der möglichen Kosten-Explosion. Da gibt's sogar Fernseh-Aufzeichnungen davon, aber man wollte mir nicht glauben. Ich habe es heute noch in den Ohren, wie die Fans gegen mich gepfiffen haben – und es waren ausnahmsweise nicht die Anhänger des Grünwalder Stadions.

Sie haben Wildmoser & Co. nicht umstimmen können.

Die Stadt wollte lange am Olympiastadion festhalten, wir wollten, dass der Fußball dort bleibt – aber die Bayern und die Löwen waren sich einig: Es sollte ein gemeinsames Stadion sein, ein Neubau. Es war der Herzenswunsch beider Vereinsorgane. Und die WM war ein schöner Anlass, um den Zeitdruck zu erhöhen.

Kann die Stadt 1860 denn jetzt nicht unterstützen?

Wir haben das schönste Stadion der Welt hingestellt – das Olympiastadion. Für wen? Außerdem: Wir haben schon genügend geholfen. Wir haben 200 Millionen Euro für öffentliche Verkehrserschließung bezahlt. Ist das nichts?

Für die Löwen wird die Allianz Arena womöglich demnächst zum Millionen-Grab – sollte man sich vielleicht an den FC Bayern wenden?

Ich scheue keine Konflikte mit dem FC Bayern, aber niemand kann von den Bayern erwarten, dass sie den Partner aus dem Stadion-Vertrag entlassen und die Kosten alleine tragen. Die Löwen haben sich zu diesem Geschäft verpflichtet – und außerdem will der Verein wieder in die Bundesliga. Das geht nur in der Allianz Arena, diese Meinung hat ja auch Präsident Rainer Beeck. Andernfalls würde man sich vom Profi-Fußball verabschieden, wenn die Leute vom Grünwalder Stadion reden.

Der Vertrag mit der Catering-Firma „Arena One" verschlingt pro Jahr zwei Millionen Euro: Die Löwen zahlen die gleiche Summe wie die Bayern – trotz unterschiedlichen Zuschauerzahlen!

Die Verträge wurden so geschlossen, aber ich weiß, dass hier inzwischen Gespräche mit dem Caterer stattfinden. Und ich sehe gute Chancen, dass der Vertrag für 1860 in Zukunft günstiger wird.

Präsident Beeck wurde auf der Delegierten-Versammlung mit 83,4 Prozent der Stimmen bestätigt: Ist er der Richtige für die Löwen?

Was der Präsident in den letzten sechs Monaten bei 1860 gemacht hat, hat dem Verein gut getan. Unter Beeck ist Sachlichkeit und ein freundliches Klima eingezogen, die Hahnenkämpfe sind beendet – leider hat das noch nicht den sportlichen Erfolg angelockt. Es ist auch für mich nicht befriedigend, dass 1860 nur im mittleren Drittel der Tabelle steht.

Wie soll 1860 sich für Investoren attraktiv machen, wenn die Leistungen auf dem Platz mangelhaft sind?

Natürlich ist der sportliche Erfolg wichtig, aber der Verein strahlt wieder Stabilität aus – das ist wichtig für Sponsoren.

Sportdirektor Stefan Reuter ist bei den Fans umstritten. Auch Präsident Beeck spürte Gegenwind, als er ankündigte, mit Reuter verlängern zu wollen.

Wenn's nach mir ginge, würde ich mit Reuter sofort verlängern. Ich glaube, dass er, auch wenn die Mannschaft im Moment keine Glückssträhne hat, zu den Sympathieträgern im Verein gehört.

Das allein reicht nicht, um ein erfolgreicher Manager zu sein.

Gegenfrage: Gibt's einen besseren Namen für 1860, der auch bezahlbar ist? Reuter hat als Weltmeister Renommee, dieser Name hört sich nicht nach Mittelmaß an. Sein Name ist klangvoll. Ich halte nichts davon, dass alle paar Jahre in einem Verein Köpfe rollen. Der Präsident hat meinen Segen bei Reuters Vertragsverlängerung.

Interview: Oliver Griss

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