Nach "Totalabsturz" sieht Kauczinski rot und sucht Löwen, "die Dreck fressen"

Die 0:4-Klatsche bei Jahn Regensburg stürzt 1860 in die Krise. "Das war ein Totalabsturz vom Anfang bis zum Ende", klagt Coach Kauczinski und will seinem Team "Dreck fressen" lehren. Ob das reicht?
von  Matthias Eicher
Wenn der Cheftrainer der Blauen rot sieht: 1860-Coach Kauczinski zeigt sich nach dem 0:4-Debakel bei Jahn Regensburg „fassungslos“ und kündigt an, die Zügel anzuziehen.
Wenn der Cheftrainer der Blauen rot sieht: 1860-Coach Kauczinski zeigt sich nach dem 0:4-Debakel bei Jahn Regensburg „fassungslos“ und kündigt an, die Zügel anzuziehen. © sampics

Es ist noch nicht einmal die Hinrunde gespielt in der Drittliga-Saison 2025/26, noch nicht einmal ein Saison-Drittel, da liegt die Welt der Löwen gefühlt schon in Trümmern. Trainer rausgeworfen, Sport-Boss gleich mit – und das nach der enormen Euphorie, entfacht durch die Rückkehr von Kevin Volland, Florian Niederlechner und einen (scheinbar?) starken Kader, der prompt von fast allen Drittliga-Trainern zum Aufstiegsfavoriten erklärt worden ist.

Ach, ersparen wir uns an dieser Stelle doch einfach weitere Worte, wie schön 2025/26 für die Sechzger hätte werden können, hätte werden sollen, für manche sogar müssen.

"Das war ein Totalabsturz vom Anfang bis zum Ende"

Einen Neuanfang später, mit dem neuen Cheftrainer Markus Kauczinski und Geschäftsführer Manfred Paula als Rettungskommando des TSV 1860, scheint die mühsam aufs Neue erzeugte Aufbruchsstimmung schon wieder aufgebraucht zu sein: Die desaströse 0:4-Klatsche am vergangenen Sonntag im bayerischen Derby beim SSV Jahn Regensburg stellt die Blauen vor neue Rätsel, und zwar jene der unangenehmen Sorte. Miserable Leistung, miese Stimmung, neue Weltuntergangs-Szenarien.

Die Erklärungsversuche der Beteiligten auf und neben dem Rasen, dieses weiß-blaue Fiasko in Worte zu fassen, klingen frustriert wie ratlos. "Ich bin fassungslos. Das war ein Totalabsturz vom Anfang bis zum Ende", erklärte Coach Kauczinski sichtlich geschockt, aber zumindest erfrischend ehrlich: "Wir haben auch in der Höhe verdient verloren. Jahn Regensburg war in allen Belangen überlegen!"

Was für eine Knallhart-Ansage des Trainers nach Sechzigs höchster Saison-Pleite im Regensburger Pyro-Nebel. Kauczinski sieht rot.

"Letzte Woche war alles gut – jetzt sieht die Welt wieder ganz anders aus"

Kollektiv den ihrerseits zuvor kriselnden Regensburgern unterlegene Löwen, die sich nicht einmal mit ihren als Kernkompetenzen gepriesenen Fähigkeiten (beißen, kratzen, kämpfen!) wehren? Und das, obwohl der TSV an sämtlichen Stellschrauben gedreht hat, um eine Trendwende zu erzwingen und die Mannschaft derzeit nicht einmal das berühmt-beliebte Alibi hat, sich hinter irgendwelchen Machtkämpfen und Turbulenzen zu verstecken?

