Nächster Chaos-Höhepunkt bei TSV 1860: Zum Trainingsauftakt stehen Löwen ohne Trainer da
München - Wer führt die Löwen ins Jahr 2024? Die Antwort: keiner. Oder, wenn man so will: U21- und Interimstrainer Frank Schmöller. "Die Löwen starten am Dienstag, 2.1. ins neue Jahr 2024 – zunächst mit Frank Schmöller auf der Trainerposition", schrieb der TSV nur einen Tag vor dem Auftakt. Nach AZ-Informationen hat der Hamburger noch ein paar Tage Urlaub, in denen er einspringen kann.
In den vergangenen Jahren hatte es stets halbwegs frühzeitige Informationen über Datum und Personal gegeben. Diesmal schuf der chaosumwobene Verein selbst für seine Verhältnisse ein Novum: Zum Auftakt im neuen Jahr steht der TSV ohne Trainer (mit der erforderlichen Lizenz) und ohne Sport-Boss da.
TSV 1860 weiter ohne Sportchef: Blockade statt Konsens
Die Hintergründe sind bekannt: Die Vereinsseite um Präsident Robert Reisinger hatte Christian Werner, erklärter Kandidat von Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, zuerst drei Mal als Sportchef abgelehnt und seine Qualifikation infrage gestellt, um ihn schließlich als Geschäftsführer Sport inthronisieren zu wollen. Wie Reisinger betonte, habe sich die Meinung der e.V.-Vertreter nach einem Casting Werners vor dem Verwaltungsrat geändert.
Investor Hasan Ismaik und seine Statthalter kritisieren den aus ihrer Sicht fragwürdigen Richtungswechsel der Vereinsbosse und wollen Werner als Sportlichen Leiter einstellen. Beide Wege wären grundsätzlich möglich, nur bräuchten die Gesellschafter-Streithähne dazu einen Konsens. Statt eine Kompromisslösung ins Auge zu fassen, blockieren sich die Protagonisten beider Lager gegenseitig und unterstellen der Gegenseite politisches Kalkül: Die e.V.-Seite könnte den in Ungnade gefallenen Pfeifer vor die Tür setzen, wäre Werner als neuer Geschäftsführer in der Haftung. Ismaik dagegen knüpft seine Unterstützung an sein Mitspracherecht, doch für Kompromisse ist der Jordanier dabei nicht bekannt.
Trainingsauftakt beim TSV 1860: Leistungstests am Dienstag, auf den Rasen am Mittwoch
Zurück zur Mannschaft, auf deren Rücken der geschilderte Machtkampf unübersehbar ausgetragen wird: Am Dienstag stehen zuerst einmal der obligatorische Leistungstests auf dem Programm, die von Athletikcoach Jörg Mikoleit im Kraftraum durchgeführt werden.
Interimscoach Schmöller, der tags darauf das Training leiten soll, hat die letzten beiden Drittliga-Spiele des Jahres in Bielefeld (0:1) und Mannheim (0:2) verlor und verfügt zwar nicht über die nötige Trainerlizenz, soll nun aber weiter den Platzhalter spielen. Ob und zu welchem Zeitpunkt die als Favoriten gehandelten Werner (als Geschäftsführer) und Marco Antwerpen (als Coach) endlich verpflichtet werden können, ist nach wie vor unklar.