„Maurer? Es gibt keinen Notplan!"

München - Am Wochende ist es genau ein Jahr her, dass Dieter Schneider (zunächst als Vize) ins 1860-Präsidium berufen wurde. Anlass genug, im Gespräch mit den Lesern bei der AZ-Telefonaktion Bilanz zu ziehen. Vorher überraschte er die AZ-Redakteure Christoph Maier, Sportchef Gunnar Jans und Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt (v.l./Foto: Feindt), als er eine E-Zigarette aus der Jackettasche holte – völlig geruchslos paffte er am Konferenztisch. „Das mache ich seit heute“, verriet Schneider. „Kostet sieben Cent pro Zigarette, eine Kartusche beinhaltet zehn Stück. Und das schmeckt richtig nach Tabak.“
Robert Niebler (53), Neuhausen: Herr Schneider, was ist denn nach dem Absturz noch möglich in dieser Saison?
Ich würde die Hoffnung auf eine gute Saison noch lange nicht aufgeben. Wir wissen, dass die Fans aufsteigen wollen. Das wollen wir ja auch. Aber das ist dieses Jahr nicht realistisch, nicht mit dem Budget, was wir zur Verfügung haben. Trotzdem können wir noch für Furore sorgen, das haben wir ja schon am Anfang der Saison gezeigt. Wichtiger ist aber, dass wir Ruhe und Kontinuität reinkriegen und uns konsolidieren.
Roland Schmidt (48) Ampfing: Wie wollen Sie es schaffen, dass Kinder Löwen-Fans werden?
Die Buam wollen heute mit der Masse laufen, die hat halt rote Leiberl an. Deswegen wäre es wichtig, dass wir in den nächsten Jahren den Aufstieg schaffen, dass der Nachwuchs sieht: Wir sind auch wer! Wir haben auch was drauf! Wenn wir erfolgreicher werden, kriegen wir junge Fans, sonst wird es schwierig.
Gideon Neumann (40), München: Glauben Sie, dass wir irgendwann wieder im Grünwalder Stadion spielen?
Das ist baurechtlich nicht möglich, da können wir tun und machen was wir wollen. Das Stadion ist nur für die Dritte Liga zugelassen, und da wollen wir doch nicht hin.
Kann man denn nicht zum Beispiel Pokal- oder Freundschaftsspiele da machen?
Es gibt sicherlich solche Gedanken. Aber die Diskussion muss erst mal sachlich ablaufen und darf nicht militant geführt werden. Bis es soweit ist, wäre es falsch, ein Zeichen in eine bestimmte Richtung zu setzen. Das würde nur unnötige Diskussionen wecken.
Michael Hochmut, 51, Grasbrunn: Der Reiner Maurer ist wirklich ein netter Kerl, aber ich weiß nicht, ob er noch der Richtige für 1860 ist!
Was denken Sie, wie enttäuscht wir nach dem Rostock-Spiel waren. Man muss aber auch sagen, dass wir gute Chancen hatten. Nur die müssen eben die Spieler verwerten, der Trainer kann sie ja nicht selber reinmachen.
Der Lorant hätte die alle zusammengeschissen. Man muss doch mit der richtigen Einstellung in ein Spiel gehen.
Ich war in der Mannschaftsbesprechung dabei, deshalb kann ich Ihnen versichern, dass die Einstellung gepasst hat. Das Problem ist nur, dass die Mannschaft im Moment nicht in der Lage ist, den Schalter umzulegen. Vor allem nach einem Rückstand. Und dann kommt so eine Leistung dabei heraus.
Heiner Jüttner (42), Thalkirchen: Werden Sie Maurer entlasse, wenn 1860 am Freitag gegen Paderborn verliert?
Es gibt keine Diskussion um Maurer. Wir setzen jetzt auf Kontinuität und darauf, dass wir zusammen aus dem Loch kommen. Ganz deutlich: Wir haben keinen Notplan. Den brauchen wir auch gar nicht.
Karl Lindner (59), Hengersberg: Warum haben Sie Torwart Philipp Tschauner gehen lassen? Gabor Kiraly macht viele Fehler.
Die Lage war ja ganz schwierig. Es ist ja bekannt, dass Gabor Kiraly ein hohes Gehalt hatte und dass Tschauners Vertrag auslief. Gabor hatte uns viele Punkte gerettet und war oft eine Bank für uns. Dann hat er angeboten, bei einer Vertragsverlängerung auf Geld zu verzichten. In den letzten Spielen hatte er jetzt etwas Pech. Vielleicht hätte man auch auf Tschauner setzen sollen, hinterher lässt sich so was immer leicht sagen, aber wir haben großes Vertrauen in Gabor.