Neuanfang in der Bayernliga?
München - Zwölf Tage bleiben 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider, um die Löwen zu retten. „Wir haben jetzt richtig Druck im Kessel", sagte Schäfer am Freitag. Die AZ erklärt, worauf es ankommt.
Wieso hat 1860 das Ausmaß der Finanznot öffentlich erklärt?
Schäfer und Präsident Schneider wollten die schleppenden Verhandlungen mit Banken und Investoren vorantreiben. Durch den Appell sollen zögernde Unternehmen überzeugt werden, doch noch zu helfen. Außerdem könnte die Pressekonferenz auch rechtliche Aspekte gehabt haben. Im Falle eines Insolvenzantrags will Schäfer sich nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben und nicht vor den Folgen gewarnt zu haben.
Wie kann 1860 geholfen werden?
Gesucht werden Banken, die kurzfristig die Kreditlinien erhöhen – zu bezahlbaren Konditionen. Oder Gönner, die Bürgschaften über die Summe ausstellen. Kurzfristig unwahrscheinlich ist ein Investoren-Einstieg. Immerhin: Ein Sanierungsgutachten der Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft Deloitte bescheinigte, dass 1860 „sanierungsfähig und -würdig sei”. Schäfer: „Sie haben uns eine positive Fortführungsprognose attestiert."
Kann die DFL helfen?
Die Löwen könnten, sollten sie die Spielergehälter nicht bezahlen können, einmalig den DFL-Nothilfefonds in Anspruch nehmen. Die Ligagemeinschaft würde dem Klub ein Darlehen gewähren, das im Juni zurückgezahlt werden müsste. Folge: ein weiterer Punktabzug. „Wir sind informiert, dass es diese Möglichkeit gibt", sagte Schäfer.
Kann die Stadt nicht helfen?
OB Christian Ude ist Löwen-Fan, war lange im Aufsichtsrat. In der „SZ" bezeichnete es Ude als „Tragödie", wenn 1860 aus dem Profifußball verschwinden würde. „Die Millionenstadt München verträgt weiß Gott zwei große Fußballvereine”, sagte er. Auch CSU-Boss Seppi Schmid machte sich verbal für die Löwen stark: „Die meisten Jahre über gab es zwei Spitzenvereine aus München im Profifußball", sagte er. Das stehe der Stadt gut zu Gesicht. Auch Schneider und Schäfer hoffen offenbar auf die Hilfe von oben. „Ich glaube, dass die Stadt München einen ehrlichen, seriösen Arbeiterverein braucht”, sagte Schäfer. München sollte „in der Lage sein, so einen Klub mitzutragen". Allerdings: Schon im Februar haben die Landeshauptstadt und Mitglieder der Staatsregierung versucht, 1860 zu helfen. Es gab einen Umschuldungsplan, wonach die Landesbank und die Stadtsparkasse die bisherigen Kreditgeber ablösen sollten. Diese große Bankenlösung scheiterte. Regierungsmitglieder schrieben sich nervöse SMS hin- und her, dass es mit den Löwen zu Ende ginge.
Was passiert im Fall der Insolvenz?
Die Verträge mit den Profis wären sofort hinfällig. Der Spielbetrieb bis Saisonende könnte weitergehen – falls der Insolvenzverwalter die Gehäter zahlen kann. Der Lizenzentzug wäre in jedem Fall unweigerlich. 1860 müsste im Amateurlager neu anfangen – wahrscheinlich in der fünftklassigen Bayernliga.