Mansiz: Der Kick auf dem Eis
WM-Star Ilhan Mansiz scheiterte bei den Löwen – nun will er als Paarläufer zu Olympia.
OBERSTDORF Seine erste Liebe nimmt Ilhan Mansiz auch mit aufs Eis. Bevor der 35-Jährige im Eissportzentrum Oberstdorf seine Schlittschuhe anzieht, tauscht er seine Socken gegen schwarze Fußballstutzen – und auch seine rote Trainingsjacke mit dem Aufdruck „Türkiye“ stammt aus der Zeit, als er als am sensationellen dritten Platz der Türkei bei der WM 2002 beteiligt war. Als Fußballer.
Nun ist er Eiskunstläufer. Denn Ilhan Mansiz hat einen neuen Traum. Mit Lebensgefährtin Olga Bestandigova will er sich im Paarlauf für die Winterspiele 2014 in Sotschi qualifizieren. Auch wenn die 31-jährige Slowakin, die Mansiz 2007 bei der türkischen Version der TV-Show „Stars on Ice“ kennenlernte, eine „gelernte“ Paarläuferin ist - es ist ein tollkühner Plan, der nicht nur auf Anerkennung stößt. „Klar, einige Leute halten uns für verrückt. Und viele verstehen nicht, wieso man von einer Sportart in die andere wechselt. Aber für uns ist es eben dieser Reiz, diese große Herausforderung zu meistern“, sagt Mansiz.
Die Idee reifte seit der TV-Show. Mansiz hatte zuvor wegen Knieproblemen seine Fußballkarriere auf Eis gelegt, versuchte im vergangenen Jahr beim TSV 1860 München nochmal ein Comeback. Doch der gemeinsame Traum von Olympia war stärker. Dafür engagierte der in Kempten geborene Mansiz Eiskunstlauftrainer Alexander König, der von seinem Schützling begeistert ist: „Ilhan ist eine Sportskanone. Er ist extrem fokussiert. Mit seiner Fähigkeit, Korrekturen extrem schnell umzusetzen, hat er schon einige auf der Eisbahn verblüfft.“
Natürlich, es fällt schwer, sich Mansiz in einem Glitzeroutfit vorzustellen, und seinen Bewegungen mangelt es noch an Grazie. Mansiz weiß, dass die beiden auf dem Eis nie ein typisches Paar abgeben werden: „Wir werden unseren eigenen Stil beibehalten.“ Doch zuerst braucht Mansiz die läuferischen Grundlagen, weil er aus dem Fußball nicht gerade ideale Voraussetzungen mitbringt. „Außer der Fitness bringt man eigentlich nur Nachteile mit, weil Fußballer nicht die Gelenkigsten und Filigransten sind“, sagt Mansiz. Um in Sotschi dabei zu sein, muss das Duo sich aber erstmal qualifizieren: Entweder bei der WM 2013 in London/Ontario unter die besten 16 kommen – oder danach bei einem internationalen Wettkampf unter die ersten Vier.
Doch dann ist da noch die Frage der Nationalität. In der Türkei hätten die beiden keine Konkurrenz. Da Bestandigova fünf Jahre nicht für die Slowakei aktiv war, dürfte es laut Verbands-Statut keine Probleme geben, sondern eher emotionale. „Für Olympia müsste ich Türkin sein“, sagt Bestandigova und schaut dabei ein wenig unglücklich, „das ist die einzige Sache, die ich machen muss." Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bis sie dann auch eine Türkiye-Jacke trägt.