"Im Stadion nichts verloren": Präsident Mang reagiert in der AZ auf Rassismus-Vorfall beim TSV 1860

Es war 15.32 Uhr als sich im Grünwalder Stadion Abscheuliches ereignete. "Bitte keine Gegenstände aufs Spielfeld werfen", hallte wenige Minuten später die Ansage von Stadionsprecher Basti Schäch über die Lautsprecher. Doch was auf der Tribüne passierte, war weitaus schlimmer. Es hatte Schiedsrichter Konrad Oldhafer dazu veranlasst, die Partie zwischen dem TSV 1860 und Energie Cottbus (3:0) zu unterbrechen.
Volland: "Solche Typen sollen daheim bleiben"
Und Präsident Gernot Mang und seinen Vize dazu bewegt, sich von den Plätzen zu erheben und in den Innenbereich zu gehen. Rassismus auf dem Giesinger Berg. Ein Löwen-Fan hatte Energie-Spieler Justin Butler mit Affenlauten beleidigt. "Das war die Schattenseite von dem Spiel", sagte später Ersatz-Kapitän Thore Jacobsen in der Mixed-Zone. Auch seine Teamkollegen waren fassungslos vom Vorfall.
"Das gehört sich nicht", meinte Kevin Volland: "Solche Typen sollen daheim bleiben!" Der 33-Jährige konnte vom Spielfeld aus beobachten, wie Polizeibeamte den Anhänger ausfindig machten und aus dem Stadion zerrten. Viele der Zuschauer zeigten sich währenddessen verwundert, warum das Spiel unterbrochen wurde und sich beide Mannschaften vor dem Spielertunnel versammelten. Erst Schäch klärte sie mit einer weiteren Durchsage auf.

Cottbus wollte nach Rassismus-Eklat in der Kabine verschwinden
Die Cottbuser wollten unterdessen sogar direkt in die Kabine gehen. "Sie wollten damit ein klares Zeichen setzen", so Jacobsen. Denn schon in der Vergangenheit hatten es die Lausitzer immer wieder mit Rassismus gegen eigene Spieler zu tun. "Ich war schockiert", betonte Ex-Löwe und FCE-Akteur Anderson Lucoqui: "Wir haben 2025. Dass es immer noch rassistische Vorfälle gibt, ist unglaublich."
Dass er und seine Kollegen nicht im Kabinentrakt verschwanden, lag letztlich am Drei-Stufen-Plan des DFB, an den sich die Unparteiischen halten müssen. Laut diesem gibt es bei rassistischen Beleidigungen, wie am Samstagnachmittag, zunächst eine Unterbrechung und eine Durchsage vom Stadionsprecher. Erst bei einer erneuten Anfeindung verschwinden die Teams in der Kabine. Bei Stufe drei wird die Partie schließlich komplett abgebrochen.
Mang in der AZ: "Der betroffene Spieler kann jetzt Anzeige erstatten"
So weit kam es aber nicht. Nach knapp zehn Minuten Pause konnte das Spiel nochmal angepfiffen werden. Obwohl die Münchner am Ende den Tabellenführer mit 3:0 besiegten, war die Stimmung im Stadion gedämpft. Teile des Präsidiums um Mang entschuldigten sich nach Abpfiff auf dem Spielfeld bei Butler, Trainer Claus-Dieter Wollitz und den FCE-Verantwortlichen für den Vorfall.
"Für einen Verein, der für Weltoffenheit und klar gegen Rassismus steht, ist das trotz des Sieges ein richtig schlechter Tag", sagte Pressesprecher Rainer Kmeth vor der Pressekonferenz. Wie es für den Fan weitergeht? "Der betroffene Spieler kann jetzt Anzeige erstatten", meinte Mang am Samstagabend im Gespräch mit der AZ und stellt nochmal klar: "Wir haben null Toleranz gegen solche Vorfälle. Solche Leute haben bei uns im Stadion nichts verloren." Eine klare Haltung. Wichtig.

TSV 1860 sichert Hilfe bei der Aufarbeitung zu
Volland sprach sich für eine gerechte Bestrafung aus. "Den Fans muss man richtig sanktionieren", forderte der Stürmer. In einer offiziellen Stellungnahme sicherte der TSV 1860 nun nochmal Hilfe bei der Aufarbeitung zu: "Der TSV 1860 München wird sich um eine vollumfängliche Aufarbeitung dieses Vorfalls bemühen und den Zuschauer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft ziehen." Es dürften also ungemütliche Wochen auf den Täter zukommen.