Matthäus? "Wieso nicht van Gaal?"
Fordert ein neuer 1860-Hauptsponsor Matthäus als Trainer? Der Verein dementiert, der Kandidat auch
München - Ein paar Männer lachten, einige schüttelten den Kopf, andere hielten sich die Hand vor Entsetzen vor den Mund. Die Reaktionen der Befragten fielen ganz unterschiedlich aus, als am Donnerstagmorgen einige Trainingsgäste beim TSV 1860 gefragt wurden, was sie denn davon hielten, sollte Lothar Matthäus neuer Löwen-Trainer werden. Das Gerücht um den möglichen Einstieg des 49-Jährigen, der seit einem halben Jahr als Nationaltrainer Bulgariens tätig ist, war am Donnerstag aufgekommen. Es hieß, dass möglicherweise zwar ein Nachfolger für Haputsponsor Comarch bereitstünde. Dieser aber von den Löwen die Installierung des Rekordnationalspielers zur Bedingung machen würden.
„Das stimmt”, rief Präsident Dieter Schneider am Mittag ins Telefon, „wir standen kurz vor der Unterschrift. Als wir dann aber erfuhren, dass Louis van Gaal zu haben sein würde, waren wir uns nicht mehr sicher."
"Solche Gerüchte sind eben Teil des Spiels"
Und weil der 63-Jährige im selben Moment schallend zu lachen begann, brachte er seine Meinung zum Matthäus-Gerücht deutlich zum Vorschein. „Nein, da ist natürlich überhaupt nichts dran. Das würde doch auch vorne und hinten nicht zu uns passen. Wir sind gerade in einer solch wichtigen Phase mit dem Verein, da wäre es ja schon fahrlässig, sich auf so etwas einzulassen. Und außerdem treffen wir unsere sportlichen Entscheidungen immer noch selbst. Aber was soll's? Solche Gerüchte sind eben Teil des Spiels.”
So weit, so gut. Dass Matthäus die Löwen jedoch für einen schlafenden Riesen hält, dass er nach seinem unschönen Abgang beim FC Bayern mit den Blauen sympathisiert, dass er immer mal wieder in Bogenhausen übernachtet und dass er immer noch händeringend um seinen Trainereinstieg im deutschen Markt bemüht ist, steht alles außer Frage. Das Derby gegen Augsburg und im Dezember das Spiel gegen Hertha BSC schaute er sich im Businessbereich der Allianz Arena an und unterhielt sich auch angeregt mit dem Löwen-Bossen. Er ist ein gern gesehener Gast – und vielleicht bald auch ein Angestellter?
Löwen-Sportchef Miki Stevic kennt Matthäus gut. Am Donnerstag sagte er aber: „Ich werde Lothar immer schätzen, aber aus Respekt vor ihm will ich mich zu dem Thema nicht äußern. Mein Kontakt zu ihm hat mit 1860 nichts zu tun.”
Und Matthäus selbst? Als die AZ ihn Donnerstagabend am Handy erreichte, gab er sich überrascht. "Ich habe gelernt, dass es das beste ist, solche Dinge gar nicht zu kommentieren", sagte er. Also alles andere als ein Dementi. Oder? Matthäus: "Ich bin Trainer der bulgarischen Nationalmannschaft und 1860 war vielleicht vor zwei, drei Jahren mal aktuell."
Laut 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer soll dies auch so bleiben. „Ich weiß von nichts, und es steht auch kein Sponsor vor der Tür. Ich habe es auch noch nie gehört, dass irgendwo ein Sponsor einsteigen wollte, der einen Trainer als Bedingung nannte und damit durchkam. Nein, Lothar Matthäus ist hier kein Thema.” Ganz abgesehen davon hat Schäfer die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Comarch zur weiteren Zusammenarbeit zu überreden. „Das stimmt”, sagte er. „Da bin ich noch guter Dinge”, so Schäfer.
Ein Löwe, der sogar schon unter Matthäus gespielt hat, ist Torwart Gabor Kiraly. Als Matthäus von 2004 bis 2005 Nationaltrainer in Ungarn war, stand Kiraly im Tor seines Heimatlandes. „Er hat damals bei uns in Ungarn tolle Euphorie entfacht und gute Stimmung mitgebracht”, sagt der 34-Jährige zwar, dennoch spricht er sich für einen Verbleib Maurers bei 1860 aus. „Es bringt nichts, jedes Jahr den Trainer zu tauschen. Wir sind auf einem guten Weg, das sieht man an unserer Defensivarbeit. Ein neuer Trainer würde neue Spieler und eine neue Taktik mitbringen. Er bräuchte wieder viel Zeit, etwas aufzubauen. Das finde ich nicht gut.” Und um jegliche Kritik an Maurer zu unterbinden, sagte er weiter: „Man sieht doch im Training, dass es bei uns absolut stimmt. Wir sind gut drauf, frisch, kraftvoll und zügig."