Kiralys Rekordjagd - für Land und Löwen
Der Torhüter des TSV 1860 wird in Ungarn bald den legendären Grosics überholen – und nach seiner Karriere wohl für den Verband arbeiten. Mit 1860 will er diese Saison zehnmal zu Null spielen.
MÜNCHEN Auf einmal sind die Löwen wieder angesagt. Beim angenehmen Sonnenschein schauten am Mittwochmittag auf einmal jede Menge Zuschauer beim Training der Sechzger zu, und auch deren Torwart Gabor Kiraly hat seinen Spaß am milden Tauwetter. Denn als der Ungar nun vom Trainingsplatz stapfte und man ihn unter all dem braun-grünen Matsch, in den er sich vorher während seiner Torhüterübungen geworfen hatte, kaum noch erkannte, war ihm ein breites Grinsen zu entnehmen. "Das macht Spaß".
Tatsächlich könnte es für Kiraly kaum besser laufen: Seine Mannschaft gewinnt, seine Abwehr verteidigt konstant, sein Körper spielt mit, seine Perspektiven sind rosig. Denn wie die AZ erfuhr, soll der langjährige Keeper der ungarischen Nationalmannschaft nach seiner aktiven Laufbahn als Bundestrainer die Torhüter seines Heimatlandes betreuen. „Als man mich angesprochen hat, habe ich mich riesig Freude“, sagt er - über die Offerte musste er also gar nicht lange nachdenken. „Ich habe sofort gesagt, dass ich darauf große Lust habe. Ich bin sehr dankbar für alles, was mir mein Land ermöglicht hat. Und ich will später meine Erfahrung weitergeben.“
Doch bis dahin dauert es noch eine Weile. Erst mal hat Kiraly als aktiver Spieler noch eine Menge vor – die AZ zeigt, welche Rekorde der Ungar für sein Land und die Löwen jagt.
Gegentore: Am Freitagabend spielt Sechzig bei Union Berlin. Kiraly warnt: „Union hat 25 von 34 Punkten daheim geholt, das ist Wahnsinn. Wenn wir da nicht wieder volle Leidenschaft zeigen, haben wir keine Chance.“ Der Ungar sagt das auch, weil er am liebsten wieder ohne Gegentreffer bleiben will. Nach zuletzt nur vier Toren in sechs Spielen gegen ihn und seine Abwehr, erklärt er: „Das ist ein guter Wert. Aber ich schaue erst nach der Saison auf die Zahl.“ Und dann will er am liebsten weniger als einen Gegentreffer pro Spiel kassiert haben. Die Bestmarke der Sechzger seit dem Abstieg 2004 hat Kiraly vergangene Saison mit 36 Gegentoren bereits aufgestellt, doch nun sagt er: „Dieses Jahr wird es schwer, das Ziel noch zu schaffen. Aber wenn wir weiter so spielen, ist es möglich.“ Nach 21 Spielen haben die Löwen 29 Tore kassiert.
Zu-Null-Spiele: In der ersten Saison nach dem Abstieg schafften die Löwen 14 Spiele ohne Gegentor. Für Kiraly ist das ein großer Anreiz, wenngleich er sagt: „Mein Ziel sind mehr als zehn Spiele zu Null. Besser wäre es noch, wenn wir die Marke aus dem letzten Jahr knacken.“ Damals waren es elf Spiele ohne Gegentreffer. Aktuell hat Kiraly sieben seiner 20 Einsätze (ein Mal spielte Reservist Timo Ochs) torlos überstanden.
Länderspiele: Nach dem Spiel der Löwen am Freitagabend in Berlin fliegt Kiraly am Samstag nach Ungarn. Am Mittwoch steht das Freundschaftsspiel gegen Bulgarien an. Kommt der Löwen-Keeper zum Einsatz, wäre es sein 86. Länderspiel; damit zöge er mit Torwart-Legende Gyula Grosics gleich. Der 86-Jährige stand zwischen 1947 und 1962 im Tor der Ungarn und gehörte zur legendären Mannschaft von 1954. Über den anstehenden Rekord sagt Kiraly: „Der Mann ist eine Legende in unserem Land. Mit ihm in Spielen gleichzuziehen, ist für mich nicht zu beschreiben. Es bedeutet alles für mich, für mein Land zu spielen.“ Und das will der bald 36 Jahre als Torwart, der im vergangenen Jahr im AZ-Interview sagte, am liebsten bis 42 spielen zu wollen, noch jahrelang machen: „Mein Land braucht mich. Und man vertraut mir zu 100 Prozent, das ist ein tolles Gefühl. Von mir wird man auch nie hören, dass ich nicht mehr für mein Land da bin, nur weil ein anderer spielen soll. Außerdem ist es ja auch meine Aufgabe, junge Torhüter bei uns einzubauen. Ich mache das mit großem Stolz.“
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