"Ehrlich, es war doch klar": 1860 zwischen Schock und Relativierung

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Im Flieger auf dem Weg zurück nach München hatte der TSV 1860 am Donnerstag die Sorgen um Kapitän Jesper Verlaat, den Ärger über das 1:2 bei Hansa Rostock und auch Zeitdruck als Übergepäck dabei. Denn schon am Samstag (16.30 Uhr) stehen die Löwen gegen die Youngsters von Hoffenheim II in der Pflicht, die Eindrücke vom Mittwochabend zu relativieren. Eine schnelle und schonungslose Aufarbeitung stand deshalb weit oben im Hausaufgabenbuch.
"Wir müssen Klartext reden", kündigte Florian Niederlechner an, appellierte nach der ersten Schlappe der Saison zugleich aber auch an die Widerstandsfähigkeit seiner Mannschaft: "Wir haben nur zwei Tage Zeit, ich will keine hängenden Köpfe sehen." Kurz schütteln und aufrappeln, so wie es im Ostseestadion in Ansätzen in der zweiten Halbzeit gelungen war.
Niederlechner: "Es war doch klar, dass wir irgendwann mal ein Spiel verlieren"
Zudem, betonte der 34-Jährige bei Magentasport, sei solch ein misslungener Abend auch mal zu erwarten gewesen angesichts der Leistungsdichte in der Dritten Liga. "Ehrlich, es war doch klar, dass wir irgendwann mal ein Spiel verlieren, wir sind ja nicht Leverkusen", sagte der Top-Stürmer der Sechzger und warb somit nebenbei um etwas Milde bei der Bewertung der dürftigen Küsten-Eindrücke.
Im sechsten Ligaspiel war der Negativmoment gekommen, ziemlich ausgeprägt sogar – nachdem die Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner zuvor bereits hier und da am Rande einer Niederlage gewandelt war, aber immer noch einen Ausweg aus der Klemme fand.
Rang vier statt zwei und weiterhin elf Punkte stehen aktuell zu Buche, damit kann man an der Grünwalder Straße 114 umgehen, da hängt an anderen Schauplätzen der Haussegen wesentlich schiefer – etwa beim bayerischen Konkurrenten Jahn Regensburg oder dem Mit-Zweitligaabsteiger der Oberpfälzer, dem SSV Ulm.
Glöckner nach erster Saisonpleite stinksauer
Und doch klang Glöckner in der Pressekonferenz nicht gerade, als würden die Löwen bis Samstag nur gestreichelt werden. "Wir müssen die erste Halbzeit aufarbeiten und an der zweiten Halbzeit festhalten. So eine Leistung wollen wir absolut nicht sehen", kritisierte der 48-Jährige, der verriet, bei seiner knallharten Pausenansprache "die Jungs gekitzelt und an der Ehre gepackt" zu haben: "Als das Spiel losging, haben wir alles vergessen, was wir uns vorgenommen haben. Warum, wieso, weshalb, die Analyse wird es im Nachgang noch geben."
Aus dieser Analyse heraus wird sich gewiss auch ergeben, wie der mutmaßlich wochenlange Ausfall von Verlaat aufgefangen werden kann und soll. Raphael Schifferl hat sich als Vertreter jedenfalls mit einem ordentlichen Auftritt nach seiner Einwechslung empfohlen. Welche genaue Verletzung sich der Kapitän nach einer guten halben Stunde zugezogen hatte, das sollten Untersuchungen nach der Rückkehr aus Rostock ergeben. Die Löwen rechneten nicht damit, dass eine endgültige Diagnose und Prognose zwingend noch im Laufe eines Donnerstags feststehen würde.

Glöckner schwante wie allen, die die besorgniserregenden Bilder des humpelnden Abwehrchefs, der von Physiotherapeut Nick Wurian beim Gang in die Kabine gestützt werden musste, gesehen hatten, nichts Gutes. "Es ist eine muskuläre Verletzung", benannte er nur das wegen der dicken Bandage am linken Oberschenkel Offensichtliche, "wir können noch nicht viel dazu sagen. Ich weiß nur, wenn Jessy runter geht, dass es schwerwiegender sein könnte." Zumal der 29-Jährige auch eine Historie hat, was langwierige Muskelverletzungen angeht.
Volland nach abgesessener Sperre vor Rückkehr
Verlaat wird fehlen, dafür aber Kevin Volland nach Sperre zurückkehren. Der Filigrantechniker hat die Aufgabe, den Löwen-Angriffen wieder die Faktoren Unberechenbarkeit und Überraschungsmoment mitzugeben. Es ist schließlich Wiesn-Anstich, das verpflichtet – erst recht beim angekündigten Kaiserwetter. Dann bliebe Rostock ein Ausrutscher.