Mein Cousin, der Weltstar

Für Emanuel Biancucchi, den Mittelfeldspieler von 1860, interessieren sich Chinesen und Argentinier eher selten. Nun aber darf er der halben Welt die Geschichte von sich und Lionel Messi erzählen.
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Verliebt in München: Emaunel Biancucchi mit seiner Freundin Belén.
M.I.S. Verliebt in München: Emaunel Biancucchi mit seiner Freundin Belén.

Für Emanuel Biancucchi, den Mittelfeldspieler von 1860, interessieren sich Chinesen und Argentinier eher selten. Nun aber darf er der halben Welt die Geschichte von sich und Lionel Messi erzählen.

MÜNCHEN Sogar aus China sind sie angereist, um Emanuel Biancucchi zu interviewen.

Na gut, eigentlich sind die Kollegen von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zum Löwen-Trainingsgelände gekommen, um die argentinische Nationalmannschaft beim Training zu beobachten und um zu sehen, ob Diego Maradona mal wieder mit einer Zigarre im Mund über den Rasenplatz stolziert.

Aber es hat sich natürlich schnell herumgesprochen, dass der Junge mit der weißen Trainingsjacke, der schwarzen Sporthose und den weißen Turnschuhen, der da auf der Terrasse des Löwenstüberls steht, verwandt ist mit dem besten Fußballer der Welt.

Und so erzählt Biancucchi auch den Chinesen, dass Lionel Messi sein Cousin ist und dass der Platz, auf dem gerade Messi und die anderen Stars der Argentinier trainieren, sonst das Übungsgelände der Löwen ist. Sein Platz. Schließlich ist auch er, der offensive Mittelfeldspieler, seit eineinhalb Jahren ein Sechzger.

Doch für 1860 scheinen sich die Chinesen und Argentinier nicht so richtig zu interessieren. Die wollen eher wissen, wie es so ist, Messis Cousin zu sein. Da zuckt Biancucchi mit den Schultern. „Ich kenne es ja nicht anders. Wir sind zusammen aufgewachsen, meine Mutter ist die Schwester seiner Mutter. Wir sind eine Familie, ich verstehe mich einfach gut mit ihm.“

Das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Als die Argentinier nach dem Training alle abfahrbereit im Bus sitzen, steigt Messi noch einmal aus, winkt Biancucchi zu sich, beide umarmen sich lange und plaudern etwa fünf Minuten miteinander. Messi, der als so schüchtern und wortkarg gilt, dass die Leute in Barcelona sich manchmal fragen, ob der Superstar womöglich stumm sei, lächelt während dieses Gesprächs sehr viel.

Als Biancucchi und seine Freundin Belén später auch im Mandarin Oriental, dem Mannschaftshotel der Argentinier, auftauchen und sich in eine Sitzecke der Bar setzen, lacht er sogar einige Male ziemlich laut. Biancucchi und Belén bestellen sich ein Wasser, Messi trinkt nichts. Er redet lieber, hört zu und lacht.

Die drei haben sich viel zu erzählen. Das letzte Treffen liegt schließlich schon zwei Monate zurück. Zu Weihnachten haben sie sich alle daheim in Rosario getroffen. „Das war wie früher. Als wir Kinder waren, haben Leo und ich die ganze Zeit zusammen Fußball gespielt auf den Straßen, unsere Familien haben sich oft getroffen“, erzählt Biancucchi.

13 Jahre war Messi, als er mit seinen Eltern Rosario verließ und zum FC Barcelona wechselte. Seitdem besteht der Kontakt zwischen den beiden, die auch die gleiche Vorliebe für bequeme Trainingsklamotten und nach vorne gekämmte Haaren haben, vor allem über das Telefon. „Wir telefonieren oft“, sagt Messi, „mich interessiert doch, wie es meinem kleinen Cousin bei euch in Deutschland geht.“

Wobei sich das klein auf das Alter bezieht. Messi ist zwar ein Jahr älter, aber neun Zentimeter kleiner als sein Cousin von den Löwen. Und wenn es nach Messi gegangen wäre, würden sich die beiden ohnehin öfter sehen. „Leo und sein Vater wollten mich zu sich nach Barcelona holen“, sagt Biancucchi. Doch Biancucchi entschied sich für München und die Löwen. „Ich möchte mich als Fußballer alleine durchsetzen und nicht von Leo abhängig sein“, sagt Biancucchi.

Lionel Messi soll einfach nur der Cousin bleiben.

Filippo Cataldo

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