„Keiner nimmt das Heft in die Hand“

Die AZ erklärt, wieso sich potenzielle 1860-Leitfiguren wie Bierofka, Lauth, Aigner und Kiraly mit ihren Rollen so schwer tun.
von  Marco Plein
Der Kapitän wartet auf sein erstes Tor: Daniel Bierofka
Der Kapitän wartet auf sein erstes Tor: Daniel Bierofka © MIS/Reimann

Geschäftsführer Schäfer beklagt einen Mangel an Führungsspielern beim kriselnden TSV 1860 . Die AZ erklärt, wieso sich potenzielle Leitfiguren wie Bierofka, Lauth, Aigner und Kiraly so schwer tun

MÜNCHEN - Auf den ersten Blick könnte man meinen, es wird jetzt einfacher für die Löwen. Nach ihren wenigen Punkten aus dem Rückrundenauftakt gegen ausnahmslos starke Gegner dürfen sie in den nächsten Wochen gegen Vereine ran, die hinter ihnen stehen: Union Berlin, Oberhausen, Bielefeld, Karlsruhe. Von einem leichten Programm aber will Trainer Reiner Maurer nichts hören. Er sagt: „In unserer Situation sind alle Spiele schwer.“ Denn auch er weiß, dass die Sechzger aktuell keinen Profi mit Führungsqualitäten haben. Keinen, der aufrichtet, der aufbaut, der auch mal laut wird. Das fiel auch Geschäftsführer Robert Schäfer auf, der zur AZ sagte: „Es stimmt, dass uns die Spieler fehlen, die dazwischengehen. Wir haben nicht viele Chefs. Es mangelt uns im Kader an Führungsspielern.“

Deshalb war es für ihn wichtig, die Verträge mit Torwart Gabor Kiraly und Kapitän Daniel Bierofka zu verlängern. „Wir brauchen ein Gerüst von erfahrenen Spielern, um die wir junge Talente herumbauen können“, sagte Schäfer. Weil die potenziellen Leitfiguren mit sich selbst beschäftigt sind, müssen Jungprofis in Rollen schlüpfen, für die sie noch nicht bereit sein können. „Es ist schwer, wenn 18- oder 19-Jährige Leistungsträger sein müssen“, klagt Maurer. „Man muss bedenken, dass die Spieler, die bei uns fast schon zu den Älteren gehören, wie Kai Bülow oder Dominik Stahl, erst Anfang 20 sind.“ So gesehen sei es kein Wunder, „dass sich die Spieler schwer tun, dass derzeit keiner das Heft in die Hand nimmt.“
Die AZ nennt die Gründe, weshalb die angedachten Führungsspieler ihre Rollen nicht wie erhofft ausfüllen können.

Daniel Bierofka: Der Kapitän spricht im Moment nicht gerne über sich. Verständlich. Denn an drei von sechs Rückrundenspielen konnte er nicht teilnehmen, stets warfen ihn kleine Blessuren oder Infekte zurück. In dieser Saison hat der zuvor fast eineinhalb Jahre verletzte Bierofka kein Tor geschossen, Maurer sagt: „Er muss seine Form finden. Dann kann er auf dem Feld die Rolle einnehmen, die ihm in der Hierarchie zusteht."

Benny Lauth: Keine Frage, der Torjäger macht gerade keine einfache Phase durch. Zuletzt blieb er drei Mal ohne Tor, auf seinen elften Saisontreffer wartet der 29-Jährige seit 318 Minuten. Doch was für andere noch lange kein Grund zur Sorge wäre, ist für ihn in seiner nach wie vor guten Saison schon eine lange Durststrecke. Hinzu kommt die angespannte Situation über seine ungeklärte Zukunft. Er selbst sagt, er warte, dass der Verein auf ihn zukommt. Schäfer wiederum meint, nicht das Gefühl zu haben, „dass er auf uns zukommt“. Immerhin aber sagt der Geschäftsführer auch: „Wir werden künftig miteinander und nicht mehr übereinander reden.“

Stefan Aigner: Kein anderer Löwe läuft seinen eigenen Erwartungen so weit hinterher wie Aigner. Zum Rückrundenauftakt, als er kraftvoll auftrat, sah es so aus, als ob er sich fangen würde. Zuletzt aber baute Aigner (ein Saisontor) wieder ab. Gegen Augsburg musste er früh vom Feld, überhaupt fehlt ihm die Konstanz: Er wurde in fünf der sechs Rückrundenspiele aus- und einmal eingewechselt.

Gabor Kiraly: Nach der Augsburg-Pleite warnte der Ungar mit strengem Ton: „Uns fehlen Aggressivität, Willen und Leidenschaft.“ Dennoch gilt der 34-Jährige, als Routinier prädestiniert als Führungsspieler, eher als Einzelgänger. Er verlässt die Kabine nach dem Training meist als Erster.

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