„Ich war noch nie so tief unten!“

Hier lässt Löwe Mathieu Béda den Frust raus über seine Degradierung zu den Amateuren: „Es macht keinen Spaß mehr“.
AZ: Monsieur Béda, Sie haben trotz Vertrags bis 2011 wohl keine Zukunft mehr beim TSV 1860. Diese Woche wurden Sie gar zur U23 strafversetzt. Wie hart ist das für Sie?
MATHIEU BEDA: Ich fühle mich nicht gut. Es war ein schwerer Tag für mich, als ich das erste Mal in der U23 trainieren musste. Ich habe in meinen elf Jahren als Profi noch nie in einer zweiten Mannschaft trainieren müssen. Es ist unverständlich.
Was wirft man Ihnen vor?
Wenn mich die Leute und alle Spieler fragen, was los ist und warum es so viel Ärger mit mir gibt, dann kann ich nichts darauf antworten. Vor dem Urlaub habe ich von den Bossen gehört, dass man in der neuen Saison auf mich setzt. Ich habe in der letzten Rückrunde gezeigt, was ich kann. Aus meiner Sicht habe ich in der Rückrunde zu den drei besten Löwenspielern gehört. Ich war 200 Prozent mit dem Kopf in München für die neue Saison. Und jetzt so ein Ende!
Was ist denn vorgefallen?
Bis August war alles okay, aber dann muss ich mir plötzlich einen neuen Verein suchen, weil 1860 finanzielle Probleme hat. Ich habe auch alles gemacht, um etwas zu finden. Ich war schon mit dem FC Blackpool (Erstligist in England, d. Red.) einig. Doch das hat sich leider zerschlagen.
Die Transferperiode ist beendet. Wollen Sie weiter mit der U23 trainieren?
Ich habe nie in meinem Leben gedacht, dass mir so etwas passieren kann. Ich habe es noch gar nicht richtig realisiert. Ich war immer korrekt – zu den Trainern, zu den Mitspielern, auch zu den Journalisten. Auch meine Kollegen bei Sechzig sind alle traurig. Es ist einfach unverständlich, wie man mit mir umgeht.
Wem geben Sie die Hauptschuld?
Die halten alle zusammen. Wenn mich jemand unterstützen würde, wäre ich nicht in dieser Situation. Ich muss jetzt runterkommen und überlegen, was ich tun kann. Ich bin topfit und hatte auf einen Neuanfang in Blackpool gehofft. Jetzt ist alles vorbei!
Sie klingen sehr niedergeschlagen.
Wenn du anderthalb Jahre nicht auf deiner Position spielen kannst, von den Journalisten immer etwas in die Fresse kriegst, trotzdem ruhig bleibst und keinen Ärger machst, dann bist du einfach fertig. Ich war oft hier im Keller und bin wiedergekommen, habe nach vorne geschaut im Sinne von 1860 – wie kann man da sagen, dass ich nicht will? Er kann sagen, was er will. Er hat seine Meinung, ich habe eine andere.
Sie meinen 1860-Sportdirektor Miki Stevic?
Ja.
Wie geht es für Sie weiter?
Es geht noch viel schlimmer im Leben. Ich bin erst 29, bin gesund, kriege Gehalt und spiele noch Fußball. Ich muss mit meinem Berater in Ruhe schauen, was ich machen kann. Ich darf nicht die Nerven verlieren. Es ist nicht leicht. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in meinem Leben passiert. Ich könnte alles akzeptieren, wenn ich den Grund wüsste. Aber ich werde kämpfen. Zwei besondere Worte in Deutsch habe ich mir eingeprägt: „Immer weiter!“
Bereuen Sie es, zu 1860 gewechselt zu sein?
Nein, ich habe mich in München immer wohl gefühlt – und auch in diesem tollen Traditionsverein. Es war nicht immer einfach für mich, aber ich habe immer gekämpft. Es ist nicht das erste Mal, dass es hier Probleme gibt. Die Situation ist frustrierend, es macht keinen Spaß mehr. Meine Familie hilft mir. Ich war noch nie so tief unten wie jetzt.
Interview: Reinhard Franke