Interview

Meisterlöwe Heiss über 1860-Torwart-Frage: "Vollath zu holen war kein kluger Schachzug" 

Meisterlöwe Fredi Heiss spricht über seine Erinnerungen an Wembley 1965, die 1860-Rückkehrer Volland und Niederlechner, die Torhüter-Frage nach dem Abschied von Hiller sowie neue blaue Ziele.
Matthias Eicher
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1860-Torwart-Trainer Harry Huber mit seinen Schützlingen Marco Hiller, der die Löwen bekanntlich verlassen wird, und René Vollath (v.l.)
1860-Torwart-Trainer Harry Huber mit seinen Schützlingen Marco Hiller, der die Löwen bekanntlich verlassen wird, und René Vollath (v.l.) © sampics

Herr Heiß, was lösen die legendären TV-Bilder aus dem Europapokal-Finale 1965 beim damals 24-jährigen Jungspund und späteren Meisterlöwen aus?
FREDI HEISS: Dieser Tag in London, im Wembley-Stadion gegen West Ham United aufzulaufen sind, der bleibt bei mir unvergessen, keine Frage! Auch der Weg dorthin, mit dem gewonnenen Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt, mit den Europapokalduellen gegen Luxemburg, Porto, Warschau und Turin bis zum Entscheidungsspiel in Zürich.

Die Road to Wembley, wo es dann vor an die 100.000 Zuschauern auf den heiligen Rasen ging, die Löwen aber unglücklich mit 0:2 verloren.
Leider ist es in der großen, beeindruckenden Kathedrale des Fußballs, wo 80.000 Engländer gegen uns waren, nicht so ausgegangen, wie wir es uns, auch für alle mitgereisten Fans, erhofft hatten. Ich habe schon damit gehadert, dass Bernd Patzke ausgefallen ist, dass ich angeschlagen war und wir vor dem Spiel nicht einmal auf den Rasen durften. Lauter Nachteile und ich glaube, dass wir sie auf neutralem Boden vielleicht geschlagen hätten. Zum Glück sind wir ein Jahr später dann Meister geworden – und wie man heute weiß, ist dieser Titel vielleicht noch ein bisserl mehr wert (schmunzelt).

Heiss über Volland: "Wird Sechzig sehr gut zu Gesicht stehen"

Wie kriegen wir nach dieser legendären Final-Niederlage, aber dieser erfolgreichsten Zeit der ganzen Vereinshistorie jetzt die Kurve ins Hier und Jetzt? Vielleicht durch die Worte von Präsident Robert Reisinger, der sich von den aktuellen Profis auch mal wieder ein Finale wünschen würde.
Das würden wir uns alle wünschen. Könnte noch ein bisserl dauern, aber wir drücken natürlich die Daumen.

Mit zwei spektakulären Rückholaktionen wird nun der Kader aufgerüstet. Fangen wir mit Kevin Volland an.
Ein Top-Spieler, ein Ex-Nationalspieler. Der wird Sechzig sehr gut zu Gesicht stehen. Die Begeisterung ist groß, aber natürlich muss der Mann fit bleiben, um sein Können auf den Rasen zu bringen.

Kürzlich wurde auch die Rückkehr von Volland-Spezl Florian Niederlechner bekannt.
Ein guter Stürmer, der Niederlechner. Wobei ich dazu sagen muss: Den hätten wir vor zehn, 15 Jahren auch schon brauchen können.

In der eigenen Jugend hatte man ihn als "zu klein und zu langsam" befunden und aussortiert, wie er bei seiner Vorstellung erklärt hat....
und dann hat er seine Tore woanders geschossen. Was für eine Fehleinschätzung. Als wir noch zweitklassig waren, war er auch mal zu haben. Aber das hat Sechzig mal wieder nicht im Kreuz gehabt. Die Löwen haben alles, nur kein Geld. Seit 70 Jahren bin ich in diesem Verein – flüssig war Sechzig nie.

