Nach erneutem Sieg über Spitzenreiter wird 1860-Trainer Kauczinski philosophisch

Es gibt da eine Reihe ungeschriebener Gesetze auf Giesing Höhen, die sich in der Vergangenheit immer wider bewahrheiteten: Sechzig tut sich gegen Kellerkinder schwer, glänzt geradezu als idealer Aufbaugegner für kriselnde Teams, schaut dagegen gegen Top-Teams oftmals besser aus - und ganz aktuell: 1860 hat eine Vorliebe für Spitzenreiter entwickelt.
"Es tut sehr gut", sagte Ex-Nationalspieler Kevin Volland nach dem 3:0-Triumph über den vormaligen Spitzenreiter Energie Cottbus, nach dem 3:1 gegen den zuvor noch unbesiegten MSV Duisburg der zweite Heim-Dreier gegen einen Tabellenführer der Dritten Liga: "Es ist uns gegen Cottbus und vorher gegen Duisburg gut gelungen, gute Leistungen und auch den Kampf auf den Platz zu bringen." Man könnte sich aus Sicht der Sechzger fast wünschen: Ab sofort nur noch Spitzenreiter, bitte!
Eine Schippe drauflegen? Löwen erfüllen Jacobsen-Forderung
Vizekapitän Thore Jacobsen hatte vor dem Cottbus-Duell noch gefordert, dass alle Löwen eine Schippe drauflegen und sich optimistisch gezeigt, dass sich die Dinge unter dem neuen Cheftrainer Markus Kauczinski in die richtige Richtung entwickeln – prompt gab es den zweiten Spitzenreiter-Sturz im zweiten Spiel, auch dank Türöffner und Zweifach-Torschütze Jacobsen.
"Freut mich natürlich", sagte der Mann, der 1860 per Elfmeter in Front geschossen (39.) und nur zehn Minuten per Volley nachgelegt hatte (45.+4), über seinen ersten weißblauen Doppelpack.
"Wir wurden immer besser und es war ein Spiel auf Augenhöhe"
Wie gegen die Zebras zeigten die Kauczinski-Löwen im Kollektiv eine starke Leistung, wenngleich der Sieg jeweils zu hoch ausgefallen ist. Der neue Chefcoach sagte bei Magentasport über seine weiße Tabellenführer-Weste: "Ich glaube, gegen Duisburg war es etwas glücklich, heute war es verdient. Wir haben sehr souverän gespielt, wenig zugelassen und auf unsere Chance gewartet."
Der Mann, der seit knapp vier Wochen im Amt ist und nach dem Doppel-Rauswurf von Patrick Glöckner und Christian Werner verunsicherte Sechzger vorgefunden hat, sieht sich mit seinem neuen Team auf einem guten Weg: "Mittlerweile haben wir auch fußballerisch einen Schritt gemacht. Wir wurden immer besser und es war ein Spiel auf Augenhöhe."

Die nicht ganz unwichtige Lehre des zweiten Heim-Dreiers in Serie: Der TSV klettert in der Tabelle mit 18 Punkten auf Rang 13. Besser als der Platz klingt der Abstand auf Relegationsrang drei, der nur noch fünf Punkte beträgt. Doch wie will es 1860 schaffen, nun die Konstanz reinzubringen, auch gegen Gegner aus allen anderen Tabellenregionen die Punkte einzufahren?
"Keine Ahnung", so Kauczinski, "was ist denn Konstanz? Wir haben jetzt von drei Spielen zwei gewonnen. Ist das nicht schon Konstanz?" Fast philosophisch fragte der 55-Jährige noch: "Wann fängt Konstanz an, Konstanz zu sein?" Fazit: Der neue Coach tut seinen Sechzgern gut.
Reinthaler überzeugt als Ersatz-Ersatz, Niederlechner sticht in Joker-Rolle
Zwei Kauczinski-Schachzüge scheinen fürs Erste aufgegangen zu sein: In der Abwehr vertraute der Trainer auf Max Reinthaler, der nach dem Ausfall von Raphael Schifferl als nächster Vertreter des langzeitverletzten Kapitän Jesper Verlaat auflaufen durfte und nicht nur eine ordentliche Defensiv-Leistung hinlegte, sondern auch den Elfmeter herausholte (38.).
Im Sturm musste Florian Niederlechner erstmals in der laufenden Saison auf die Bank, kam umso bissiger auf den Rasen und bereitete das 3:0 vor (82.). Es wird von entscheidender Bedeutung für den Teamspirit sein, ob Kauczinski den Umgang mit seinen Stars auch in den kommenden Monaten gut hinbekommt.
Wie geht’s jetzt weiter? "Wir müssen auch auswärts unsere Akzente setzen", stellte Volland klar. Der Gegner, der dies feststellen soll, heißt Jahn Regensburg und empfängt die Blauen am Sonntag (16.30 Uhr) zum Duell Oberpfalz gegen Oberbayern. Dann sollen Punkte nach Giesing – auch wenn der Jahn derzeit kein Erster oder Relegationsgegner, sondern einfach nur Tabellennachbar ist.