Meisterlöwen: "Die wollen uns nicht"
Der angedrohte Rücktritt von Präsident Schneider ist noch nicht vom Tisch, schon gibt es neuen Zoff: Die Meisterlöwen bekommen keine Dauerkarten mehr und boykottieren den Heimstart.
München - Kurz vor dem ersten Heimspiel der neuen Saison brennt es bei den Löwen mal wieder. Präsident Dieter Schneider spielt wegen allerlei Querelen bei der Zusammenarbeit mit Investor Hasan Ismaik nachwievor mit dem Gedanken, zurückzutreten. Schneider ist besorgt, dass die Klubgremien dem Investor zu viel durchgehen lassen und die Löwen sich so wieder in gefährliche Abhängigkeiten begeben (AZ berichtete). Zwar wurde Schneider mittlerweile vom Aufsichtsrat einstimmig der Rücken gestärkt, und doch will der Präsident bis zur Wahl des neuen Aufsichtsrats am Freitag abwarten, um eine Entscheidung über seine Zukunft zu treffen.
Geschäftsführer Robert Schäfer beobachtet die Entwicklungen mit zunehmender Sorge. „Ich hoffe, dass wir jetzt schnell Ruhe reinkriegen und dass wir keinen Schaden nehmen. Wir wollen am Samstag das Stadion füllen, deswegen müssen wir jeglichen Ärger vermeiden“, sagte er am Dienstag.
Ausgerechnet er selbst sorgte aber auch für den nächsten Krach. Und das zu allem Überfluss auch noch mit dem Stolz des Vereins: Wie "dieblaue24.de" am Dienstagmittag als erstes berichtete, verweigert 1860 den Meisterlöwen von 1966 Dauerkarten für die neue Saison. Die Helden von einst sind erbost. „Das ist ein Misstrauen und ein Schlag gegen uns, das kann ich nicht verstehen“, sagt Meisterlöwe Manfred Wagner. „Einige von uns sind ziemlich sauer. Wir hätten das nicht mal erfahren, wenn ich mich nicht drum gekümmert hätte.“ Sein früherer Mitspieler Bernd Patzke sagt sogar: „Die wollen uns nicht mehr haben. Verstehen kann ich es nicht, aber es bringt auch nichts, ein Drama daraus zu machen. Ich habe bei 1860 in den letzten 30 Jahren so viel erlebt, da ist man von so etwas nicht mehr geschockt.“
Als Konsequenz aus dem Nein zu den Saisonkarten werden die Helden von 1966 am Samstag geschlossen das Heimspiel gegen den KSC boykottieren. Wagner erklärt: „Das wollen wir uns nicht gefallen lassen, dann bleibt der Meistertisch halt leer. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige gar nicht mehr kommen.“
Schäfer bemühte sich am Dienstag, die Wogen zu beruhigen. Selbstverständlich seien die Meisterlöwen auch weiterhin gern gesehene Gäste in der Arena. „Das ist Ehrensache, dass sie zu jedem Spiel ihre Karten bekommen“, sagt er. Ein Anruf bei ihm genüge.
Genau das aber stößt Wagner und seinen Kollegen sauer auf. „Bisher hatten wir neun Dauerkarten. Ich kann nicht verstehen, dass wir jetzt jedes Mal anrufen müssen. Wir sind doch keine Bittsteller.“ Da hilft es auch nicht weiter, dass Schäfers Begründung für den Wegfall der Dauerkarten an sich sinnvoll erscheint. 1860 sei in den letzten Jahren allzu „verschwenderisch“ mit Freikarten für den Ehrengastbereich umgegangen, sagt er. Statt wie bisher 400, sollen künftig nur noch 100 Freikarten pro Partie an Spieler, deren Familien, Schiedsrichter, DFL- sowie Löwen-Funktionäre ausgegeben werden. Auch die Meisterlöwen seien bedacht worden – sie müssten ihre Wünsche aber, wie alle anderen, vorher anmelden. Schäfer: „Wir können nicht mehr mit Freikarten um uns schmeißen.“ Etwa 1,9 Millionen Euro pro Saison würde der Klub durch die Reduzierung der Freikarten einsparen können. Wagner versteht Schäfers Intention grundsätzlich. Seinen Zorn mildert das nicht. „Von uns hat nie jemand Schindluder mit seinen Karten betrieben. Das ist befremdend. Ich denke, dass ohne uns einiges an Identifikation verloren geht."
Das befürchtet auch der Präsident. „Ich wusste bisher nichts davon. Aber das ist ein Thema, mit dem sich das Präsidium beschäftigen sollte. Die Meisterlöwen sind mit unsere wichtigsten Repräsentanten“, sagte er, „natürlich halte auch ich den Versuch, den Wildwuchs bei den Ehrenkarten einzudämmen für sinnvoll, aber man muss wissen, an welcher Stelle man spart.“ Und welche Gefühlen man verletzt.