Maurer über Volland: "Es war brutal"

Kaum ein anderer Spieler in der 2. Liga wird so oft gefoult wie Kevin Volland. „Es waren ein paar üble Attacken dabei”, sagt er.
von  Marco Plein

München - Eigentlich könnten die Löwen die Winterpause schon jetzt ganz gut gebrauchen. Die Hinrunde der zweiten Liga ist beendet und gleich mehrere Profis schleppen sich derzeit durch die letzten Arbeitswochen des Jahres – an intensives Training ist längst nicht mehr zu denken, sogar der junge Kevin Volland, der für gewöhnlich vor Kraft strotzt, durfte sich zuletzt mal ausruhen. Doch die ersten beiden Rückrundenspiele stehen noch vor Weihnachten an – und sollten die ähnlich verlaufen wie das jüngste 2:2 der Sechzger in Aachen, muss Kevin Volland hoffen, dass ihm nichts mehr passiert.

„Es war brutal, wie Kevin zum Teil zusammengetreten wurde”, sagte Löwen-Trainer Reiner Maurer am Tag danach noch immer stocksauer. „Da kann man froh sein, dass er so robust ist. Andere Spieler hätten schon längst rausgetragen werden müssen.” Maurer, der schon die ganze Hinrunde die überharten Attacken gegen den für seine Gegner meist zu schnellen und wendigen Volland beklagt, hatte gar einen Vorschlag für die nächste Schiedsrichtertagung parat. „Man müsste mal die ganzen Fouls gegen Kevin zusammenschneiden und sie dann beim nächsten Lehrgang zeigen. Da frage ich mich: Wo ist da noch der Schutz für einen Spieler gegeben?”

Trotz häufiger Attacken: Volland bemüht um Contenance

Tatsächlich wurde Volland in Aachen laut Impire-Datenbank sieben Mal umgehauen, teilweise hielt sich der U21-Nationalstürmer danach sekundenlang die Knöchel oder humpelte gar, um behandelt zu werden, vom Spielfeld. „Das hat mit Fußball nichts zu tun, gegen Kevin ging es nur auf die Knochen”, schimpfte Sportchef Florian Hinterberger, der jedoch auch zugab: „Die Spielweise zollt natürlich auch von großem Respekt gegenüber Kevin. Denn wen ich umtrete, den brauche ich erst mal nicht zu fürchten. Trotzdem: Mich regen die vielen Attacken gegen Kevin auf.”

Tatsächlich zählt Volland zu den am meisten gefoulten Spielern in der zweiten Liga – schon vor der Partie in Aachen war der junge Angreifer laut bundesliga.de 48-mal unsanft attackiert worden, selbst Düsseldorfs Flügelstürmer und Vollands U21-Kollege Maximilian Beister, von vielen als bester Spieler der zweiten Liga angesehen, wurde zweimal weniger gefoult als der Allgäuer.
Volland, der aufgrund seines wuchtigen Spiels selbst auch ganz gerne mal austeilt und vor dem Spiel in Aachen schon 37-mal gefoult hatte, ist jedoch darum bemüht, die Contenance zu bewahren.

Fouls als Kompliment an die Leistung?

Nach dem Duell in Aachen schüttelte er seinen Gegnern erst artig die Hand, später meinte er: „Ich habe zum Glück stabile Bänder und stabile Knochen. Aber diesmal waren schon ein paar üble Attacken dabei.” Volland weiter: „Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass ich härter attackiert werde. Aber diesmal war es wirklich hart.”

Doch der künftige Hoffenheimer gab sich allerbeste Mühe, sein Opfer-Dasein als Kompliment zu interpretieren. „Die Gegner wissen halt, was ich kann. Ich muss es so sehen, dass sie mich aus dem Spiel nehmen wollen. Und wenn wir ehrlich sind, versuchen wir auch, Gegner zu verteidigen, die besonders gefährlich werden können.” Rüde Attacken als Kompliment? Sportchef Hinterberger sieht das ein bisschen anders: „Auf diese Art von Glückwünschen kann jeder gerne verzichten.”

Zwar erwartet auch Volland für seine Erstligazeit in Hoffenheim weniger scharfe Angriffe auf ihn selbst, bis dahin dauert es noch eine Weile – und mit einer sanfteren Gangart gegen den Linksfüßer ist nicht zu rechnen. Maurer: „Er kann noch so robust sein, wenn er auch ein 30. Mal gegen die Achillessehne getreten bekommt, wird es irgendwann kritisch.”

Trotz allem – oder vielleicht sogar wegen der vielen Fouls – ist Trainer Maurer besonders stolz auf seinen Jüngling. „Kevin allein hat im letzten Spiel mehr Aktionen rausgeholt als die anderen drei Offensivspieler zusammen. Das muss man ihm hoch anrechnen.” Und doch sind auch dem Trainer die Folgen am Morgen danach nicht entgangen: „Kevin kam ziemlich dahergeschlappt. Er kann erst mal ein bisschen Ruhe gut vertragen.”

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