Neues Löwen-Motto: Mut schöpfen!
München - Klar, nach einem Sieg sieht die Welt anders aus, nach so einem spielstarken Erfolg sowieso. Da erscheinen plötzlich sogar Statistiken in einem anderen Licht. Also sagt 1860-Trainer Friedhelm Funkel nun am Sonntag, zwei Tage nach dem 4:0 der Löwen gegen Aalen – das ist keine so schlechte Quote“, sagt er.
Funkel hat natürlich nicht vergessen, dass die Löwen unter ihm in insgesamt 18 Spielen eher magere 25 Punkte geholt haben, dass seine Löwen in den vier Spielen vor Freitag neben der Spur waren und in sieben Rückrundenspielen nur sieben Punkte holten bis jetzt. Aber: Der Trend ist bekanntlich dein Freund. Und es gibt tatsächlich gute Argumente dafür, dass dieser Sieg gegen Aalen mehr als nur ein Zwischenhoch war, dass der Knoten bei den Löwen nun endlich geplatzt sein könnte:
Befreit vom Druck: Im Prinzip schon seit dem ersten Spieltag wirkte die Mannschaft gehemmt, unsicher, übernervös. Dementsprechend waren auch die Spiele. Selbst, wenn die Löwen gewannen, waren die Siege mühsam, die Spiele oft unansehnlich. Es gab ganz gute Halbzeiten, aber bis Freitag nie eine ganze überzeugende Partie. Die Löwen wirkten wie eine Mannschaft, die Angst hatte, die hohen Erwartungen nicht erfüllen zu können. Auch die Winter-Einkäufe wurden ausnahmslos positiv bewertet. Der Druck wurde größer – die Mannschaft verkrampfte nur noch mehr. Hatte die Mannschaft zu viel Angst zu verlieren? „Das kann schon sein, dass die Spieler sich mental ohne es zu wollen ein wenig selbst im Weg standen“, sagt Funkel: „Die Erwartungshaltung ist wohl nirgendwo so hoch wie in München. Aber damit müssen wir leben.“ Spätestens nach dem 0:0 in Sandhausen letzten Samstag war klar, dass 1860 nichts mit dem Aufstieg zu tun haben würde – und prompt drehte das Team auf. Die Löwen – vielleicht mental dieses Jahr noch nicht reif für den Aufstiegskampf.
Die Einheit: Die Spieler hatten sehr wohl realisiert, dass es beim Spiel gegen Aalen auch um die Zukunft ihres Trainers gehen konnte. Die Trennung vom – im Team beliebten – Sportchef Florian Hinterberger am Freitag zuvor hatte die Spieler durchaus nachdenklich gemacht. Sie wollten nun nicht auch noch Funkel verlieren. Der Trainer ist kein Selbstdarsteller, nie würde Funkel einen Sieg für sich alleine selbst beanspruchen – und nach Niederlagen stellt er sich hinter die Spieler. „Die Mannschaft ist eine Einheit. Sie ist nie in Grüppchen zerfallen. Sie hat gemeinsam verloren, hat kollektiv nicht die Leistung abgerufen und sie gewinnt gemeinsam“, sagt Funkel.
Die Spielweise: Zum ersten Mal spielten die Löwen am Freitag so, wie der Trainer es sich vorstellt, zum ersten Mal setzte sie das unter der Woche nochmal intensiv trainierte Pressing mustergültig um. Zudem ging Funkel ins Risiko, stellte wesentlich offensiver auf als zuletzt, Hinter dem geborenen Knipser Yuya Osako wirbelten die drei spielstarken und überragenden Markus Steinhöfer als sehr offensiver Außenverteidiger. Ein Sonderlob vom Trainer gibt es für Adlung. „Adi ist enorm viel gelaufen, hat Yuya und den anderen den Rücken freigehalten, er hat das Pressing toll umgesetzt und verinnerlicht.“
Die Perspektive: „Hätten wir verloren, wären wir in den Abstiegskampf geraten“, sagt Funkel, der hofft, dass es so weitergeht. „Wir werden vielleicht ab jetzt nicht jedes Spiel gewinnen, aber wenn wir so weiterspielen, weiter Mut schöpfen und dann hoffentlich erfolgreich sein.“ Wo die Reise noch hinführt, ist offen. Funkel: „Lasst uns die nächsten vier Spiele abwarten, dann wissen wir wirklich, wo wir stehen.“ Ein Hauch von Perspektive!
- Themen:
- Friedhelm Funkel
- TSV 1860 München