Japaner im Training: Der Löwen-Kagawa
München - Unscheinbar und nicht größer als ein durchschnittlich 16-Jähriger. Doch die Blicke der Trainingszuschauer zog er dennoch auf sich. Beim gestrigen Sechzig-Training flitzte ein Japaner über den Platz. Kicker aus dem Land der aufgehenden Sonne sind derzeit gefragt wie nie. Sind die Löwen jetzt auch auf den Japaner gekommen?
Die linke Seite ist sein Zuhause, er mischte im Trainingsspiel an der Grünwalder Straße eifrig mit. Shinya Iwaki heißt er und wurde von 1860-Coach Reiner Maurer einfach mal dazugenommen. „Weil wir ihn für das Spiel elf gegen elf gebraucht haben”, so Maurer. Eingesetzt wurde Iwaki in der linken Defensive, körperlich ob seiner Größe – knapp 1,70 Meter ist er groß – zwar im Nachteil, aber allemal spritzig, flink.
Nach dem Training schritt Maurers erst entspannt Richtung Kabine, doch bei Fragen zum 20-jährigen Japaner wurde er resolut, sogar etwas grantig. „Es gibt nichts zu ihm zu sagen, er hat nur einmal mittrainiert. Morgen ist er wieder weg”, sagte Maurer und blockte jegliche weitere Nachfragen ab. Der Japaner habe zuvor nur Probeeinheiten bei der U23-Mannschaft der Sechziger absolviert, mehr nicht. „Fragen Sie doch bei denen nach”, war Maurers letzter Kommentar zu diesem Thema. Punkt.
Dabei sind Japaner derzeit ein heißes Thema im deutschen Profifußball und durchaus wert, einige Worte darüber zu verlieren.
In Dortmund schwärmen Fans und Verantwortliche seit einem Jahr von den Künsten Shinji Kagawas. Die Borussia musste keine Ablöse, sondern „nur” eine Ausbildungsentschädigung von 350000 Euro an Cerezo Osaka überweisen, weil Kagawas Vertrag 2010 ablief. Die hat sich bis jetzt schon mehr als bezahlt gemacht – sein Marktwert liegt derzeit bei etwa acht Millionen Euro. Und wie wichtig er für den Deutschen Meister in dieser Spielzeit wieder werden kann, zeigte er am Mittwoch im Testspiel gegen Südkorea, als er mit zwei Toren überragender Mann beim 3:0 Japans war.
Auch der FC Bayern setzt seit dieser Saison auf die Dienste eines Japaners. Takashi Usami, Spieler des Jahres in der J. League 2010, wurde von Gamba Osaka für ein Jahr ausgeliehen, plus einer Kaufoption.
Abgesehen vom sportlichen Wert dieser Talente schielen die Verantwortlichen selbstverständlich auf die Vermarktungsmöglichkeiten in Asien. Warum also auch nicht die Löwen? Shinya Iwaki spielte laut seinem Dolmetscher für den FC Tokyo ein paar Mal in der J. League Division 1, ist aus seiner Sicht eher einer fürs linke Mittelfeld als für die linke Abwehrseite. Und: Dem Dolmetscher nach trainiert Iwaki heute wieder mit – entweder in U23 oder erster Mannschaft. Er ist vielleicht doch noch gar nicht weg.
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