"Eine krasse Fehlentscheidung": TSV-1860-Boss Werner reagiert in der AZ auf skandalösen Torklau
München - Verrückt. Falsch. Skandalträchtig. Nicht auszudenken, hätten die Löwen durch den "Torklau von Giesing", wie die AZ am Sonntag titelte, das Heimspiel gegen Spitzenklub Energie Cottbus verloren oder würden gar am Ende deshalb in die Regionalliga absteigen. Doch auch trotz des 5:1-Kantersiegs reißen die Diskussionen nicht ab: Was war da los im Gehäuse vor der Ostkurve, wie konnte das passieren – und welche Konsequenzen wird die neu entbrannte Debatte nach sich ziehen?
Torklau von Giesing: Kozuki grätschte Ball deutlich sichtbar ins Tor
Die Fehlentscheidung vom vergangenen Samstag im Grünwalder Stadion war derart eklatant, dass sie nicht nur bundesweit in sämtlichen Medien thematisiert und in diversen Jahresrückblicken noch zu sehen sein wird. Soichiro Kozuki grätschte einen Querpass in der vierten Minute deutlich sichtbar ins Tor, die Klärungsaktion des Cottbusers Axel Brinkmann kam zu spät.
Eigentlich, denn Schiedsrichter Felix Bickel und Linienrichter Marco Scharf verwehrten dem klaren Tor seine Gültigkeit – trotz guter Sicht des Schiris und einer unglücklichen Erklärung seines Assistenten, wonach ihn eine flache gelbe Werbebande aus Kunststoff neben dem Tor (geschätzt zwischen 30 und 40 cm hoch, Ball-Durchmesser: 70 cm) in der Sicht behindert habe. Ein ausgebliebener Pfiff, ein Eklat.
"Das war wieder Wahnsinn. Das war ja anscheinend nicht nur ein halber Meter, das war ja ganz klar", sagte 1860-Kapitän Jesper Verlaat voller Unverständnis dafür, wie weder Schiri, noch Assistent dies nicht sehen konnten und fragte, an diesem Tag zum Glück der Giesinger angesichts des Dreiers lediglich mit einem leichten Schmunzeln: "Aber was soll man machen?"

"Sehr transparent und selbstkritisch mit d
er Situation umgegangen"
Ungleich ernster hatte sich dies 1860-Boss Christian Werner bereits vor Wochenfrist beklagt, nach dem 0:1 beim VfL Osnabrück zu einer Schiedsrichter-Schelte ausgeholt und einen "VAR light" ins Spiel gebracht. Dort hatte 1860 einen Strafstoß verwehrt bekommen. Nun will Werner auf AZ-Anfrage nicht nur Kritik üben, sondern mit Blick auf mögliche Lösungen drei Punkte anbringen.
"Erstens: Wir sind im Leistungssport, und selbstverständlich wird auch die Leistung des Schiedsrichters an seinen Fehlern gemessen. Ich finde aber, dass in die Gesamtbewertung auch das allgemeine Auftreten einfließen muss", sagte Werner und relativierte: "Natürlich war es eine krasse Fehlentscheidung, aber der Unparteiische ist uns gegenüber sehr transparent und selbstkritisch mit der Situation umgegangen. Felix Bickel hat sich noch während des Spiels für die Fehlentscheidung entschuldigt."

Fehler zu begehen sei "menschlich", der Umgang damit zeuge für Werner bei "einem guten Schiedsrichter" wie Bickel von "einer starken Persönlichkeit" und "großer zwischenmenschlicher Qualität".
Werner: "Wir verfügen über die nötigen technischen Hilfsmittel"
Doch damit zum zweiten Punkt: "Ungeachtet dessen muss ich in meiner Funktion auf die Häufigkeit der Fehlentscheidungen der Schiedsrichter hinweisen", meint Werner und zählt auf: "Über die Saison hinweg sind uns so über zehn Punkte genommen worden, die am Ende über Aufstiegs- oder Abstiegskampf entscheiden können." Dabei gehe es um "Existenzen".

Was Werner zum dritten Punkt führt: Er wiederholt, was er vor einer Woche und auch bei der jüngsten Managertagung in Frankfurt zu bedenken gegeben hatte: "Wir verfügen über die nötigen technischen Hilfsmittel – wir könnten den Schiedsrichtern damit bessere Möglichkeiten bieten, um einen fairen Wettkampf zu gewährleisten. Der DFB muss sich im Interesse aller Beteiligten diesem Thema annehmen und einen Weg finden, die Häufung der Fehlentscheidungen zu minimieren."
TV-Bilder könnten skandalträchtige Fehler verhindern
Und zwar einen, der vorhandene TV-Bilder kostengünstig dazu nutzt, zumindest derart verrückte, falsche und skandalträchtige Fehler zu verhindern wie beim "Torklau von Giesing". Also, wie VAR's, DFB?