Löwen-Profi Vallori: "Gönne Real nichts"

Guillermo Vallori, der Verteidiger des TSV 1860 München, ist Fan von Barcelona – und erklärt hier, was Madrid für ihn so unsympathisch macht.
von  Marco Plein
Löwe Guillermo Vallori
Löwe Guillermo Vallori © Sampics

Der Verteidiger ist Fan von Barcelona – und erklärt hier, was Madrid so unsympathisch macht

MÜNCHEN Auch wenn es für ihn bei den Löwen bestens läuft, an diesem einen Erlebnis hat Guillermo Vallori immer noch zu knabbern. Der Spanier vom TSV 1860 ist großer Anhänger des FC Barcelona, und dass seine Lieblingsmannschaft die spanische Meisterschaft im Spiel des Jahres gegen Real Madrid verkorkst hat, macht dem 29-Jährigen gehörig zu schaffen. „Ich war ziemlich frustriert“, sagt er, „dass Barcelona die Meisterschaft mal nicht gewinnt, kann ich mal hinnehmen. Aber ich kann Real den Titel nicht gönnen, ich kann Real nicht leiden. Und dafür gibt es gute Gründe.“

Vor dem Rückspiel der Bayern am Mittwoch in Madrid erzählt der Mallorquiner, der im Winter von Grasshopper Zürich zu den Löwen gewechselt war und sich seither als blauer Glücksgriff erwiesen hat, in der AZ über seine Abneigung gegenüber dem spanischen Rekordmeister und erklärt, weshalb Real seit einigen Jahren mit einem großen Image-Schaden zu kämpfen hat.

„Eigentlich fing alles mit dem Portugal-Clan bei Real an“, sagt Vallori. Früher habe auch er als Barcelona-Anhänger den großen Ruhm von Real Madrid anerkannt, „aber seit Mourinho und Cristiano Ronaldo mit ihrer wahnsinnigen Arroganz so fürchterlich provozieren, hat sich der Verein viele Feinde gemacht.“ Vallori nennt ein Beispiel: „Wenn Barcelona auswärts spielt, egal ob in Santander, Mallorca oder Malaga, dann applaudieren danach 70 Prozent der Leute, auch wenn die eigene Mannschaft hoch verloren hat. Bei Real aber gibt es böse Rufe und Beleidigungen, diese Worte kann ich kaum nennen, so schlimm sind sie.“ Größte Zielscheibe sei dabei freilich Superstar Ronaldo, und Vallori erklärt: „Er ist selbst dran schuld. Ich kenne sonst keinen Spieler, der seine Tore so provokant feiert. Seit Neuestem zieht er sich die Hose weit hoch, spannt seinen Oberschenkel an und zeigt mit dem Finger auf seinen Muskel. So was Selbstverliebtes kommt sonst keinem anderen in den Sinn. Kein Wunder, dass ihn viele Leute für dieses Gehabe hassen.“

Das entscheidende Problem sei, dass Real nicht mehr den einstigen Ruhm ausstrahle, sondern sich der Selbstverliebtheit Mourinhos unterworfen habe. „Er hat sich den Verein zu eigen gemacht“, betont Vallori, „er denkt, er ist größer als der Club. Er denkt, er ist größer als alles. Er will alles alleine kontrollieren, aber es gibt niemanden, dem das in Spanien gefällt. Das passt einfach nicht zu unserer Mentalität, wir sind bescheiden, wir wollen so was nicht.“ Egal mit wem er in seiner Heimat spreche, wenn es nicht gerade heißblütige Real-Fans sind, dann können sie Mourinho nichts abgewinnen, sagt der Löwen-Verteidiger und kündigt an: „Wenn Mourinho irgendwann mal Real verlassen sollte, wird er einen großen Schaden zurücklassen. Und es wird sehr lange dauern, das zerstörte Image wieder aufzurichten.“

Zuletzt hat Real in der Liga den Torrekord mit 108 Treffern geknackt, „aber darüber freut sich kaum einer“, erzählt der Neu-Münchner und erklärt: „Mourinho kennt keine Regeln, und wenn, dann spielt er mit ihnen Katz und Maus. Er missachtet Pressekonferenzen, beleidigt Trainer, lästert über Schiedsrichter. So was Schlimmes hat es in Spanien sonst nie gegeben.“ Da überrascht es nicht, dass Vallori – auch wenn ihm das als Sechzger nicht ganz so leicht über die Lippen kommt – am Mittwoch auf ein Ausscheiden Reals hofft. „Wenn sich selbst eigene Spieler wie Casillas und Sergio Ramos, die das große Real verkörpern, nicht mit Mourinho identifizieren können, dann können es Fußballfans erst recht nicht. Für mich steht fest: Je länger Mourinho Trainer bei Real ist, desto schlechter ist das für den Verein. Ganz egal, wie viele Titel er gewinnt.“

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