Löwen-Versöhnung vertagt
Investor Ismaik lässt das für diese Woche geplante Gipfeltreffen mit Präsident Schneider platzen: „Terminliche Verpflichtungen“. 1860-Boss reagiert gelassen: „Es geht ja nicht um den Weltfrieden“
München - Erst ein Jahr soll vergangen sein? Dieter Schneider klingt etwas ungläubig, ihm kommt das doch alles schon viel länger vor. Tatsächlich ist in dieser Woche genau ein Jahr vergangen, seitdem der Löwen-Präsident zum Oberhaupt beim TSV 1860 bestimmt wurde; weil er aber in diesen zwölf Monaten weitaus mehr Stress, Ungewissheit und Konflikte erlebt hat als in seinen 63 Lebensjahren zuvor, bringt ihn heute so gut wie nichts mehr aus der Ruhe.
Also überraschte es den Dachauer Unternehmer auch nicht, als er am Mittwochmittag davon erfuhr, dass sein ersehntes Vieraugengespräch mit Löwen-Investor Hasan Ismaik schon wieder verschoben werden musste. „Herr Ismaik hat leider terminliche Verpflichtungen, er holt den Termin nach", sagte Ismaiks Münchner Statthalter Hamada Iraki der AZ.
Eigentlich hatte Schneider auf die Aussprache mit dem jordanischen Multimillionär, die ja vor zwei Wochen bereits schon einmal aufgeschoben worden war, ziemlich erwartungsvoll hingefiebert – nun sagte er aber gelassen: „Ich habe das Gefühl, alle Welt spricht von diesem Termin. Aber auf den einen oder anderen Tag kommt es doch nicht an. Es geht bei uns ja nicht um den Weltfrieden, und ich weiß, dass er einen vollen Terminkalender hat, in den sich nicht mal eben ein Trip nach München einfügen lässt."
Schneider zeigt also Verständnis – und das, obwohl Ismaik zuletzt seinen Rücktritt gefordert hat und auch nach wie vor nicht von einer gemeinsamen Zukunft überzeugt sein soll. Doch nachdem sich der Präsident in den letzten Tagen mit Iraki auf einer gemeinsamen Linie gezeigt hat - was durch die gemeinsamen Entscheidungen für die Vertragsverlängerungen von Trainer Reiner Maurer und Sportchef Florian Hinterberger dokumentiert wurde - will er nun auch Ismaik mit seinen Friedensbemühungen überzeugen. „Wann das stattfindet, ist eigentlich egal. Hauptsache, wir finden zusammen“, sagt Schneider optimistisch. „An mir wird eine Versöhnung nicht scheitern."
Ein neuer Termin soll nun am Montag oder Dienstag gefunden werden. Schneider steht bereit. Und auch Ismaik kämen diese Tage sicherlich gelegen, schließlich stünde dann kein Löwen-Heimspiel an – denn bei denen war er ja zuletzt heftig per aggressiver Plakate und beleidigender Rufe von den 1860-Fans angegriffen worden. Und das gefällt dem Jordanier laut Geschäftsführer Robert Schäfer ganz und gar nicht. „Für Herrn Ismaik ist 1860 ein sehr emotionales und warmherziges Geschäft, bei dem er sich weniger Rendite und mehr Zuneigung erhofft“, sagte Schäfer.
Und auch Schneider wirbt nun in Ismaiks Interesse bei den eigenen Fans und erklärt: „Ich respektiere jede Fanmeinung. Aber man sollte uns die Chance auf eine gemeinsame Zukunft zugestehen. Wir wollen hier nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen machen. Aber es wäre beste Werbung für uns, wenn wir eine gemeinsame Linie fahren können. Dann lösen sich solche Proteste von alleine auf." Schneider weiter: „Ich interpretiere die Aufforderungen aus dem Fanblock als Auftrag an uns, endlich Ruhe und Einigkeit in den Laden zu bekommen. Schaffen wir das, sieht die Welt schon bald wieder ganz anders aus."