Maurers Leiden
Der 1860-Trainer hat sich ja Lockerheit verordnet, aber die fällt ihm zunehmend schwer. Er erkennt, dass es noch lange dauern kann, bis sein Team komplett ist. Immerhin, ein Verteidiger kommt.
MÜNCHEN Reiner Maurer ist jetzt seit 26 Tagen Trainer bei den Löwen. Sonderlich viel Spaß hatte er noch nicht. Erst brach bei Stürmer Kenny Cooper der Knöchel, dann verließ José Holebas den Verein, der Catering-Prozess ging verloren (und Geschäftsführer Manfred Stoffers auch). Maurer muss weiterhin auf einen Stürmer und einen Innenverteidiger warten. Dem Spanier Daniel Orozco sagte er ab, weil der ihm „zwar gut, aber nicht gut genug“ vorkam.
Weil sich Maurer obendrein sorgen darf, dass weitere Eckpfeiler seines Teams verkauft werden (Ignjovski, Rukavina), kann man verstehen, wieso er – bei aller demonstrativen Lockerheit – doch zunehmend genervt wirkt. Jeden Tag muss er Journalisten Fragen zu den offenen Baustellen beantworten, oft weicht er aus und behilft sich mit Hätte-wäre-wenn-Konstruktionen. Etwa: „Wenn Philipp Tschauner gehen sollte, hätte ich einen Ersatz im Auge.“ Immer häufiger sagt er knapp: „Da müssen Sie Miki Stevic fragen."
Spätestens im am Montag beginnenden Trainingslager wollte Maurer eigentlich den Kader beisammen haben, mit dem er vier Wochen später nach Bochum zum ersten Punktspiel fahren will. Doch jetzt erkennt er: „Es wird noch dauern, bis ich eine Mannschaft beisammen habe, aus der sich eine Wunschelf ergeben kann.“ Eine „feste Achse“, gibt er zu, „kann ich doch noch gar nicht im Kopf haben." Außerdem sagt er: „Es läuft bei uns nicht komplikationsfrei ab. Wir sind aber auch in nicht in einer Wunschwelt. Es ist im Moment nicht einfach, weil man noch nicht weiß, was noch alles passiert.“
Maurer – ein Trainer (noch) ohne Mannschaft. Als alter 1860-Kenner weiß er: „Das Sportliche muss sich dem Wirtschaftlichen fügen, anders geht es nicht."
Darum gibt er sich schon mit kleinen Schritten zufrieden. „Am Wochenende“, sagt er, „werden wir höchstwahrscheinlich jemanden verpflichten. Damit wären wir einen Schritt weiter.“ Es gehe um einen linken Verteidiger. Immerhin etwas.
Marco Plein
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