Maurer: „Ich hoffe, dass Aigner die Sache aus dem Kopf kriegt“
Heute startet 1860 in die Zweitligasaison.Hier erklärt Trainer Reiner Maurer, warum er die Tage bis zum 31. August runterzählt – und wie sein Jungstar mit dem Wechseltheater klar kommt.
AZ: Herr Maurer, heute in einer Woche haben Sie es geschafft und wissen endlich, welche Spieler noch bei 1860 spielen.
REINER MAURER: Zwischendurch habe ich tatsächlich die Tage bis zum 31. August herunterzählen wollen. Ich habe das Ende der Wechselfrist manchmal herbeigesehnt, weil die Planung für mich schwer war – aber zuletzt haben wir nur noch versucht, uns auf das Auftaktspiel heute in Bochum zu konzentrieren (20.15 Uhr, Sport 1 und sky live). Das war unsere Pflicht, wir spielen bei einem Erstligaabsteiger, das wird nicht leicht für uns.
Wie sehr hat Sie der mögliche Abgang von Jungstar Stefan Aigner belastet?
Am Anfang dachte ich, das darf doch nicht wahr sein. Aber ich war ja aus den vorherigen Trainingswochen schon einiges gewohnt. Da standen ja auch schon Spieler zur Debatte, die uns angeblich verlassen könnten, Ignjovski zum Beispiel, oder Rukavina. Das Entscheidende ist für uns, dass wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich habe mich dann sehr klar in der Sache positioniert und gesagt, auf Stefan Aigner nicht verzichten zu wollen und zu können, und damit war das Thema für mich erledigt. Mehr konnte ich nicht tun. Für die Mannschaft war es gut, dass am Freitag endlich die Liga angefangen hat. Da schaut man Fernsehen, sieht sich die Gegner an, freut sich dann nur noch auf das eigene Spiel. So soll das auch sein.
Noch sind aber alle Spieler an Bord.
Mir war ja von Anfang an klar, dass wir gewissen Zwängen unterworfen sind und ich deswegen immer ein Wenn und ein Aber einplanen muss. Ich will auch nicht sagen, dass die ständige Frage, wer noch kommt und wer noch geht, für mich nicht belastend war. Aber umso mehr solche Themen aufkamen, umso mehr mussten wir zusehen, sie nicht an uns heranzulassen. Jetzt bin ich froh, mit einer gut vorbereiteten Mannschaft in die Saison starten zu können. Damit ist alles gesagt.
Befürchten Sie nicht, dass das Thema aber Stefan Aigner bei seiner Vorbereitung auf das Spiel stören könnte?
Natürlich ist das auch für ihn nicht einfach, zumal er ja körperlich angeschlagen war Ende der Woche. Ich hoffe, dass er die Sache in Bochum aus dem Kopf kriegt. Ich bin da aber zuversichtlich, ich halte ihn für reif genug, um auch mit so einer außergewöhnlichen Situation klarzukommen. Wenn ich einem das zutraue, dann Stefan.
Sie haben jetzt acht Wochen Vorbereitung hinter sich, was hat dabei am besten geklappt?
Wir haben versucht, einen offensiveren Ansatz zu finden, den Gegner früher zu stören und das eigene Angriffsspiel zu fördern. Die Mannschaft soll insgesamt mehr nach vorne denken, nicht vor allem auf Konter lauern, sondern selber das Spiel machen.
Was hat in der Vorbereitung nicht so gut geklappt?
Wir mussten erkennen, dass wir noch nicht so super eingespielt sind, wie wir es gerne wären. Djordje Rakic und Stefan Bell kamen ja erst vor zwei bzw. einer Woche zu uns, sind aber für die Mannschaft sehr wichtig. Man muss kein Fußballfachmann sein, um dieses Defizit zu sehen. Die Vorbereitungsphase ist also noch nicht zu Ende. Es ist gut, dass nach den ersten beiden Spielen zwei Wochen Pause sind. Gut möglich, dass die Mannschaft, die am fünften Spieltag auf dem Platz steht, nicht mehr viel mit der aus Bochum zu tun hat.
Jetzt geht es in Bochum bei einem Aufstiegsfavoriten los. Wären Sie mit einem Punkt zufrieden?
Darauf will ich mich nicht festlegen. Wir und Bochum haben im Pokal nicht gut ausgesehen. Aber das lässt sich mit der Liga nicht vergleichen. Bochum ist ganz klar der Favorit gegen uns, aber ich kenne viele Spieler sehr gut, und mein Assistent Alexander Schmidt hat die Mannschaft in Offenbach im Pokal beobachtet, wir sind bestens vorbereitet.
In Verl haben Sie es mit den Stürmern Rakic und Lauth probiert. Das lief nicht so gut, versuchen Sie es trotzdem wieder?
Das war ja nicht deren Schuld. Die beiden zentralen Mittelfeldspieler hätten viel offensiver spielen müssen, damit hinter den Stürmern nicht so ein großes Loch entsteht. Das will ich jetzt in Bochum anders sehen, wir wollen uns dort beim Auftakt ganz bestimmt nicht verstecken.
Interview: Marco Plein
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