"Mein Geld würde 1860 schon nehmen"

Dietmar Hopp ist Gründer des Software-Giganten SAP - und Mäzen von 1899 Hoffenheim. Die AZ hat mit Hopp gesprochen - über den Hass auf ihn, über Retortenvereine und Abramowitsch.
AZ: Herr Hopp, das Gastspiel Hoffenheims beim TSV 1860 - erstmals seit 22. Oktober wieder ein Auswärtsspiel in Ihrer Anwesenheit. Warum fahren Sie nicht öfter mit?
DIETMAR HOPP: Ich habe keine Lust zur Zielscheibe aufgeheizter Fans zu werden.
Macht denn ein solches Engagement dann noch Spaß, wenn Transparente die Runde machen wie „Der Mob hasst Hopp“?
Das Engagement macht schon deshalb Spaß, weil die Begeisterung in unserer Region schon heute größer ist als ich das vor zwei, drei Jahren erwartet hätte. An den Hass habe ich mich gewöhnt, obwohl ich ihn nicht verstehe.
Mainz-Manager Christian Heidel attackierte Sie unlängst scharf, er sagte, Hoffenheim habe im Profi-Fußball nichts verloren.
Natürlich hat mich das mehr berührt, weil ein verantwortlicher Manager diese Äußerungen tätigte. Davor gab es vereinzelte Anfeindungen aus der Fan-Szene, auf die wir nicht reagiert haben. Ich habe meine Meinung dazu, wenn sich Verantwortliche eines Ligakonkurrenten in die Angelegenheiten anderer Vereine, einmischen.
Auch 1860-Präsident Albrecht von Linde meinte in Sachen Hoffenheim: „Tradition ist nicht käuflich.“
Ist denn der TSV 1860 als Traditionsklub geboren? Will Herr von Linde denn eine geschlossene Gesellschaft von sogenannten Traditionsklubs in der Bundesliga? Und wer bestimmt, welcher Verein Tradition genug hat, um in diesem elitären Kreis zu landen? Übertragen auf die Wirtschaft gäbe es kein Microsoft, kein Google – und viele andere innovative Unternehmen nicht. Man würde in Tradition erstarren. Aber ich nehme das nicht ernst, wenn man uns auf diese Weise in Misskredit bringen will.
Von Linde sagt auch, Hoffenheim stelle mit außergewöhnlich viel Geld die normalen Verhältnisse auf den Kopf.
Ich sehe keine Verhältnisse auf den Kopf gestellt, denn die gleichen Leute würden mich Freude begrüßen, wenn ich das in ihrem Verein machen würde. Im Übrigen gehe ich davon aus, dass wir mit den sehr jungen Spielern, die wir verpflichtet haben, eines Tages Transfererlöse erzielen können, die man uns dann auch neiden wird.
Wird es in, sagen wir, zehn Jahren nur noch derartige Retortenklubs in der Bundesliga geben?
Hoffenheim ist noch nicht in der Ersten Bundesliga und schon gar kein Retortenklub.
Aber Sie wollen in die erste Liga. Die ersten Brasilianer sind schon da, beim 20-jährigen Carlos Eduardo haben Sie mit acht Millionen Euro Ablöse einen Rekord für die Zweite Liga aufgestellt.
Carlos Eduardo wird diese Ablösesumme, die zwar nicht so hoch war, rechtfertigen, weil wir ihm die Zeit zur Entwicklung geben und weil Ralf Rangnick sein Team – und die anderen Jungen – in optimaler Weise entwickeln wird.
Wann kommt der erste deutsche Nationalspieler?
Wir haben zwölf Jugendnationalspieler und ich hoffe, dass wir innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre einen Hoffenheimer in der Deutschen Nationalmannschaft sehen werden.
Haben Sie Kontakte zu anderen Mäzenen? Red Bull Salzburg und Dietrich Mateschitz, Chelsea und Abramowitsch, ManU und Malcolm Glazer?
Man trifft sich nicht, man plant nicht zusammen – ich bin gegen diese Herren eine kleine Nummer. Ich kenne alle drei nur aus der Presse.
Für einen Abramowitsch gilt ein Fußballklub als Spielzeug. Für einen Dietmar Hopp ist ein Fußballklub?
Kein Spielzeug, sondern eine Herzensangelegenheit.
Was ist der Unterschied zwischen Abramowitsch und Hopp?
Sagte ich schon, dass man weder vom Geldbeutel noch von der Philosophie uns vergleichen kann. Fragen Sie mal, wie viele Spiele der Jugendmannschaften er sich schon angeschaut hat.
Warum sollte man Fanvon 1899 Hoffenheim werden?
Aus den gleichen Gründen, die die Fans der Bayern und der Sechzger bewegen, ins Stadion zu kommen – Trikots ihrer Lieblinge zu tragen, zu singen, zu Tode betrübt zu sein oder sich im siebten Himmel zu fühlen. Unsere Fans sind zwar nicht so zahlreich wie die der Sechzger, aber sie haben die gleichen Motive und verdienen den gleichen Respekt.
Interview: Thorsten Klein