"Zwei solche Hochkaräter sind natürlich in jeder Hinsicht eine Bereicherung"

Umso besser, dass Volland und Niederlechner nun ablösefrei zurückkehren und dem Vernehmen nach noch nicht einmal die Top-Verdiener sind im Kader.
Das ist ihnen hoch anzurechnen. Zwei solche Hochkaräter sind natürlich auch ein Magnet für die Zuschauer und in jeder Hinsicht eine Bereicherung.

Die Meisterlöwen Bernd Patzke, Fredi Heiß und Hans Reich (v.l.) bei der Feier zu 60 Jahre Wembley-Finale in der Sechzger Alm.
Die Meisterlöwen Bernd Patzke, Fredi Heiß und Hans Reich (v.l.) bei der Feier zu 60 Jahre Wembley-Finale in der Sechzger Alm. © sampics

Und eine klare Ansage, was das Saisonziel 2025/26 angeht.
Man darf immer auf den Aufstieg hoffen, wir hoffen ja jedes Jahr. Aber die werden nicht zusammen 50 Häusl schießen. Also: Ball flach halten. Aber natürlich will doch keiner die Rekord-Mannschaft der Dritten Liga sein. Es wäre toll, wenn es zumindest mit der Zweiten Liga wieder funktionieren würde.

Was sagen Sie zu Trainer Patrick Glöckner, der diese Mission in Angriff nehmen soll?
Man muss schon sagen, dass er bei Sechzig in einer sehr brenzligen Situation übernommen hat. Da habe ich ehrlich schwarzgesehen und gedacht: "Jetzt gibt’s den Super-GAU!" Glöckner und die Spieler, die gekommen sind, haben Gott sei Dank den Umschwung gebracht und Sechzig vor dem Schlimmsten bewahrt.

"Es wäre wichtig, dass die neue Nummer eins ein bisserl Zeit bekommt"

Mit Torwart Marco Hiller verliert 1860 auch eine Identifikationsfigur, für manche eine Legende. Was sagt Legende Heiß dazu?
Ich fühle mich geehrt, wenn man mich so bezeichnet. Hiller war auf jeden Fall ein guter Torwart, gemessen an der Dritten Liga ein hervorragender Keeper. Zudem war er auch recht beliebt und daher habe ich nicht ganz verstanden, wieso sie letzte Saison René Vollath geholt haben. Das war kein kluger Schachzug. Jetzt wäre es wichtig, dass die neue Nummer eins ein bisserl Zeit bekommt, um mit der Hintermannschaft eine Einheit zu bilden. Gute Stürmer sind das eine, aber man braucht in allen Mannschaftsteilen gute Leute und einen guten Teamgeist, wenn man erfolgreich sein will. Und wie wir bei Sechzig ja wissen: Wenn es wirklich nach oben gehen soll, dann müssen sich auch die Entscheider da oben und der Investor mal zusammenreißen.

Vielleicht müssen sich die Vereinsbosse und Hasan Ismaik auch mal einen Fernsehabend veranstalten und sich die legendären Fernsehausschnitte des Wembley-Finales anschauen.
Sie wären schon gut beraten, alle miteinander irgendwie in den Kopf reinzukriegen, dass es sonst nicht funktioniert. Ob es das Präsidium ist, das bald neu gewählt wird oder ein Investor, der vielleicht irgendwann ausgetauscht wird, aber den Erfolg sehen will: Es geht nur miteinander. Wir hatten damals einen super Trainer, eine tolle Truppe und wir waren ein eingeschworener Haufen. Wenn die Mannschaft stimmt, wenn man Siege einfährt und es nach oben geht, hat man es bei Sponsoren leichter, man hat bei Gesprächen mit der Stadt eine bessere Verhandlungsposition. Leider Gottes wird es sonst schwer mit irgendeinem Finale.

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