„Interne Querschläger, Hang zum Chaos“

Hier erklärt Nicolai Schwarzer, warum er mit 1860 (vorerst) nicht mehr ins Geschäft kommen möchte.
von  Abendzeitung
Nicolai Schwarzer will sich jetzt wieder um sein Kerngeschäft, dem Handel mit Immobilien, kümmern. Das geplante Invest mit 1860 ist beendet.
Nicolai Schwarzer will sich jetzt wieder um sein Kerngeschäft, dem Handel mit Immobilien, kümmern. Das geplante Invest mit 1860 ist beendet. © Cataldo

Hier erklärt Nicolai Schwarzer, warum er mit 1860 (vorerst) nicht mehr ins Geschäft kommen möchte.

Herr Schwarzer, das geplante Geschäft mit 1860 ist offiziell beendet. Was überwiegt bei Ihnen? Erleichterung, Enttäuschung, Ärger?

NICOLAI SCHWARZER: Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ich auf der einen Seite erleichtert bin, dass dieses Hin und Her endlich vorbei ist, aber natürlich bin ich auch sehr enttäuscht über das letztendlich mißglückte Investment. Die letzten Wochen mit 1860 sind mir wirklich an die Substanz gegangen.

Dabei waren Sie doch gerade erst eine Woche beim Skifahren in Kitzbühel.

Und das nennen Sie Erholung? Ich habe jeden Tag mit den Löwen-Verantwortlichen telefoniert. Es gab keinen Tag, bei dem 1860 nicht die Hauptrolle gespielt hätte. Auch mit meiner Frau habe ich fast nur über Fußball gesprochen.

Was ist daran so schlimm?

Na, ich habe doch auch noch ein Privatleben. Zumindest hätte ich das gerne. Außerdem habe ich wegen 1860 auch mein eigentliches Kerngeschäft vernachlässigt. Normalerweise sind meine Partner gewohnt, dass ich mich immer umgehend auf Anfragen zurückmelde. Zuletzt stand 1860 an erster Stelle. Ich bin froh, dass ich mich jetzt wieder meinen Geschäften widmen kann. Im Vergleich zum Jetzt-Zustand wird mir das vorkommen wie Urlaub.

Was, bitte, war denn so anstrengend an 1860?

Diese Lust an der Selbstzerfleischung, diese internen Querschläger, das kannte ich alles nicht. Das Geschäft ist ja auch an den internen Problemen bei 1860 gescheitert. Ich bin zwar zuversichtlich, dass die Sechzger diese Probleme lösen werden, aber es hat mich doch sehr belastet, dass ich da mit reingezogen wurde.

Trotzdem scheinen Sie zumindest 1860-Geschäftsführer Stoffers das Gefühl vermittelt zu haben, dass Sie wieder ins Geschäft kommen können.

Meine grundsätzliche Sympathie für den Verein hat sich in den letzten Wochen eher vergrößert. Vor allem habe ich das Gefühl, dass mich jetzt nichts mehr schocken kann. Die letzten Wochen mit 1860 waren eine gute Lebensschule.

Wie groß sind denn die Chancen, dass Sie doch noch einmal ins Geschäft kommen?

Grundsätzlich haben wir ja noch eine Geschäftsbeziehung. Das von mit bereits an 1860 gezahlte Geld bleibt ja beim Verein und wird in ein mittelfristiges Darlehen umgewandelt. Mich haben einige Vereine aus der 3., 2. und Bundesliga kontaktiert und vorgeschlagen, mir ihre Konzepte anzusehen. Aber das möchte ich aus Respekt vor 1860 erst einmal nicht tun. Es gibt eine Chance, aber der Verein muss erstmal zur Ruhe kommen.

Wieso sollte er jetzt das schaffen, woran er seit fast 150 Jahren gescheitert ist?

1860 scheint wirklich einen gewissen Hang zum Chaos zu haben, den ich ganz klar unterschätzt habe. Aber irgendwie ist das auch ganz sympathisch. Wenn Stoffers es schafft, und davon bin ich eigentlich überzeugt, dass künftig nur noch mit einer Stimme gesprochen wird in der Öffentlichkeit, ist alles möglich.

Interview: Filippo Cataldo

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