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Jetzt ist es raus: So heißt der neue Investor des TSV 1860

Der neue Löwen-Investor ist ein Wahl-Schweizer mit deutschem Hintergrund, der von beteiligten Personen als sehr professionell und sympathisch beschrieben wird. Einige Fragen sind aber noch ungeklärt. Die AZ berichtet exklusiv.
Matthias Eicher
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Die AZ kennt die Identität des neuen Löwen-Investors.
Die AZ kennt die Identität des neuen Löwen-Investors. © AZ

Emil Frey? Kyril Louis-Dreyfus? Liebherr oder gar Mövenpick? Diverse Namen und Unternehmen steinreicher Schweizer sind bei den Löwen in den Umlauf geraten, seit am Samstag, 5. Juli, dieser epochalen Pressemitteilung der Löwen zu entnehmen war, dass eine Schweizer Familien-Holding die Anteile von 1860-Investor Hasan Ismaik übernimmt.

Nach exklusiven AZ-Informationen aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen trägt der neue Gesellschafter der Giesinger aber einen anderen Namen: Matthias Thoma (57).

Der Wahl-Züricher, der sich die Anteile aus Sechzigs ausgegliederter Profifußball-Abteilung vom umstrittenen Jordanier Ismaik gesichert hat, ist deutscher Staatsbürger und soll es bevorzugen, mit seiner Familie als Investor im Hintergrund zu wirken. Genauso heimlich, still und leise eben, wie Präsident Robert Reisinger, Geschäftsführer Christian Werner und ein Vertreter des Ismaik-Unternehmens HAM am Donnerstag, den 3. Juli beim Notartermin mit Thoma in Frankfurt weilten, um die Anteilsübernahme zu regeln. In diesem Zusammenhang musste der e.V. auch auf ein Vorkaufsrecht verzichten. Dementsprechend ist auch beim TSV 1860 vorgesehen, das Dasein des neuen Mehrheitsgesellschafters nicht an die große Geldgeber-Glocke zu hängen.

Vorstellungsrunde des neuen Investors auf unbestimmte Zeit verschoben

Die AZ konfrontierte 1860-Boss Werner mit dem Namen des neuen Gesellschafters, den Werner allerdings dementierte. "Das ist Gesellschafter-Thema. Ich halte mich raus. Ich bin die Schweiz. Blöder Vergleich in diesem Fall – dann bin ich Norwegen", sagte der 44-Jährige im Trainingslager in Ulrichsberg. Vermutlich ein kluger Schachzug, schließlich sollen im Rahmen einer Verschwiegenheitspflicht hohe Konventionalstrafen auf Verstöße stehen.

Erstaunlich: Die Vorstellungs-PK des neuen Geldgebers, die ursprünglich am vergangenen Mittwoch hätte stattfinden sollen, hatte sich zuletzt auf unbestimmte Zeit verschoben, da es wohl noch einige Formalitäten zu klären galt. Ob 1860 den Deal unter hohem Zeitdruck bekannt gegeben hat, weil das Ex-Präsidium um den Oberlöwen Robert Reisinger und dessen Vizepräsident Karl-Christian Bay noch vor der Mitgliederversammlung am 6. Juli Klarheit schaffen wollten, um sich einen entsprechend positiven Abgang zu ermöglichen?

Ismaik soll weit mehr als die kolportierten 25 Millionen kassieren

Zurück zu Thoma: Viel ist nicht bekannt über den neuen Geldgeber der Giesinger, der das Licht der Öffentlichkeit konsequent meidet – und übrigens auch nicht mit dem gleichnamigen Leiter des Vereinsmuseums von Bundesligist Eintracht Frankfurt zu verwechseln ist oder mit dem einstigen Skisprung-Star und TV-Experten, Dieter Thoma.
Zumindest einige Informationen gibt Thoma in den sozialen Netzwerken preis, wo ihm einige Profile gemäß der bekannten Informationen mit hoher Wahrscheinlichkeit zuzuordnen, aber bisher nicht verifiziert sind.

Schenkt man den spärlichen Infos im Internet und den Andeutungen der Sechzger Glauben, ist er im Laufe seiner Karriere zu einem hochgradig erfolgreichen Geschäftsmann in der Finanz- und Technologiebranche avanciert.
Dem Vernehmen nach soll Ismaik weit über die seit Monaten kolportierten 25 Millionen als erwünschten Kaufpreis kassieren, über den allerdings Stillschweigen vereinbart worden ist: Schließlich war Teil des Deals ein Erlass von Sechzigs Kreditschulden.

Ehemaliger Investor des TSV 1860: Hasan Ismaik.
Ehemaliger Investor des TSV 1860: Hasan Ismaik. © Felix Hörhager/dpa

"Es gibt keinen Personenkult mehr" beim TSV 1860

Davon ausgenommen ist laut der Mitteilung des TSV allerdings jener Darlehensvertrag von Ende 2024 zwischen Geldgeber und 1860 über 8,8 Millionen Euro, mit dem Ismaik einmal mehr die drohende Insolvenz abgewendet hat, der aber zum Bruch zwischen Reisinger und Sechzigs einflussreichem Verwaltungsrat im Hintergrund geführt hat. Das neunköpfige Gremium war damals nicht informiert worden. Gänzlich schuldenfrei ist 1860 damit also nicht, was den Verein, den alten wie den neuen Anteilseigner noch beschäftigen könnten.