Heißblütig und emotional – diese Attribute durfte man getrost den Jahn-Fans und -Spielern zuschreiben, aber wahrlich nicht den Löwen.
Heißblütig und emotional – diese Attribute durfte man getrost den Jahn-Fans und -Spielern zuschreiben, aber wahrlich nicht den Löwen. © IMAGO/Ulrich Wagner

"Letzte Woche war alles gut, da gewinnen wir 3:0 gegen den Spitzenreiter, jetzt sieht die Welt wieder ganz anders aus", sagte Thore Jacobsen, der Kapitän Jesper Verlaat als Führungslöwe zu ersetzen versucht, aber nicht ersetzen kann, im Hinblick auf den Dreier gegen Energie Cottbus im Grünwalder Stadion, wo 1860 unter Kauczinski zumindest die Heimstärke wiedergefunden hat (zwei Spiele, zwei Siege).

"Es geht darum, Jungs zu finden, die Dreck fressen"

Ist es wirklich nur das berüchtigte Phänomen, sich in der Underdog-Rolle zu gefallen und gegen spielstarke Mannschaften, besser auszusehen, als gegen schwächere Teams unter größerem Erwartungsdruck Pflichtsiege einfahren zu müssen? Und auswärts, wo nach Regensburg sogar an die 4000 Sechzger-Anhänger mitgereist sind, versagen wieder die Nerven? Es ist bereits die fünfte Niederlage in Serie.

"Das Resultat spricht für sich, am Ende in der Höhe verdient sogar. Mehr gibt es nicht zu sagen", sagte Max Reinthaler, der Verlaats Ausfall als Verteidiger kompensieren soll, aber ebenfalls kein gleichwertiger Ersatz ist.

Zur Wahrheit gehört auch, dass den Blauen der Ausfall von Tunay Deniz wehtut, wenngleich Kauczinski dies oder Systemfragen nicht als Ausrede gelten lassen möchte. Vielmehr gehe es "bei jedem Einzelnen los." Und jeder Einzelne habe "alles, was es für ein Derby braucht, nicht geliefert".

Frust pur, gefolgt von weiß-blauer Sprachlosigkeit: die Löwen-Profis um Florian Niederlechner (2.v.l.) und Kevin Volland (3.v.r.) nach der 0:4-Packung in Regensburg, der fünften Auswärts-Niederlage in Serie.
Frust pur, gefolgt von weiß-blauer Sprachlosigkeit: die Löwen-Profis um Florian Niederlechner (2.v.l.) und Kevin Volland (3.v.r.) nach der 0:4-Packung in Regensburg, der fünften Auswärts-Niederlage in Serie. © sampics

Wer Sechzigs neuen Coach kennt, der weiß: Den Spielern stehen nun anstrengend-unangenehme Zeiten bevor. "Es geht darum, Jungs zu finden, die Dreck fressen", stellt der 55-Jährige klar: "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen." Ganz getreu seiner Herkunft aus Gelsenkirchen im Ruhrpott sollen die Giesinger nun kräftig malochen, um zumindest den zarten Hoffnungsschimmer, irgendwann und irgendwie doch noch oben angreifen zu können, nicht zu verlieren.

Nur noch zwei Zähler trennt den TSV 1860 von der Abstiegszone

Dabei ist 1860, als Tabellen-14. mit 18 Punkten, nur noch zwei Zähler von den Abstiegsrängen und Erzgebirge Aue auf Rang 16. entfernt. Zuletzt hatte Kauczinski erklärt, mitten in der Saison nur an der Intensität feilen zu können. Angesichts der höchsten Saison-Pleite wird ihm aber bestimmt auch etwas einfallen, um seinem Team mit schweißtreibenden Trainings-Taten und glasklaren Worten zu zeigen: So geht’s nicht weiter!

Weder im Totopokal-Viertelfinale beim TSV Aubstadt (Mittwoch, 18.30 Uhr), noch im nächsten Drittliga-Duell gegen den 1. FC Saarbrücken (23. November, 13.30 Uhr).

Fazit: Es ist schon ein Kreuz, mit diesem negativen Druck, den zu entgleiten drohenden Saisonzielen hinterherzulaufen, umzugehen – und eine Mammutaufgabe, den Bock wirklich umzustoßen. . .

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