Kai Bülow - ein Verweigerer

München - Eigentlich sind Verweigerer nicht gerade gut beleumundet. Außer man heißt Kai Bülow und ist ein Verweigerer der anderen Art. Mit einer herausragenden Leistung gestattete der Abwehr-Routinier im Pokal gegen die TSG Hoffenheim den eigentlich erstklassigen Angreifern des Bundesligisten nicht einmal einen Meter Raum im Löwen-Strafraum. Seine rustikale und abgeklärte Spielweise suggerierte Kevin Volland und Co.: Ihr kommt hier nicht vorbei!
Nach dem 2:0 der Löwen verweigerte es der Abwehrspieler allerdings auch, seine eigene Leistung hervorzuheben. „Wenn man zu Null spielt, ist man meistens zufrieden. Wir haben als ganze Mannschaft gut gearbeitet und wenig zugelassen“, sagte Bülow der AZ, „das war im Verbund eine ganz starke Leistung. Hoffenheim ist von den Namen her natürlich eine größere Hausnummer. Volland, Kuranyi, Szalai… – wie sie alle heißen.“
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Den gegnerischen Stürmern den Torabschluss nicht zu erlauben, ist Kernjob eines Verteidigers. Das Understatement der eigenen Leistung? Nicht ungewöhnlich. Doch Bülow erdreistet sich auch, seinem Trainer Torsten Fröhling etwas zu verweigern. Ließ ihn dieser beim Zweitliga-Auftakt beim 1. FC Heidenheim (0:1) doch tatsächlich auf der Auswechselbank schmoren. Bülow, den Nichtabstiegshelden, der 1860 mit seinem Last-Minute-Goal in der Relegation erst die Zweitklassigkeit gerettet hatte.
Stattdessen spielte Milos Degenek neben Kapitän Christopher Schindler. Einer, der als Testspieler aus der vierten Liga zu den Löwen kam. „Er ist sehr talentiert und wir haben ungefähr die gleichwertige Vorbereitung gespielt. Wenn sich der Trainer für den anderen entscheidet, ist es eben so und natürlich zu akzeptieren. Klar hätte ich gerne schon im ersten Spiel gespielt“, sagt Bülow dazu.
Aber: Seitdem hat der Rostocker einen eigenen Weg gefunden, um Fröhling von seinen Qualitäten zu überzeugen: Er lässt seinem Trainer durch überragende Leistungen kaum eine andere Wahl, als ihn aufzustellen – Bülow, der Ersatzbank-Verweigerer! Auch, wenn Bülow nur in die Startelf rutschte, weil Degenek gegen Freiburg und Hoffenheim ins defensive Mittelfeld versetzt wurde: Gegen die Breisgauer glänzte er schon mit einer souveränen Vorstellung und gegen die Kraichgauer legte er noch eine Schippe drauf:
90 Prozent gewonnene Zweikämpfe! Sowohl in der Luft, als auch am Boden war Bülow unüberwindbar. Und sprach schließlich doch noch über seine eigene Leistung: „Ich bin absolut zufrieden – klar! Ich habe nicht viele Fehler gemacht, trotzdem viele Ballkontakte gehabt und viele Zweikämpfe gewonnen.“
Macht Bülow so weiter, wird’s für Neu-Löwe und Abwehr-Hüne Rodnei (Fröhling: „Er hat sich gut entwickelt, aber Spritzigkeit und Beweglichkeit fehlen noch“) schwer, an Bülow vorbeizukommen. „Rodnei bringt jede Menge Erfahrung mit, die uns sicher weiterhelfen wird. Zudem hat er den Vorteil, als Linksfuß auf der halblinken Position den Ball im Aufbauspiel öfter auf seinem stärkeren Fuß liegen zu haben“, sagt der Abwehrspieler.
Macht er jetzt auch noch Werbung für den Konkurrenten? Klingt fast so, dabei gibt der Musterprofi sich lediglich solidarisch: „Konkurrenz belebt das Geschäft und macht uns alle besser.“ Er scheint selbst wieder einmal an eine Bülow-Weisheit anzuknüpfen, die Trainer Fröhling schon in der Vorbereitung der AZ erzählte: „Kai hat das mal schön gesagt: Hier wird so viel spekuliert, trotzdem hat er immer seine Spiele gemacht.“ Sieht so aus, als würde er einmal mehr entsprechendes Anschauungsmaterial liefern. „Ich denke, es wird nicht mein letzter Einsatz gewesen sein. Der Trainer weiß auch, was er an mir hat.“ Einen Bank-Verweigerer.