Mayrhofer droht: "Die Schonzeit ist vorbei"
1860-Präsident Gerhard Mayrhofer erteilt Sportchef Gerhard Poschner die Lizenz zum Feuern. „Es darf jetzt nur noch um Leistung gehen“, sagt der Oberlöwe. Auch Kapitän Vallori kann sich wohl nicht mehr sicher sein.
MÜNCHEN Eigentlich hat Gerhard Mayrhofer gerade ziemlich gute Laune. Seine Agentur „Marken und Menschen“ hat ein paar neue Aufträge bekommen. Außerdem habe man die Website aktualisiert – auch einige Philosophen, an deren Lehren sich die Arbeit der Agentur orientiere, seien nun auf der Website genannt, wie der Löwen-Präsident schmunzelnd erzählt. Nein, nicht Ludwig Wittgenstein, für den Mayrhofer ja ein gewisses Faible hat, wie aufmerksame AZ-Leser wissen dürften. Sondern etwa die politische Vordenkerin Hannah Arendt oder der große Sozialtheoretiker Michel Focault.
Bei Mayrhofers Sorgenkind aber, dem TSV 1860, können ihm aber auch Philosophen nicht helfen.
„Ich verstehe momentan wirklich jeden Fan, der gerade gnadenlos gefrustet ist. Rein von den Ergebnissen auf dem Platz stimmt bei uns momentan fast gar nichts. Wir stehen auf Platz 10 der Zweiten Liga, Platz 17 der Rückrundentabelle – völlig zurecht. Genau da gehört die Mannschaft nach solchen Leistungen leider hin“, sagt er.
Das 2:4 -Debakel der Mannschaft am Montag in Dresden hat ihn darum nur noch mehr in seinem Glauben bestärkt, dass nur ein radikaler Neuanfang Besserung bringen kann. In der Führungsebene hat Mayrhofer ja durch lebhaftes Feuern – und zuletzt auch durch das Einstellen der beiden Geschäftsführer Markus Rejek und Gerhard Poschner – schon aufgeräumt. Als nächstes ist die Mannschaft dran.
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„Wir haben durch die Installierung von Markus Rejek und Gerhard Poschner, durch die Neustrukturierung der Gremien und der neuen Kommunikationskultur sicher 80 Prozent des strukturellen Umbaus bewältigt. Aber das einzige Produkt, das wir verkaufen – der Fußball – ist alles andere als so, wie wir ihn uns vorstellen“, so Mayrhofer. Der Präsident unterstützt deswegen nicht nur den vom neuen Sport-Geschäftsführer Poschner angedachten radikalen Umbau der Mannschaft im Sommer, er fördert und fordert ihn auch.
„Die Zeit des Verständnis für die Unsicherheit ist jetzt vorbei. Die Schonzeit ist vorbei. Es darf jetzt nur noch um Leistung und die Leistungsbilanz jedes Einzelnen gehen. Jeder muss sich genau überlegen, ob er den Weg der Veränderung mitgehen möchte und vor allen Dingen kann.“ Poschner habe in seinen ersten Tagen an der Grünwalder Straße schon „einige sehr richtige Analysen getätigt“.
Heißt: Poschner bekommt die Lizenz zum Feuern. Mayrhofer wird sogar noch deutlicher: „Ich glaube schon, dass auch einige Spieler leiden, dass die gezeigten Leistungen auch einigen Spielern richtig weh tun. Aber bei weitem eben nicht allen, die auf dem Platz stehen. Leider. Daraus müssen und werden wir die richtigen Konsequenzen ziehen.“
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Klar ist: Viele Akteure der aktuellen Mannschaft sollen im Sommer nicht mehr da sein. Dabei ist Mayrhofer durchaus bewusst, dass nur bei vier Spielern des aktuellen 27er-Kaders die Verträge auslaufen (Benny Lauth, Daniel Bierofka, Jungprofi Philipp Steinhart und der ausgeliehene Andreas Ludwig). Der Schnitt soll aber radikaler sein, auch Kapitän Guillermo Vallori scheint sich seiner Zukunft bei 1860 etwa nicht mehr sicher sein zu können.
Doch er müsste, wie alle anderen Streichkandidaten auch, abgefunden werden. Wenn also der Mannschafts-Etat aufgestockt wird, wie es mit Investor Hasan Ismaik abgesprochen sein soll, dann auch, um Abfindungen zahlen zu können.