„Ich habe eine richtige Löwenmähne“
1860-Torjäger Djordje Rakic erklärt, warum er kein Publikumsliebling sein will – und was sein Vater gegen die Frisur einzuwenden hat.
AZ: Herr Rakic, Sie haben in den ersten zwei Spielen für die Löwen dreimal getroffen, wurden im ersten Heimspiel gleich zum Matchwinner. Wie lebt sich's so als neuer Publikumsliebling bei 1860?
DJORDJE RAKIC: Es läuft perfekt für mich. Ich bin erst so kurz wieder hier, das hatte ich nicht erwartet. Ich bin überglücklich. Aber ich will gar kein Publikumsliebling sein.
Wie bitte? Wieso das denn nicht?
Ich höre gar nicht hin, wenn die Fans mich feiern. Ich mag nicht außerhalb des Teams gefeiert werden. Ich alleine bin nichts besonderes, sondern die Mannschaft als Einheit ist etwas besonderes. Ich bin Stürmer und mache nur meinen Job.
Aber einen sehr guten. Was ist der Grund für Ihre Leistungsexplosion?
In Salzburg (seine letzte Station, d. Red.) musste ich am Ende alleine trainieren. Das war ein Schock für mich, und ich war in dieser Zeit sehr traurig. Hier bei 1860 war ich sofort willkommen. Vielleicht habe ich hier jetzt einfach das Glück, das mir zuletzt woanders fehlte. Jetzt will ich etwas zurückzahlen und will zeigen, dass ich es einfach drauf habe.
Sie haben gesagt, 1860 ist Ihre große Liebe. Schon mal darüber nachgedacht, dass größere Vereine auf Sie aufmerksam werden, wenn Sie weiter so treffen?
Darüber denke ich gar nicht nach. Ich kenne die finanziellen Probleme von 1860, aber ich kann die Fans beruhigen: Ich gehe nicht so schnell weg. Ich will mit den Löwen in die Erste Liga.
Ihr Markenzeichen sind Ihre langen Haare. Seit wann tragen Sie Ihre Haare so?
Seit ich zehn bin. Das letzte Mal habe ich sie vor drei Jahren abgeschnitten, aber danach wollte ich sie nur noch wachsen lassen. Aber ich habe in den letzten Jahren auch viel Kritik wegen meiner Haare einstecken müssen.
Von wem denn?
Von meinem Manager und vor allem von meinem Vater. Jedes Mal, wenn er mich traf, hat er gemeckert, dass ich so lange Haare habe. Aber das ist mein Style, mein Image. Das bin ich.
Wie eitel sind Sie?
Ich bin nicht eitel. Ich bin da ganz normal wie jeder andere Kerl. Ich brauche morgens nur zehn Minuten im Bad. Ich habe Glück. Meine Haare liegen auch gut, wenn ich morgens verschlafen aufstehe. Ich muss da nicht viel machen. Wenn ich mich zu sehr auf mein Äußeres konzentrieren würde, dann würde es schnell Kritik geben, wenn ich mal schlechter spiele.
Auf dem Platz tragen Sie Ihre Haare offen. Warum tragen Sie im Spiel eigentlich kein Haarband?
Ich habe eben eine richtige Löwenmähne. (lacht) Nur blond färben würde ich sie nie. Es reicht, wenn ich der einzige Spieler auf dem Platz bin, der lange Haare trägt. Ich will nicht, dass die Leute sagen „Guck, der Rakic achtet mehr auf seine Haare als auf sein Spiel." Wenn ich gut spiele, sagt keiner etwas, wenn ich aber schlecht spiele, dann kommen blöde Kommentare, wenn ich einen Zopf tragen würde. Im Training trage ich Zopf. Im Spiel bringen mir die offenen Haare Glück.
Mal ehrlich, Herr Rakic: Wie oft gehen Sie eigentlich zum Friseur?
Nur dreimal im Jahr. Ich gehe immer zu einem Freund in Salzburg. Bei dem bin ich schon seit Jahren. Er kennt meine Haare am besten.
Gegen Osnabrück wurden Ihnen Ihre Haare aber zum Verhängnis. Sie haben sich nach dem 1:0 im Tornetz verheddert.
Das war witzig. Ein Stürmer landet mit Ball im Tor. (lacht) Alles von mir war im Tornetz gefangen. Ich rief zu den Jungs "Zieht mich hier raus!", aber einige haben mich hochgezogen, einige aus Spaß wieder runter gedrückt. Ich kam nicht hoch.
Stimmt es, dass Sie sogar einen eigenen Fanklub haben?
Ja, meine Freunde aus München fahren seit Jahren zu jedem Spiel von mir. Acht oder zehn Stunden - das ist denen egal. Für Sie habe ich die Jubelgeste nach meinem 2:1 gegen Osnabrück gemacht.
Interview: Reinhard Franke
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