Liebesdrama mit Happy End: Niederlechner verrät seinen emotionalen Weg zurück zum TSV 1860

Florian Niederlechner ist keiner, der zimperlich ist. Ganz im Gegenteil: Der Ebersberger ist hart im Nehmen, ein echter Kämpfer. Ein zäher Hund, wie man in Bayern so schön sagt. Bestes Beispiel: Bei der 0:1-Niederlage gegen Slovan Liberec bekam Niederlechner Mitte der ersten Hälfte einen Schlag aufs Knie. Mit Eis im Schienbeinschoner ging es in die Pause und danach nochmal aufs Feld. Erst als wirklich nichts mehr ging, ließ er sich von seinem Trainer Patrick Glöckner auswechseln.
Niederlechner: "Schmerz gehört im Fußball einfach dazu"
"Es ist eine Knieprellung", gab Niederlechner am Samstagmittag im Teamhotel des TSV 1860 Entwarnung, meinte Sekunden später: "Schmerz gehört im Fußball halt einfach dazu." In zwei oder drei Tagen will der Neuzugang der Hertha schon wieder auf dem Trainingsplatz stehen. Dass es in dieser Saison öfter vorkommen kann, dass er "übel umgetreten wird", damit rechnet er. Immerhin sind Niederlechner und Kevin Volland die Star-Stürmer der Dritten Liga, die Verteidiger werden da nochmal mit dem einen Prozent mehr Härte in den Zweikampf gehen.
"Ich mache mir da keinen großen Kopf", sagt er. Kampf ist Niederlechner aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga gewohnt. Außerdem: Seine ganze Karriere gleicht einem Kampf. Einbezogen sein Weg zurück nach Giesing. "Ich habe nicht mehr damit gerechnet", gibt Niederlechner zu. 2006 war nach der U17 bei den Löwen Schluss. "Es war damals echt ein Schock, weil ich ein gutes Jahr gespielt hatte." Doch die Sechzig-Verantwortlichen stuften ihn als zu klein und zu langsam für eine Profilaufbahn ein.

Sechzig gab Niederlechner während Haching-Zeit einen Korb
Erst über seinen Heimatklub Ebersberg, dem FC Falke und Ismaning kämpfte sich Niederlechner in die Dritte Liga zur Spielvereinigung Unterhaching. "Haching hatte kein Geld, die mussten auf Spieler aus der Umgebung setzen", erinnert sich der 35-Jährige: "Ich hatte damals kein Gramm Muskeln an mir und war ein Dickerchen." Durch die ersten Einheiten schleifte er sich mit Krämpfen. Trotzdem: Niederlechner biss sich durch, spielte eine starke Saison in der Vorstadt.
Und wäre danach nur allzu gerne zurück zu seiner Jugendliebe gewechselt. "Ich habe so gehofft, bitte holt mich zurück", erzählt der Angreifer: "Mein Berater hat sogar zwei- oder dreimal den Kontakt gesucht." Doch die Verkuppelungsversuche scheiterten. Selbst ein Treffer im Freundschaftsspiel gegen den damaligen Zweitligisten imponierte die Löwen-Bosse nicht. "Ich weiß es noch ganz genau", sagt Niederlechner: "Mein Handy ploppte auf und dann hieß es, wir glauben nicht, dass es Niederlechner in die 2. Bundesliga schafft." Der endgültige Korb.

Niederlechner: "Im Winter habe ich ein, zwei Sachen abgeblockt"
Ganz dem Motto, auch andere Mütter haben schöne Töchter, stieg er nach seinem Wechsel zu Heidenheim auf. Mit dem SC Freiburg ging es dann sogar in die Bundesliga. Und da schau her: Erfolg macht attraktiv. "Als ich mit Freiburg aufgestiegen bin, rief mich mein Berater an und sagte, Sechzig hat angerufen, ob ich nicht kommen will", so Niederlechner, der dann aber den Spieß umdrehte: "Ich habe gesagt, sicher nicht." Immerhin hatte er mit Freiburg eine Liebe gefunden, mit er sogar in der Europa League spielen konnte.
Aber wie es in jedem allzu kitschigen und romantischen Liebesfilm so ist, am Ende findet doch das zusammen, was zusammengehört. Irgendwo innen drin, da hatte Niederlechner doch noch Gefühle für die erste Liebe, selbst wenn sie ihm vor Jahren eine harte Abfuhr erteilte. "Im Winter habe ich dann schon ein, zwei Sachen abgeblockt, weil ich gesagt habe, ich mache nur Sechzig", betont Niederlechner: "Ich habe schon früh alles in Berlin gekündigt und bin überglücklich, dass ich die Entscheidung getroffen habe." Wie das nun mal so ist, wenn man Schmetterlinge im Bauch hat.
TSV 1860: Niederlechner wünscht sich eine Einheit bei Sechzig
Jetzt gebe es für ihn nichts Schöneres, als mit "dem Löwen auf der Brust aufzulaufen". Fußballromantik pur. Niederlechner erhofft sich von dieser Fußballliebe viel: "Es wäre schön, wenn wir jetzt diese Euphorie mitnehmen und den Verein zusammenführen, dass es wieder eine richtig gute Einheit wird." Und der TSV 1860 womöglich wieder der Zweitligist wird, der ihn einst abservierte. Gäbe es ein schöneres Happy End?