Löwen-Boss gesucht!
München - „Sechzig sucht den Oberboss“: so könnte man sie taufen, die derzeitigen Vorgänge beim TSV 1860. Denn dort geht es zu wie in einer Casting-Show. Robert von Bennigsen und Christian Waggershauser, die Präsidentenfindungskomission der Löwen, durften – oder eher mussten – zuletzt in die Rolle von TV-Juror Dieter Bohlen („Deutschland sucht den Superstar“) schlüpfen und die Kandidaten für ihre ganz spezielle Suche begutachten. Löwenherz vorhanden? Gute Kontakte in die Wirtschaft? Mindestens ein Jahr Vereinsmitglied? Die Bewerber sollten wiederrum zeigen, was denn ausgerechnet sie zu einem Anwärter auf einen der schwierigsten Jobs überhaupt macht: den des Löwen-Präsidenten.
Lesen Sie auch: Das sagt Bay über Ismaik und Möhlmann
Nun hat sich der TSV 1860 in einer Verwaltungsrats-Sitzung am Sonntag im Sendlinger Zunfthaus wohl intern festgelegt: Der Präsidenten-Kandidat, der sich Mitte November bei einer Mitgliederversammlung zur Wahl stellen soll, ist nach AZ-Informationen gefunden – nötig war dazu eine Zwei-Drittel-Mehrheit. „Wir liegen voll im Zeitplan, mehr kann ich dazu nicht sagen“, erklärte Waggershauser auf AZ-Nachfrage nur und verwies auf das Schweige-Gelübde des Verwaltungsrats vor der offiziellen Verkündung – die soll in den kommenden Tagen erfolgen. Ein Löwen-Insider weiß aber: „Man hat’s mir bestätigt: Ein Favorit wurde ausgewählt. Der Name ist noch streng geheim, die Kandidaten sollen nicht über die Medien davon erfahren, bevor ihnen der Verein eine Rückmeldung gegeben hat“, sagte er der AZ.
Wie der Verwaltungsrats-Vorsitzende Karl-Christian Bay am Sonntag verriet, hatten sich doch tatsächlich eine ganze Reihe von potenziellen Oberlöwen für jenes Amt gefunden, an dem schon viele erfolgreiche Geschäftsmänner (Gerhard Mayrhofer, Dieter Schneider, Albrecht von Linde) gescheitert waren. „Wir hatten neun Personen auf der Liste. Davon sind sieben Personen dann tatsächlich von der Kommission näher betrachtet worden. Zwei haben ihre Kandidatur zurückgezogen“, sagte Bay über den erlauchten Kandidatenkreis.
Nach AZ-Informationen zählten MAN-Betriebsratchef Sari Stimoniaris und der Ex-Geschäftsführer des früheren Löwen-Sponsors FTI, Peter Cassalette, zu den heißesten Kandidaten. Der in München geborene Grieche Stimoniaris, seit 2010 Mitglied des ARGE-Fanklubs “Löwenfreunde Vierkirchen”, sagte kürzlich der „Bild“: „Mein Herz schlägt von klein auf für die Löwen.“ Cassalette, einst bei Auswärtsfahrten der Blauen dabei, und seit den 1970er Jahren Mitglied, dürfte in dieser Hinsicht nicht minder geeignet sein.
Wer es am Ende auch ist: Am 15. November im Zenith solll sich der vom Verwaltungsrat gecastete Präsidentschafts-Anwärter von den Fans bestätigen lassen – für die nach Mayrhofers Rücktritt restlichen sieben Monate der laufenden präsidialen Amtszeit. Bay: „Die Situation für die Kandidaten ist nicht einfach. Sie müssen sich in sieben Monaten wieder zur Wahl stellen – und das bei der sportlichen Situation, die wir haben. Angesichts dessen ist das wirklich kein Traumjob.“ Einen solchen gibt’s bei den Löwen wohl sowieso nicht.