Löwen nach Ingolstadt: "Erster im Mittelfeld"

1860-Trainer Reiner Maurer hat nach dem 1:0 bei Schlusslicht Ingolstadt beste Laune. Dass seine Löwen nur auf dem sechsten Rang liegen, lässt ihn kalt – er zimmert sich seine eigene Tabelle.
MÜNCHEN Von weitem schon sah man das Lächeln von Reiner Maurer. Als der Löwen-Trainer am Morgen nach dem erkämpften und glücklichen Erfolg der Sechzger in Ingolstadt vom Übungsplatz an der Grünwalder Straße herumschlenderte, stellte sich seine Gemütsverfassung genauso dar, wie er es selbst kurz und knapp beschrieb: „Schon deutlich besser.” In den letzten Wochen hatte es der Allgäuer ja nicht unbedingt leicht beim TSV 1860, ständig war er zu Umbauten in seiner Mannschaft gezwungen worden, meist verlor sein Team in der Folge – doch nun, nach zwei Auswärtssiegen am Stück und (wie Maurer mit ein bisschen Stolz sagt) „sechs Punkten aus den letzten drei Spielen”, blickt der 51-Jährige hoffnungsvoll auf die letzten vier Partien vor Weihnachten.
„Wir haben die Chance, dieser Hinrunde noch eine positive Wendung zu geben. Unsere Lage ist nicht so schlecht, wie sie manchmal dargestellt wird”, sagte er. Freilich, die Löwen pendeln nun schon seit dem siebten Spieltag, als sie eine 2:0-Führung auf St. Pauli verspielten, zwischen den Plätzen sechs und neun – und eigentlich wollten sie in dieser Saison ja mehr. Doch Maurer scheint sich mit der Lage trotzdem anfreunden zu können. Den aktuellen Platz bewertet der Löwen-Trainer als „sehr ordentliche Platzierung” und fügt an: „Platz sechs – da stand 1860 in den letzten Jahren nicht oft.” Darum gibt er als Ziel bis Weihnachten aus: „Wenn wir auf Platz sechs überwintern, bin ich zufrieden. Das wäre ein positiver Abschluss des Jahres, das für uns alles andere als einfach war.”
Maurer geht in seiner neuen Bewertung der Tabellenkonstellation sogar noch weiter, denn nach dem knappen Sieg in Ingolstadt, nach dem die Sechzger nun sieben Siege und sieben Niederlagen bei einem Unentschieden aufweisen, versetzt er seine Mannschaft kurzerhand in eine neue Liga – und dort gleich mal auf Platz eins: „Wir sind jetzt wieder Erster im Mittelfeld, und das ist keine schlechte Situation.”
Der Allgäuer scheint sich also vor Ende der Hinrunde, die für die Löwen noch das Highlight-Spiel gegen Eintracht Frankfurt sowie die knifflige Aufgabe in Aachen vorsieht, damit abgefunden zu haben, dass 1860 nicht gut genug ist, um die Lücke nach oben noch schließen zu können. Der Trainer erklärt: „Wir haben vor uns die beiden Absteiger Frankfurt und St.Pauli, die sind naturgemäß besser aufgestellt als wir. Dazu stehen Fürth und Düsseldorf vor uns, die über Jahre hinweg eine Mannschaft aufgebaut haben. Dazu reitet Paderborn auf einer Erfolgswelle.”
Gegen vier dieser fünf Teams haben die Sechzger einen einzigen Punkt geholt. Und so bestätigt auch Sportchef Florian Hinterberger Maurers These: „Unser Pech ist doch auch, dass die Mannschaften vor uns so gut punkten, dass man sich eigentlich gar keinen Ausrutscher erlauben darf. Aber wir sind halt ein paar Mal ausgerutscht, und die Quittung dafür kriegen wir beim Blick auf die Tabelle.”
Tatsächlich war die Dominanz der Zweitliga-Topklubs seit dem Löwen-Abstieg noch nie so groß wie diese Saison. Die Top 3 – Frankfurt, Düsseldorf, Fürth – erspielten an den ersten 15 Spieltagen insgesamt 103 Punkte. „So was habe ich selten erlebt, den Mannschaften, die vorne stehen, läuft es durchgehend warm rein”, so Maurer.
Immerhin: Kommenden Samstag (13 Uhr) haben er und die Löwen gegen Tabellenführer Frankfurt die Chance, gegen die Übermacht der Spitzengruppe selbst etwas zu unternehmen. „Das wird eine riesige Herausforderung”, so Maurer.