Löwen-Sportchef Hinterberger: "Alles hinterfragen!"
AZ: Herr Hinterberger, trotz des 3:0 gegen Union ist der Aufstieg verpasst, die Saison verkorkst. Bei der Suche nach Schuldigen ist man schnell bei Trainer Alexander Schmidt – und bei Ihnen. Zu Recht?
FLORIAN HINTERBERGER: Wir wollten bis zum Schluss um Platz drei mitspielen – das war das Ziel und das haben wir nicht erreicht. Es ist hier doch immer so, dass es Kritik hagelt, wenn du nicht vorne mit dabei bist. Aber Fußball in der 2. Bundesliga ist kein Wunschkonzert.
Was ging in Ihnen vor, als Investor Hasan Ismaik zuletzt plötzlich öffentlich „a new Sportchef” forderte?
Nix. Als ich das gehört habe, hatte ich gerade ein Gespräch mit unserem Trainer. Ich habe das dann einfach zur Kenntnis genommen und wir haben weiter unsere Arbeit gemacht.
Aber es kann Sie doch nicht kalt gelassen haben.
Ich kann es ja nicht ändern. Deswegen verschwende ich daran wirklich auch kaum einen Gedanken.
Und es wurde bekannt, dass Sie geopfert worden wären, wenn Ismaik die von Präsident Monatzeder geforderten 13 Mio. Euro gezahlt hätte!
Wenn der Verein so entschieden hätte und mehr Millionen gekommen wären – ja, dann wäre es eben so gewesen. Wenn alles im positiven Sinne des Vereins entschieden worden wäre, wäre es doch in Ordnung gewesen.
Sie hätten Ihren Platz geräumt?
Wenn so entschieden worden wäre, dann ja.
Dann wurde plötzlich Ihr Vertrag verlängert. Sehen Sie sich als Notlösung, weil sich der Verein keinen anderen Sportchef leisten konnte?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin keine Notlösung! Denn ich weiß, wie viel Arbeit das hier alles ist, mit dem begrenzten Budget, das uns zur Verfügung steht. Mit fünf Millionen Euro mehr auf dem Konto ist es leichter, eine Mannschaft zusammenzustellen, die vorne mit dabei ist.
Was glauben Sie: Was hat am Ende für Ihre Vertragsverlängerung gesprochen?
Ich glaube schon, dass man sieht, was für eine Arbeit hier geleistet wird.
Ihnen wird vorgeworfen, bei Transfers falsch gelegen zu haben – Beispiel Ismael Blanco und Grigoris Makos.
Mit Ismael Blanco hat es aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Bei Grigoris Makos muss ich immer ein wenig schmunzeln: Als wir ihn im Sommer verpflichtet haben, war hier richtig viel los, alle haben Bärte getragen und sich Freude, dass wir ihn nach München geholt haben. Aber auch das hat nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. So etwas passiert im Sport. Aber wenn von zehn oder zwölf Neuzugängen nur zwei nicht so funktionieren, ist die Quote immer noch sehr vernünftig. Und ich bleibe dabei, dass wir eigentlich einen Kader zusammengestellt haben, der ganz oben hätte mitspielen können.
Warum hat es dann nicht geklappt?
Sicherlich spielt die Unruhe eine Rolle. Aber wir müssen alles analysieren und hinterfragen. Wie war die Leistung der Spieler über die gesamte Saison? Wie war die Leistung der Führungsspieler? Was ist mit der Mentalität der Spieler? Da gibt es so viele verschiedene Faktoren, die wir jetzt besprechen müssen. Und dann kommt noch etwas hinzu, was man von außen nicht so sieht: Wir haben mit Alexander Schmidt unseren Spielstil komplett verändert. Wer von Fußball etwas versteht, hat das auch gesehen: mehr Ballbesitz, deutlich aktiveres Spiel.
Ihr Ziel für die kommende Saison…
...ist ganz klar: um den Aufstieg mitzuspielen! Das haben wir dieses Jahr nicht geschafft und darüber ärgere ich mich brutal. Und egal, was da jetzt im Umfeld bei uns wieder los ist, das interessiert nicht – da muss man sich abschotten. Wir sind der TSV 1860 und wir haben nun einmal dieses Arbeitsfeld hier.