Neuer Löwen-Sponsor: Giesing und die große Welt

Wie Volkswagen (und die Konzerntochter Audi) den internationalen Fußball erobern will und warum auch Zweitligist 1860 interessant ist: Die Hintergründe des Hauptsponsoren-Deals.
von  Filippo Cataldo
Gabor Kiraly (li.) und Benny Lauth könnten bald mit einem Logo aus dem VW-Konzern auf dem Trikot auflaufen.
Gabor Kiraly (li.) und Benny Lauth könnten bald mit einem Logo aus dem VW-Konzern auf dem Trikot auflaufen. © Rauchensteiner

München - 800.000 Euro. Gerade mal so viel kostete es Ernst Probst, sich 2009 mit seiner Schmiermittel-Firma Liqui Moly auf die Löwen-Brust zu kaufen.

So billig ist die Trikotwerbung nicht mehr zu haben. Mindestens das Doppelte mussten die letzten Hauptsponsoren – die polnische Software-Firma Comarch und zuletzt Aston Martin – zuletzt an die Grünwalder Straße überweisen. Vom designierten kommenden Hauptsponsor VW erwarten sich die Sechzger nun 1,6 Millionen Euro pro Jahr.

Und doch würden sie, sollte der Deal mit dem Automobilriesen wie erwartet über die Bühne gehen, in eine ganz andere Ebene vorstoßen. „Bisher hatten die Löwen immer eher regional verwurzelte Unternehmen als Hauptsponsoren. Mit VW würden sie nun einen Global Player bekommen, der zudem für langfristige Engagements bekannt ist. Das wäre ein Abschluss, den man von 1860 so nicht erwartet und könnte dem Klub auch bei der Akquise weiterer Sponsoren helfen”, sagt Udo Kürbs, Chefredakteur des Branchendienstes „Sponsor News”.

Allerdings bleibt die Frage, wieso der Weltkonzern an einer Zusammenarbeit mit dem TSV 1860 interessiert ist. Offizielle Stellungnahmen gibt es dazu nicht, weder 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer noch die Wolfsburger wollen die Verhandlungen im letzten Moment noch scheitern lassen, doch unwidersprochen bleibt die von der AZ enthüllte Tatsache, dass VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn persönlich seinen Mitarbeitern die Zusammenarbeit mit 1860 empfohlen hat. Nach AZ-Informationen würde Winterkorn am liebsten das Logo einer VW-Marke auf dem Trikot sehen, am wahrscheinlichsten scheint wegen des regionalen Bezugs MAN. Möglich wäre aber auch eine Premium-Partnerschaft ohne Trikot-, aber mit großflächiger Bandenwerbung in der Allianz Arena, die 1860 immerhin mindestens einen hohen sechsstelligen Betrag einbringen würde. „Für VW könnte es natürlich interessant sein, wenn sie bei Spielen beider Klubs in der Allianz Arena mit ihren Marken auf den Banden stehen würden”, sagt Kürbs.

So oder so: 1860 steht kurz davor, Teil einer sehr groß angelegten Marketingoffensive des Autobauers zu werden. „Seit zwei, drei Jahren drängt der Konzern massiv in die Bundesliga”, sagt Kürbs. Bei elf Erst- und Zweitligaklubs ist der Konzern als Sponsor aktiv, beim FC Bayern ist Audi sogar Anteilseigner. Dazu kommt das Engagement im DFB-Pokal. 110 Millionen Euro haben VW und Audi sich 2012 die Sponsoring-Aktivitäten im deutschen Sport nach einer Schätzung des „Wall Street Journals Deutschland” kosten lassen. „Partner des Fußballs” nennt sich der Konzern mittlerweile selbst.

„Die Aktivitäten sind auch eine Machtdemonstration gegen Toyota”, sagt Kürbs. Beide Firmen wollen Weltmarktführer sein, derzeit hat Toyota die Nase vorn. „Doch in Deutschland ist der Sponsoring-Markt im Fußball für Toyota zu. VW und auch Opel, die Dortmund und drei weitere Klubs unterstützen, haben sich die Liga mehr oder weniger aufgeteilt”, sagt Kürbs. Und natürlich stecken auch handfeste wirtschaftliche Gründe hinter dem Sponsoring. Kürbs: „VW hat im ersten Halbjahr 2013 so viele Autos verkauft wie nie zuvor. Doch auf dem europäischen Markt stagnieren die Verkäufe. Dagegen wollen sie etwas tun.”

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