Mittelfeld-Chef Adlung: Daniel Löwenherz
München - Als Daniel Adlung am Tor vorbei auf die Löwen-Kurve zulief, brach alles aus ihm heraus. Die ganze Last des drohenden Abstiegs. Er schrie, jubelte, riss die Hände in die Höhe. Und zeichnete den Fans mit seinen Fingern ein Herzerl in die Luft. Eine Geste, die im Fußball, diesem extrem wechselwilligen Geschäft, inflationär und teilweise heuchlerisch vorgeführt wird, bei Adlung aber genau das ist: Eine Herzenssache!
Soeben hatte er den Elfmeter zum 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg versenkt. Er hatte, wie sich freilich erst später herausstellen sollte, den überlebenswichtigen Siegtreffer erzielt. Der Mittelfeldspieler, seine Mitspieler, Trainer Torsten Fröhling, die 68 500 Fans in der Arena – gemeinsam hatten sie dafür gesorgt, dass 1860 als Tabellen-15. ins Saisonfinale geht – doch Adlung stach heraus.
„Man merkt jetzt in dieser Phase, wo es um so viel geht: Daniel übernimmt Verantwortung, Er geht voran und hat mit dem Elfmeter bewiesen, dass er eine coole Socke ist“, lobte Trainer Torsten Fröhling den Mann mit den vielen Tattoos, Irokesen-Schnitt und krausem Bart. Der zwar wild aussieht, sich aber bedacht äußert und sehr bewusst (und vegan) ernährt.
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In einer Mannschaft, die mit dem 18-jährigen Julian Weigl als Kapitän in die Saison ging und lange Zeit führungslos in den Niederungen der 2. Liga herumirrte, hat sich Kämpfer Adlung immer wieder, aber besonders im Spiel gegen den Club hervorgetan. Als Mittelfeld-Chef, Elfmeter-Schütze und Garant für den Sieg, der sich für den Verein aufopfert – als Daniel Löwenherz.
Im ersten Durchgang, als es bei den Löwen und auch bei Adlung nicht viel lief, fiel der von Fröhling auf die Sechs verfrachtete Offensivspieler zumindest dadurch auf, dass er sich überall herumtrieb. Mal kurbelte er den Spielaufbau als Libero an, mal wich er auf die Flügel aus. Nach der Pause rüttelte er die Löwen auf. Ohne Vorwarnung packte er zweimal den Hammer aus – der Ball krachte erst an die Latte (51.), später zwang er Torwart Raphael Schäfer zu einer Glanzparade (77.). Und bei den beiden Treffern nahm er eine Hauptrolle ein: Erst der Assist bei Valloris 1:1 durch seine Freistoßflanke, dann der verwandelten Elfmeter (72.).
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Dabei hatte sich erst der Spanier Rodri den Ball geschnappt. „Rodri hat den Ball für mich ein bisschen warm gemacht, dass ich ihn reinhauen kann“, scherzte Adlung, stellte aber klar: „Ich bin eingeteilt als Elfmeterschütze, ich war mir sicher und hab’ das Ding reingemacht.“ Und Fröhling erklärte: „Solchen Problemen beuge ich vor. Wir haben eine klare Aufstellung der Schützen, das hängt schriftlich ganz groß in der Kabine. Adlung hätte auch den zweiten Elfer geschossen. Nur wenn er sich nicht sicher fühlt hätte, dann hätte er natürlich zurücktreten können.“
Tat er aber nicht. Adlung sondern verwandelte eiskalt vor der rekordverdächtigen Kulisse. „Ich war ganz ruhig. Es ist einfach so im Fußball: Elfmeter ist Elfmeter, egal ob 70 000 außenrum sind oder 7000. Wenn man sich eine Ecke aussucht und den da reinknallt, ist es für jeden Torwart schwer.“ Worte, die nur von einem Anführer kommen können.
Am Sonntag beim KSC spitzt sich die Lage nochmal zu. Dann werden echte Anführer gebraucht: Mit Gui Vallori (Kreuzbandriss, siehe unten) und Gary Kagelmacher (Gelbsperre) fallen zweii n der Hierarchie oben angesiedelte Spieler aus, auch Valdet Rama muss nach seiner fünften Gelben zuschauen. Ein echter Fall für Daniel Löwenherz!