Ist Fürth ein Vorbild für die Löwen?

Am Samstag spielen die Löwen gegen Greuther Fürth. Die Gäste spielen um den Aufstieg, 1860 um nichts. Was können die Sechzger von den Franken lernen?
von  Marco Plein
Kontinuität: Fürth-Präsident Helmut Hack und Trainer Mike Büskens
Kontinuität: Fürth-Präsident Helmut Hack und Trainer Mike Büskens © Wolfgang Zink

München - Ob bei den Löwen der willige Investor Hasan Ismaik einsteigt oder nicht, eines ist klar: Der TSV 1860 muss abspecken. Künftig wollen die Sechzger nur noch knapp sechs Millionen Euro im Jahr für ihren Profikader aufbringen, kein einziger Profi soll fortan mehr als eine halbe Millionen jährlich kassieren. „Daran müssen wir uns strikt halten, wir haben keine andere Chance. Und alles andere wäre fahrlässig“, sagt 1860-Präsident Dieter Schneider, der von morgens bis abends an der Rettung feilt – und nur sporadisch bei einer Zigarettenpause durchschnaufen kann. Sein nach wie vor einziger Präsidiumskollege Franz Maget hält es hingegen etwas anders, wahrt größere Distanz zum Verein, ein Löwen-Profi sagt sogar: „Wenn ich ihn nicht ab und zu mal in der Zeitung sehen würde, wüsste ich nicht, wer das ist“. Und dennoch verfolgt Maget die Geschehnisse so scharf, dass er den Löwen sogar ein Vorbild zum schlanker werden mit auf den Weg gibt: und zwar den nächsten Gegner, Spielvereinigung Fürth.

„Dieser Verein kann für uns aus mehreren Gründen ein Vorbild sein. Dort sieht man, wie man aus geringen Mitteln viel Ertrag bekommen kann“, sagt Maget, der zwar nicht oft zu Auswärtsspielen fährt. Doch sein Besuch in Fürth, wo die Löwen Ende vergangenen Jahres beim 0:1 vor allem kämpferisch klar dominiert wurden, hat dem Vizepräsident so sehr imponiert, dass er noch heute von den Franken schwärmt. Die AZ zeigt, weshalb die von den Sechzgern lange Jahre belächelten Fürther am TSV vorbeigezogen sind und inwiefern es sich lohnen könnte, ihnen künftig nachzueifern.


Finanzmittel: Ob die Löwen künftig mit Investor-Millionen rechnen dürfen oder nicht, Präsident Schneider nennt Fürth trotzdem als Positivbeispiel. Auf die Frage, ob die Sechzger künftig wegen des stark zusammengestrichenen Etats überhaupt noch erfolgreich sein können, antwortet er: „Natürlich. Eine gute Mannschaft muss doch nicht teuer sein. Da muss man nur mal nach Fürth schauen, und dann weiß man, wie es geht.“ Maget sagt dazu: „Wir wissen, dass wir künftig von weniger Leben müssen. Und in Fürth sieht man, dass man selbst dann guten Fußball spielen kann, wenn man dazu gezwungen ist, kleinere Brötchen zu backen. Das muss auch unser Ziel sein.“


Kontinuität: Bei diesem Stichwort gerät selbst Löwen-Trainer Reiner Maurer ins Schwärmen. „So viele Abgänge wie wir allein in dieser Saison hatten, musste Fürth nicht mal in zehn Jahren verkraften. Da können sich die Talente in aller Ruhe entwickeln und man schafft es, sie an sich zu binden.“ Was den Trainer vor allem stört: „Bei uns mussten Talente teilweise mit 18 oder 19 verkauft werden. Das wollen wir künftig verhindern. Fürth hat alle seine Talente langfristig gebunden. Und wenn mal einer geht, dann erst mit 23.“


Erfolg: Vier Spiele vor Schluss liegt die Spielvereinigung nur einen Punkt hinter Platz drei. Die Franken haben elf Punkte mehr auf dem Konto als die Löwen. „Weil die Mannschaft kontinuierlich zusammenspielen konnte, ist sie mittlerweile sehr gut eingespielt“, sagt Maurer. Trotz all seiner Wertschätzung für die Arbeit der Franken scheinen sie sich bei den Löwen ihrer Bedeutung im Vergleich zu den öffentlich eher weniger berücksichtigten Fürthern bewusst zu sein: „Im Vergleich haben wir das deutlich spannendere Umfeld“, sagt Maget. „Und mit Verlaub, für uns interessiert man sich viel mehr. Sogar bundesweit. Und das ist nach wie vor wichtig für uns.“


Leidenschaft: „In Fürth geben die Spieler das für ihren Verein, was ich auch bei uns gerne noch öfter sehe würde“, fordert Maget. „Dort sieht man Kampf und Leidenschaft bis zur letzten Minute.“ Freilich gilt das auch für Trainer Mike Büskens, einem im Vergleich zu Maurer weitaus impulsiveren Typ. Allerdings möchte man sich ihn im hektischen Unruhe-Umfeld der Löwen nicht vorstellen.


Stadion: Maget bezeichnet den Fürther Ronhof als „Kuschelstadion.“ Dennoch weiß auch er, dass es bei diesem Thema derzeit keine Chance gibt, eine ähnliche Situation wie der Franken herbeizuführen. 1860 hat sich zur Allianz Arena bekannt, immerhin kann der Verein dort künftig zu günstigeren Bedingungen spielen.

 

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