Hasan Ismaik weg: Wer ist der neue Schweizer Investor beim TSV 1860 München?

Ein neuer Investor aus der Schweiz hat Hasan Ismaik abgelöst beim TSV 1860, doch alle Beteiligten schweigen sich beharrlich aus. "Wichtig ist, dass es 1860 gut geht", sagt ein Löwen-Funktionär – und Ismaik eröffnet ein Café im Louvre.
von  Matthias Eicher
Schweigegelübde: Auch Hasan Isamik äußert sich nicht zum neuen Investor - wohl aus vertraglichen Gründen.
Schweigegelübde: Auch Hasan Isamik äußert sich nicht zum neuen Investor - wohl aus vertraglichen Gründen. © IMAGO/Ulrich Wagner

Samstag, 5. Juli, 19.26 Uhr: "Neuer Gesellschafter löst Hasan Ismaik ab", schrieben die Löwen in einer Pressemitteilung– eine Nachricht, die Sechzigs Welt aus den Angeln hob. Seitdem herrscht das große Rätselraten darüber, wer die ominöse Schweizer Familien-Holding sein soll, die Ismaiks Anteile übernimmt. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich zur aktuellen Situation nicht äußern möchte", schrieb ein Vereinsfunktionär des TSV 1860, der den Namen des neuen Hauptgesellschafters kennt, auf AZ-Nachfrage und kam zu der Erkenntnis: "Wichtig ist, dass es 1860 gut geht!"

Verschwiegenheitspflicht und Gerüchte

Auch Geschäftsführer Christian Werner, der hinsichtlich sportlicher Themen als kommunikativer Boss gilt und kürzlich wohl auch bei zahlreichen Fans in puncto Transparenz durch seine Sommer-Interviews punkten konnte, hat nur mehrfach mit dem Kopf geschüttelt, als es um Investorenthemen ging.

Zur Erklärung: Alle Beteiligten der Anteilsübernahme haben sich eine Verschwiegenheitspflicht auferlegt oder wohl sogar eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschrieben, Verstöße würden mit hohen Konventionalstrafen sanktioniert. Nachdem mit der Emil Frey Holding AG aus mehreren Quellen ein erstes Gerücht aufgetaucht ist, hat die AZ zwei Vereinsvertreter damit konfrontiert: Es folgte weder Bestätigung noch ein Dementi. So weit, so professionell also bei den Giesingern, wo die Geheimnisse oftmals vor Veröffentlichung ausgeplaudert werden.

Potenzielle Investoren

Inzwischen sind im Trainingslager im oberösterreichischen Ulrichsberg sowie rund um Giesings Höhen aber weitere Namen potenzieller neuer Hauptgesellschafter aufgetaucht: Etwa die Dreyfus-Familie: Margarita Louis-Dreyfus ist ehemalige Besitzerin des französischen Vereins Olympique Marseille, Sohn Kyril Louis-Dreyfus hat den englischen Profiklub AFC Sunderland als Finanzier aus der Drittklassigkeit in die Premier League geführt.

Man fühlt sich an die Neunziger Jahre erinnert, als Coach Werner Lorant und Präsident Karl-Heinz Wildmoser eine ähnliche Erfolgsgeschichte geschrieben hatten. Auch die Milliardärs-Familie von Finck, die zu den reichsten Immobiliendynastien der Schweiz zählt, wird gehandelt und hat kürzlich nach dem Zusammenbruch des Signa-Imperiums von René Benko im Karstadt-Sport-Gebäudekomplex am Stachus das "Herzog Max" eröffnet. Die Kandidaten entstammen aufgrund des kleinen Kreises an überhaupt informierter Löwen über die Anteilsübernahme wohl eher einem Giesinger Brainstorming als gesicherten Informationen aus erster Hand.

Zukunftspläne und Verzögerungen

Die Enthüllungs-Pressekonferenz war ursprünglich für Mittwoch angedacht, ist aber ohne Nennung eines konkreten Termins nach hinten verschoben worden. Möglicherweise wird die Bekanntgabe auch deshalb verzögert, weil der neue Geldgeber mit OB Dieter Reiter auslotet, ob das Grünwalder nicht doch zu einem erstligatauglichen Stadion mit einem höheren Fassungsvermögen ausgebaut werden kann. Ein Erbpachtmodell hatte die Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl kürzlich in der AZ ins Spiel gebracht. Der nach Ulrichsberg angereiste Martin Gräfer, Vorstand von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische", freut sich in den Sozialen Medien auf "ein neues Kapitel – eine unglaubliche Chance auf mehr Eigenständigkeit, Zusammenhalt und Perspektive" und zeigte sich überzeugt, dass "die Zukunft der Löwen in Giesing" liege.

"Die Zukunft der Löwen liegt in Giesing": Auch Martin Gräfer, Boss von Hauptsponsor "die Bayerische", ist vom Löwen-Aufschwung überzeugt.
"Die Zukunft der Löwen liegt in Giesing": Auch Martin Gräfer, Boss von Hauptsponsor "die Bayerische", ist vom Löwen-Aufschwung überzeugt. © IMAGO/Ulrich Wagner

Ismaiks Abschied und neue Projekte

Und was macht eigentlich Ex-Investor Ismaik? "1860 München schuldenfrei zu hinterlassen, ist eine wunderbare Erfolgsgeschichte und ich freue mich sehr, das Staffelholz an jemanden zu übergeben, der dem Verein derart helfen kann", schrieb der Jordanier in Sechzigs Stellungnahme. Aussagen, die sein Wirken in ein gutes Licht rücken sollen, aber auch durchblicken lassen, dass sein Nachfolger zahlungskräftig ist und 1860 sportlich wie wirtschaftlich voranbringen will. Ansonsten schweigt Ismaik auf AZ-Anfrage beharrlich. Ein Tochter-Unternehmen der Ismaik-Familie eröffnet indes im berühmten Pariser Kunstmuseum Louvre ein neues Café. Böse Zungen dürften spotten: "Das wirft sicher mehr ab als der Löwe."

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