Kurz’ Horror-Bilanz bei 1860: Nur Schachner war schlechter
„Ich weiß, dass ich im Fokus stehe“: Gibt der Trainer am Ende sogar freiwillig auf?
MÜNCHEN Immerhin, Marco Kurz stellte sich am Tag nach dem 1:4-Debakel in Duisburg am Trainingsgelände den Fragen. Und ihm ist offenbar bewusst, dass es wieder um seine Zukunft beim TSV 1860 geht. „Ich weiß“, sagte der 39-Jährige am Montag, „dass ich im Fokus stehe: Ich bin verantwortlich für die Mannschaft.“
Doch einen Ausweg aus der sportlichen Krise kann Kurz nicht präsentieren: „Wir werden intensiv trainieren“, sagte er, „deswegen habe ich den freien Tag gestrichen.“ Solche Sätze sagt Kurz immer, wenn er spürt, dass im Löwen-Umfeld Unmut aufkommt. Heute (15 Uhr) darf er noch mal das Training leiten. Ein letztes Mal?
Kurz (Vertrag bis Juni 2010) ist bei 1860 gescheitert, an einen freiwilligen Rückzug denkt der Trainer („Ich erreiche die Mannschaft noch“) aber nicht. Nach Platz acht (2006/2007), Platz 11 (2007/2008) und aktuellen Abstiegsängsten (derzeit Platz 12) hat Kurz nicht den Nachweis erbracht, er könnte 1860 zurück in die Bundesliga führen. Im Gegenteil: Die Statistik in 63 Zweitliga-Einsätzen unter seiner Regie gleicht einer Horror-Bilanz: 1,27 Punkte machte 1860 pro Spiel – nur sein Vorgänger Walter Schachner (1,21) war noch schlechter. Immer noch unerreicht ist die Marke von Reiner Maurer mit 1,75 Punkten pro Spiel. Beängstigend ist auch Kurz-Heimstatistik: In 32 Heimspielen in der Arena gewann 1860 unter Kurz nur zwölfmal (!). „Ich kann Kurz nicht mehr sehen“, sagt Löwen-Legende Petar Radenkovic besorgt, „er treibt uns die letzten Fans aus dem Stadion.“
Und auch in der Mannschaft scheint Kurz nicht mehr alle auf seiner Seite zu haben, allein voran Abwehr-Chef Gregg Berhalter. „Das hat nichts mehr mit Fußball zu tun“, schimpfte der 35-jährige Amerikaner nach dem 1:4 in Duisburg, „wir sind nur noch 11 Einzelkämpfer. Das war schon mal anders.“
Nicht unbedingt ein Kompliment für Kurz’ Arbeit. Auch die Begabung des Trainers bei der Einschätzung von Talenten ist offenbar nicht die beste. Ein Beispiel gefällig? Vergangenen Sommer schickte Kurz 1860-Amateur Anton Fink nach Haching – mit den Worten: „Der braucht eine Luftveränderung.“
Inzwischen ist der 21-Jährige der Garant bei der Spielvereinigung, erst am Sonntag schoss das 1860-Eigengewächs beide Tore beim 2:1-Triumph gegen Fortuna Düsseldorf, es waren Finks Saisontreffer 12 und 13 in der Dritten Liga. Tore, die auch 1860 gut getan hätten. Oliver Griss, Stefan Maurer