Markus Babbel: Gereizter Rückkehrer

Auf Herthas Homepage tickt die Uhr: Ex-Bayer Markus Babbel steht nach der Pleite gegen die Löwen unter Druck.
MÜNCHEN Die Heimkehr hatte sich Hertha-Coach Markus Babbel, der gebürtige Münchner, wahrlich anders vorgestellt. Das 0:1 beim TSV 1860 bedeutete für den früheren Bayern-Profi die vierte Pleite im fünften Spiel. Erstmals rangiert der selbsternannte Aufstiegsfavorit nicht mehr auf einem Aufstiegsrang: Platz fünf für den Ligakrösus mit seinem Gesamtetat von 35 Millionen Euro. Klar, dass es für Babbel, der vor der Saison als Ziel ausgegeben hatte, „ganz klar aufzusteigen“, so langsam ungemütlich wird.
Der Druck auf den Gilchinger ist immens. Auf der Vereins-Homepage zählt eine Uhr Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Wiederaufstieg runter, zehn gut bezahlte Nationalspieler stehen im Team – und finanziell ist die Hertha auf die Bundesliga-Rückkehr quasi angewiesen. Angeblich hat die Stadt Berlin in dieser Saison bereits Stadionmieten in Höhe von 2,5 Millionen gestundet.
Und tatsächlich wirkt Babbel gereizt. Herthas Torwart Marco Sejna, der wegen eines Handspiels außerhalb des Strafraums Rot gesehen hatte, stauchte er noch auf dem Spielfeld zusammen. Bereits vor dem Spiel hatte Babbel via „Bild“ über die Sechzger gelästert: „1860 ist ein Verein, den ich nicht mag! Das ist ein unmittelbarer Konkurrent des FC Bayern. Die Abneigung habe ich schon seit der Jugend, wo viele Derbys unter der Gürtellinie waren. Da liefen Eltern von 1860 auf den Platz und schüttelten die Bayern-Spieler durch." Gestern versuchte er, dies zu relativieren. „Wenn ich vom FC Bayern bin, kann ich nicht zu Sechzig gehen. Es gibt No-Gos im Leben. Das ist, als würde ich für Liverpool spielen und zu Everton gehen. Das macht man nicht. Aber ich habe nichts gegen Sechzig. Aber es würde nicht funktionieren, wenn ich da hingehen würde, weil ich keine Chance im Verein hätte."
Doch wie groß ist seine Chance, noch lange Hertha-Trainer zu bleiben? In der Hauptstadt gibt es bereits Gerüchte um seine Ablösung in der Winterpause. Ein Grund: Babbels häufige Fahrten nach München sollen einigen Leuten im Verein sauer aufstoßen. Nach der 0:2-Pleite in Osnabrück gab Babbel der Mannschaft zwei Tage frei, um daheim bei der Familie sein zu können. Das kam in Berlin gar nicht gut an. Bei zwei weiteren Pleiten gegen Augsburg und Aue soll er seinen Job los sein. Und was sagt Babbel zu den Gerüchten? „Ich bin natürlich enttäuscht. Mir war klar, dass der Aufstieg kein Selbstläufer wird. Wir sind aber noch nicht abgeschlagen. Es ist noch nichts passiert.“
Reinhard Franke