Kauczinskis 1860-Erweckung: "Wir haben noch genügend Potenzial, um besser zu werden"

Unter der Regie von Markus Kauczinski punktet 1860 konstant und robbt sich nach oben: "Das ist natürlich gut für das Gefühl." Die AZ beleuchtet die Faktoren für den Aufschwung seit dem Trainerwechsel.
von  Matthias Eicher
15 Punkte aus den ersten sieben Liga-Spielen geholt, dazu das Halbfinal-Ticket im Toto-Pokal gelöst – da hat Löwen-Trainer Markus Kauczinski allen Grund zum Lächeln.
15 Punkte aus den ersten sieben Liga-Spielen geholt, dazu das Halbfinal-Ticket im Toto-Pokal gelöst – da hat Löwen-Trainer Markus Kauczinski allen Grund zum Lächeln. © IMAGO/Ulrich Wagner

Nachdem er eine feine Geste in Richtung Schnüdel-Trainer Victor Kleinhenz abgesetzt und Gegner Schweinfurt im schier aussichtslosen Kampf um den Klassenverbleib Mut zugesprochen hatte, wendete sich Markus Kauczinski seinen Löwen zu: "Wir freuen uns, dass wir nicht nur zu Hause die Serie unserer gewonnenen Heimspiele weiterführen konnten, sondern auch dreimal in Folge gewonnen haben. Das ist natürlich gut für das Gefühl und auch im Hinblick auf die nächste Woche, in der wir uns freuen, nach Ingolstadt zu fahren."

Die Rechnungen, die Cheftrainer Kauczinski nach dem 3:1-Heimsieg gegen Drittliga-Schlusslicht 1. FC Schweinfurt 05 aufmachte mit seinem TSV 1860, die gehen so: Nach den Siegen gegen den 1. FC Saarbrücken (2:0) und beim SSV Ulm 1864 (1:0) war es der dritte Dreier in Serie. Dazu kommen, wenn man der Vollständigkeit halber Kauczinskis gesamte Bilanz ansieht, auch die beiden furiosen Spitzenreiter-Siege gegen Duisburg (3:1) und Cottbus (3:0) sowie die beiden Anfangs-Auswärtspleiten beim SV Waldhof Mannheim (1:3) und beim SSV Jahn Regensburg (0:4). Fünf Siege, zwei Pleiten – ergibt die Zahlenfolge: fünf aus sieben.

Doch woran liegt es, dass der TSV in der Amtszeit Kauczinskis mit 2,14 Zählern in sieben Ligaspielen einen aufstiegsreifen Punkteschnitt hingelegt und damit schon jetzt Anschluss an die oberen Tabellenränge hergestellt hat (Rang neun, 27 Punkte, vier Zähler Rückstand auf Relegationsrang drei)? Eine AZ-Analyse:

TSV 1860 München: Die Rückkehr des Glaubens nach Giesing

Zuerst sind die Mentalität und der zurückgekehrte Glaube an die eigene Stärke zu nennen, der sich über alle Mannschaftsteile erstreckt. "Wir alle wissen, dass wir eine richtig gute Qualität haben als Mannschaft. Ich glaube, das ist wichtig", sagte 3:1-Torschütze Marvin Rittmüller, der über die Art und Weise, Drittligaaufgaben anzugehen, hinterherschickte: "Wir sind richtig gut darin, diesen Fußball anzunehmen, der von uns gefordert ist."

Dem Rechtsaußen sei "völlig bewusst, dass das nicht immer schön anzusehen" sei, aber "mit dieser Art und Weise gewinnst du Spiele." Die Löwen-Anhängerschaft dürfte die fehlende Ästhetik verzeihen, wenn sich der TSV weiter heranpirscht.

Siemen Voet, Kevin Volland, Patrick Hobsch und Marvin Rittmueller (v.l.) jubeln gegen Schweinfurt.
Siemen Voet, Kevin Volland, Patrick Hobsch und Marvin Rittmueller (v.l.) jubeln gegen Schweinfurt. © IMAGO/kolbert-press/Ulrich Gamel

Kauczinksi vermittelt Ruhe gepaart mit Löwen-Power

Verteidiger Siemen Voet nannte zudem einen Faktor, den Kauczinski seinen Mannen mantraartig nähergebracht hat, beispielsweise in seiner Kabinenansprache zur Pause gegen Schweinfurt: "Der Coach hat direkt gesagt: ‘Männer, ruhig bleiben! Es steht nur 1:1, die haben keine großartige Chance gehabt. Wir schaffen das, wir machen noch ein, zwei Tore, aber wir müssen diese Energie wieder reinbringen!’"

Ruhe also, gepaart mit Löwen-Power – und fertig war der erneute Heimdreier.

Vorne mit Luft nach oben, aber hinten (eigentlich) plötzlich dicht

Was die Offensive angeht, ergeben 13 geschossene Tore in sieben Partien fast einen Schnitt von zwei Treffern pro Spiel. Kauczinski bilanziert: "Man kann immer mehr, das ist normal, es geht aber auch nie jeder Ball rein. Wenn ich die gesamten Spiele anschaue, ist unsere Torquote okay." Sigurd Haugen ist aktuell der größte Unruheherd, auch Spielmacher Kevin Volland und Torjäger Patrick Hobsch zeigen sich (wieder-)erstarkt.

Defensiv hat der TSV in der jungen Kauczinski-Ära zwar satte neun Gegentreffer kassiert, wobei es die unerklärliche Regensburg-Klatsche auszuklammern gilt – von der alle Beteiligten sagen, zwar keine Worte dafür gefunden, jedoch daraus gelernt zu haben.

"Wir verstehen einander und haben eine gute Organisation", so Voet, der 1860 vermehrt "Automatismen" bescheinigt.

"Wir haben am Ende noch genügend Potenzial, um besser zu werden"

Die gute Nachricht für die Blauen, geht es nach ihrem Coach: "Wir haben am Ende noch genügend Potenzial, um besser zu werden." Ob den Gegnern der Giesinger schon Angst und Bange wird? Künftige Rückschläge sind nicht ausgeschlossen, doch die Blauen haben hinter ihre großen Ambitionen nun endlich wieder ein Ausrufezeichen gesetzt.
Ob es im bayerischen Duell in Ingolstadt (Samstag, 14 Uhr) und gegen den SC Verl (20. Dezember, 16.30 Uhr) dicker wird?

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