Der Glöckner-Plan für 1860: Dank Hitzfeld-Devise und einem Veilchen davonkommen

Unter den Trainerstühlen im Erzgebirgsstadion werden am Samstag (14 Uhr) Federn verbaut. Natürlich nur imaginär. Der Druck vor dem Duell zwischen dem TSV 1860 und Aue könnte nicht größer sein. Wer verliert, der könnte fliegen. Patrick Glöckner oder Jens Härtel. Der eine Coach, weil er nach zwei desolaten Pleiten zum Epizentrum der Kritik wurde, der andere, weil er mitten im Abstiegskampf festhängt.
Glöckner nimmt sich Hitzfeld zum Vorbild
Wessen Schleudersitz wird also nach der Partie aktiviert? Wer ist womöglich schon vor der Englischen Woche Geschichte? Klar ist: Beide Übungsleiter wollen dieses Szenario verhindern, sind gewarnt. Gerade Glöckner. "Es ist wichtig, dass wir auf das Spiel gut vorbereitet sind", betonte er. Dass sein Gegenüber auch angezählt ist, blendet er aus.
Der Fokus gilt seinem Team. Nur ein Sieg gegen die Sachsen zählt. Auf dem Weg dorthin soll der Leitsatz von einer großen Trainerpersönlichkeit helfen: Ottmar Hitzfeld (76). "Ich habe einen Leitsatz entwickelt, den ich von ihm übernommen habe und immer wieder predige", verriet Glöckner: "Schütze deine Spieler." Ottmar Glöckner oder Patrick Hitzfeld will es richten.

"Ich will vor den Spielern stehen"
Der 48-Jährige möchte seine Akteure "aus den schweren Zeiten hinausbegleiten und vor ihnen stehen". Worte, die schön klingen, allerdings bei einer Niederlage am Samstag schnell altern können. Denn beim TSV 1860 gilt folgender Leitsatz nicht mehr: "Schütze deinen Trainer." Die volle Rückendeckung von der Führungsetage hat Glöckner nicht mehr, auch wenn man sich intern noch nicht konkret mit einem Rauswurf beschäftigt.
Gerade Präsident Gernot Mang fand jüngst klare Worte. "Ich erwarte eine komplett andere Leistung", baute der Oberlöwe beim Oktoberfestbesuch am Dienstag Druck auf den Übungsleiter aus. Auch wenn Mang grundsätzlich kein Freund von Trainerentlassungen unter der Saison sei, will er sich "jede Option offenhalten".
Mannschaft steht hinter Glöckner
Selbst Sport-Boss Christian Werner sprach Glöckner keine Jobgarantie mehr aus. Wie der Coach das aufnimmt? "Ich beschäftige mich eigentlich gar nicht mit dem Führungsstil anderer Personen", antwortete Glöckner. Ihm gehe es darum, wie er seine Mannschaft pflegt. Und die steht glücklicherweise noch hinter ihm, will mit ihm die Trendwende schaffen.
Das bestätigte Ersatzkapitän Florian Niederlechner jüngst nochmal. "Ich hoffe, dass das der Trumpf ist", meinte Glöckner. Es sei schön, zu wissen, "dass man Leute an seiner Seite hat". Schon zweimal, wenn die Führung nicht mehr komplett hinter einem steht. Zumal es am Ende auch die Spieler sind, die mit ihrer Leistung über eine weitere Zusammenarbeit entscheiden.

Glöckner: "Wir Trainer können nicht zaubern"
Das weiß natürlich auch der Chefcoach des TSV 1860. "Wir Trainer können zwar gewisse Dinge vorleben, aber wir können auch nicht zaubern", so Glöckner. Aber Dinge verändern, das können die Trainer durchaus. Und das wird der Bonner auch tun. Das Motto "Never change a winning team" gilt nicht mehr. Wie auch, nach zwei Pleiten?
Ab sofort heißt es: Wer spielen will, muss unter der Woche Vollgas geben. Und das nicht auf der Theresienwiese, sondern an der Grünwalder Straße 114. "Ab jetzt sind die Trainingseindrücke entscheidend", verkündete Glöckner. Er will auf Spieler setzen, die das Momentum auf ihrer Seite haben, Tugenden wie unermüdliche Kampfbereitschaft mitbringen.
TSV 1860 wird mit neuer Startelf in Aue antreten
Ansonsten könnte es gegen Aue schwer werden, obwohl die Veilchen nach vier Niederlagen am Stück auf dem drittletzten Platz in der Tabelle stehen. Welche Veränderungen Glöckner genau vornimmt, wollte er nicht verraten, kündigte aber eine größere Rotation an. Es könnte sogar die ein oder andere Überraschung dabei sein.
Selbst eine Systemumstellung zurück auf die Viererkette ist durch den Ausfall von Abwehrboss Jesper Verlaat (Muskelverletzung) denkbar. Ob Glöckner durch diese Vorgehensweise in Aue mit einem Veilchen davonkommt? Vertrauen dafür in sein Team hat der Trainer noch.