Was Thomas Engagement bei den Löwen angeht, will man sich nach AZ-Informationen auf gedeihliche Zusammenarbeit fokussieren, um den TSV in eine möglichst erfolgreiche Zukunft zu führen. Die von Anfang an vertrauensvollen Gespräche zwischen 1860 und dem neuen Hauptanteilseigner sollen von maximaler Professionalität und Fokussierung auf Sacharbeit, aber auch von großen gegenseitigen Sympathien geprägt gewesen sein. Das Zitat von Ex-Vizepräsident Bay, der den Deal zwischen Thoma und Ismaik maßgeblich ausverhandelt haben soll, passt in dieses Bild: "Es gibt keinen Personenkult mehr, sondern eine professionelle Planung der Zukunft", sagte Bay am vergangenen Sonntag bei der Mitgliederversammlung des Drittligisten.

Neu-Vize Peter Schaefer wird den Platz von Reisinger im Beirat einnehmen

Über eine Neubesetzung der Gremien des TSV sind bisher keine Details bekannt, außer, dass Neu-Vize Peter Schaefer den Platz von Reisinger im Beirat einnimmt. Die Gesellschaftervertreter des Beirats, in dem gemäß der 50+1-Regel auch weiterhin die Vereinsseite die Entscheidungshoheit hat, sind aber ebenso unklar wie die Mitglieder des Aufsichtsrates, dem die Finanzhoheit obliegt – oder, ob gar neue, von den Gesellschaftern initiierte Strukturen angedacht sind, die allerdings erst von der Mitgliederversammlung als höchstes Vereinsorgan bestätigt werden müssten. Fraglich ist zudem, inwieweit sich Neuregelungen mit dem Kooperationsvertrag zwischen 1860 und Ismaik vertragen. Reichlich Fragezeichen also, die nach baldigen Ausrufezeichen verlangen und triftige Mitgründe für die Verzögerungen darstellen dürften.

Für den Vereinsfrieden bei 1860 dürfte folgende, in der Pressemitteilung erwähnten Zugeständnisse von entscheidender Bedeutung sein: Der neue Investor unterstützt demnach die wichtigsten Ziele des Muttervereins: Ausbau des Grünwalder Stadions, Bau einer Turnhalle am Vereinsgelände, Bekenntnis zum Breitensport der Blauen.

Grünwalder-Ausbau: Neuer 1860-Gesellschafter befindet sich bereits in Gesprächen mit OB Reiter

Überliefert ist, dass sich Sechzigs neuer Gesellschafter mit OB Reiter und der Stadt bereits in konkreten Gesprächen über einen Ausbau des Grünwalder Stadions befindet. Thoma scheint also darauf zu setzen, Sechzigs schlummerndes Potenzial im Herzen Giesings zu nutzen und den Wert des Vereins nicht zuletzt durch sportlichen Erfolg zu steigern. Durch zahlreiche sportliche Verstärkungen um die Ex-Bundesligaspieler Kevin Volland und Florian Niederlechner ist zuletzt eine deutlich spürbare Aufbruchstimmung entstanden.

OB Dieter Reiter soll sich bereits mit dem neuen Gesellschafter getroffen haben.
OB Dieter Reiter soll sich bereits mit dem neuen Gesellschafter getroffen haben. © Montage: AZ/Fotos: imago

Vergleicht man die geschilderte Herangehensweise mit der vergangenen Gesellschafterkonstellation, in der sich e.V. und Ismaik anstelle von tatkräftiger Zusammenarbeit jahrelang gegenseitig bekämpft haben, klingt das neue Modell erst einmal deutlich vielversprechender, wobei selbstverständlich abzuwarten bleibt, ob sich in der neuen Gesellschafterkonstellation nicht auch alte oder neue Konfliktfelder mit den Vereinsvertretern um den neugewählten Präsidenten Gernot Mang und Co. ergeben.

Ismaik scheint jedenfalls davon überzeugt zu sein, dass Sechzig "in guten Händen" ist: "1860 München schuldenfrei zu hinterlassen, ist eine wunderbare Erfolgsgeschichte und ich freue mich sehr, das Staffelholz an jemanden zu übergeben, der dem Verein derart helfen kann." Klingt danach, als hätte sich Sechzig wirklich einen steinreichen Schweizer geangelt. Pardon, einen Wahl-Schweizer.
Thoma und die Löwen – wird es tatsächlich ein Investorenmärchen?

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  • Kein1860Fan vor 7 Stunden / Bewertung:

    Es wäre schön, wenn einmal erklärt würde, was es heißt die TSV 1860 KGaA sei schuldenfrei.

    Im Artikel heißt es, erlassen würden die Kreditschulden. Wurde darunter auch das Genussrechtskapital verstanden, welches in den Bilanzen unter Eigenkapital ausgewiesen wird und mit 35,3 Mio. € weit höher ist als die HAM-Darlehen, die Stand 30.06.2024 ca. 16 Mio. € betragen haben.

    Und dann hat die TSV KGaA noch weitere Alt-Schulden, so aus früheren Transfers, gegenüber dem FCB und dem e.V.. Sind diese mit dem Verkauf der Beteiligung auch erlassen worden, wohl eher nicht.

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