Münchens OB Dieter Reiter zur Stadionfrage beim TSV 1860 München
Der 58-jährige SPD-Politiker Deiter Reiter ist seit 2014 Münchens Oberbürgermeister.
AZ: Herr Reiter, gibt es Neues in der Stadionfrage des TSV 1860?
DIETER REITER: Nein, bisher nicht, aber die Stadt ist nach wie vor gerne bereit, den TSV planerisch zu unterstützen, wenn es konkrete Vorschläge für ein Stadion gibt.
Aber der Standort Riem ist doch jetzt definitiv vom Tisch, oder?
Ich habe Herrn Ismaik so verstanden, dass ein Stadion für 35.000 Zuschauer nicht mehr in Frage kommt. Damit ist das ursprünglich angedachte Grundstück in Riem zu klein. Wie gesagt, wir unterstützen den Verein gerne, bräuchten dazu aber eine konkrete Planung.
Ismaik hatte des Öfteren von einem Fassungsvermögen jenseits der 50.000 gesprochen, aber auch erklärt, dass man sich in Riem auf 35.000 Zuschauer plus Option auf einen Ausbau eingelassen hätte.
Bisher habe ich nur die Vorschläge für ein Stadion mit einer Kapazität für 35.000 Zuschauer gesehen.
Es gab also noch keinen Entwurf für ein größeres Stadion?
Nein.
Ismaik hatte kürzlich öffentlich einen Abriss und Neubau des Grünwalder Stadions in Erwägung gezogen.
Einen Abriss und Neubau habe ich ausgeschlossen. Die Zeiten, in denen man mitten in die Stadt ein großes Stadion gebaut hat, sind vorbei. Allein das damit zusammenhängende Verkehrsaufkommen könnte hier nicht bewältigt werden. Und eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion mit weniger Zuschauern wünsche ich den Löwen nicht, das versuchen sie ja gerade sportlich zu vermeiden. Ich drücke ihnen die Daumen und hoffe, dass sie nicht absteigen müssen. Die Sechzger haben so viele treue Fans in München. Es gibt nach wie vor sehr viele Münchner, die den Löwen im Herzen tragen.
An vorhandenen Spielstätten bliebe das Olympiastadion.
Aus meiner Sicht wäre es aus wirtschaftlicher Sicht im Vergleich zu einem Neubau vielleicht die günstigere Lösung für die Löwen. Für uns wäre es auch nicht schlecht, weil wir viel Geld in die Sanierung des Olympiastadion stecken. Da wäre eine Nutzung, die über Konzerte und andere Veranstaltungen hinausgeht, keine schlechte Idee. Aber das Olympiastadion haben die Sechzger selbst ziemlich schnell ausgeschlossen.
Sind Sie verwundert über die Sprunghaftigkeit Ihres Verhandlungspartners?
Ich halte es für verständlich, dass sich Hasan Ismaik Stadien in anderen Städten ansieht und sagt: So eines hätte ich auch gerne.
Wie verhält es sich mit einem alternativen Standort für einen Neubau?
Wenn man wirklich der Ansicht ist, dass 50.000 oder 55.000 Zuschauer die richtige Größe sind, wird es in München wahrscheinlich keinen Platz mehr geben. Wir haben damals vor dem Bau der Allianz Arena einige Standorte untersucht – und die einzige Fläche, auf die die Arena hinpasste, war dort, wo sie jetzt steht. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen: Ein so großes Stadion mit Platz für 50 000 Fans innerhalb des Stadtgebietes wird kaum zu realisieren sein.
Und außerhalb?
Natürlich ist es außerhalb der Stadt leichter, große Flächen zu finden. Aber das müssen die Löwen selbst klären, ob sie das wollen oder nicht.
Denken Sie, Ismaik stellt sich ein solches Neubauprojekt zu einfach vor?
Ich glaube schon, dass es Hasan Ismaik ernst meint. Aber der Verein müsste das Projekt irgendwann so weit konkretisieren, dass wir uns als Stadt damit befassen können. Es macht ja schon einen Unterschied, ob ich ein Stadion für 35.000 oder für 50.000 Zuschauer plane, ob auf der Fläche auch noch ein Jugendleistungszentrum Platz finden soll und vielleicht auch noch ein Hotel oder nicht.
Anfang April hat mit Ian Ayre ein neuer Geschäftsführer bei den Sechzgern angeheuert. Er soll bei 1860 die Herangehensweise an die Dinge professionalisieren. Ist schon ein Treffen mit Ihnen geplant? Er war bisher noch nicht dabei, soll aber beim nächsten Termin mitkommen. Vielleicht gelingt es Ian Ayre ja, das Projekt zu konkretisieren und weiterzubringen. Wenn die Löwen einen vernünftigen Vorschlag haben, rennen sie bei mir offene Türen ein. Ich bin jedenfalls immer gesprächsbereit.